Köln | Anlässlich seiner alle zwei Jahre stattfindenden Mitgliederversammlung resümiert der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein die Entwicklungen der privaten Kölner Wohnungswirtschaft der vergangenen 24 Monate. Aufgrund seiner rund 25.000 Mitglieder lässt sich aus dem Rückblick des Vereins ein Stimmungsbild innerhalb der gesamten privaten Wohnungswirtschaft Kölns ablesen. Im Falle Kölns sei man von Münchner Verhältnissen weit entfernt, so Hauptgeschäftsführer Thomas Tewes. Es herrsche in einigen Wohnquartieren Kölns ein Mangel an Wohnungen, von einer Wohnungsnot in Köln könne aber nicht die Rede sein. Auch löse der Immobilienboom im Falle Kölns keine Goldgräberstimmung aus.

„Es gibt keine Wohnungsnot in Köln“, so Tewes. Zwar gebe es partiell angespannte Märkte in einigen Wohnlagen in der Südstadt und im Zentrum, jedoch hätten etwa drei Viertel des Kölner Stadtgebietes ein moderates Mietniveau und auch Wohnungsangebote. Steigerungsraten von über 30 Prozent bei Neuvermietungen seien nur auf wenige Stadtteile beschränkt. Zwar möge es ein moralisches Recht auf Wohnen geben. Ein Recht auf Wohnen im Zentrum gebe es aber nicht. Die Stadt bestünde aus mehr als nur Sülz, Lindenthal und Klettenberg. Die Forderung von Studierenden nach Uni-nahem, günstigem Wohnen in diesen Stadtteilen hält er für nicht realisierbar. Köln habe einen guten Personennahverkehr und auch den Studenten könne durchaus zugemutet werden, längere Fahrtzeiten zur Universität einzuplanen.

Zum Thema der aktuell in der Politik diskutierten „Mietpreisbremse“ sagte Tewes, eine solche Maßnahme würde nur kurzfristig zu einer Erleichterung für wenige führen. Zwar würden sich im Falle einer solchen Deckelung bei Neuvermietung mehr Bewerber auf eine Wohnung in begehrter Lage melden, jedoch würden dann nach wie vor diejenigen Mieter ausgesucht, die über die beste Bonität verfügten. Im Endeffekt würden also dieselben Personen eine solche Wohnung erhalten, wie bisher, nur zu einem gedeckelten Mietpreis.

Was den geförderten Wohnungsbau anbelange, würde die Stadt die falschen Maßnahmen verfolgen. Die eventuelle Einführung des sogenannten „Münchner Modells“, bei dem Investoren im Falle eines Neubaus einen einheitlich festgelegten Anteil an gefördertem Wohnbau realisieren müssten, unabhängig vom Standort, bewertet Tewes als Abschreckung von Investoren. Der Verein plädiert daher für eine Beibehaltung der derzeitigen Praxis Quoten für den geförderten Wohnungsbau mittels städtebaulicher Verträge durchzusetzen.

Der Bau von gefördertem Wohnen gestalte sich auch teilweise deshalb so schwierig, weil die Stadt einerseits mehr sozialen Wohnungsbau fordere, andererseits eigene Liegenschaften stets zum Höchstpreis veräußere. So könnte die Stadt etwa Anreize zum sozialen Wohnungsbau schaffen, indem sie eigene Grundstücke verbilligt abgeben würde – verbunden mit der Auflage, darauf geförderten Wohnbau zu realisieren.

Köln habe, so Tewes, einiges an Potential im Bereich Wohnungsbau in petto. So könnte man durch Umwidmung ehemals rein für Gewerbe ausgeschriebener Gebiete mitten in der Stadt neuen Wohnraum schaffen. Deshalb fordere der Haus- und Grundbesitzerverein schon seit längerem eine neue Begehung der Stadtteile, um Baulandpotential zu erkennen. Es gebe eine Vielzahl von Gewerbegrundstücken, die als solche nicht mehr brauchbar seien. Diese würde nur aus statistischen Gründen vorgehalten. Auf großes Interesse stoße eine Initiative des Vereins, Mitglieder dahingehend zu beraten, teilweise seit Jahren leerstehende Ladenlokale in Erdgeschoss-Wohnungen umzuwandeln. Bei der „Leerstand vermeiden, Wohnraum schaffen“ getauften Initiative kooperiere man mit der Stadt Köln.

Hauptsorgen der Mietglieder: Ausstehende Mietforderung, Formulierungshilfen von Mieterhöhungen und Abmahnungen

Der Verein führt laut eigenen Angaben jährlich rund 15.000 persönliche sowie rund 30.000 telefonische Beratungen bei seinen Mitgliedern durch. Ein Team bestehend aus 20 Anwälten, einem Architekten, einer Energie- sowie einer Steuerberaterin bietet Rechts-, Bau-, Energie- und Steuerberatung an. Hauptthema bei der Beratung, so Hauptgeschäftsführer Thomas Tewes, seien säumige Mieter. Dabei sei zu beobachten, dass die wenigsten Vermieter schon bereits nach Zahlungsrückständen seitens der Mieter von zwei Monatsmieten von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch machten. Vielmehr sei zu beobachten, dass Vermieter erst dann eine Kündigung aussprächen, wenn Mietrückstände von mehreren Tausend Euro zusammengekommen seien.

Ein weiterer Schwerpunkt bei den Anfragen liege bei der Formulierungshilfe im Falle von Mieterhöhungen. Aufgrund der hohen rechtlichen Anforderungen nähmen viele Mitglieder die Hilfe des Vereins in Anspruch. Hierbei sei zu beobachten, dass Vermieter vor allem Wert auf längerfristige Mietverhältnisse legten, als auf regelmäßige Mieterhöhungen. Daher seien Mieterhöhungen, die auf Mieten von vier oder fünf Euro erfolgten, keine Seltenheit.

Auf Platz drei am häufigsten geleisteten Hilfestellungen sei das Formulieren von Abmahnungen aufgrund von Zahlungsverzug oder wegen Störung des Hausfriedens. Dabei beobachte der Verein einen zunehmenden Egoismus unter den Bewohnern von Hausgemeinschaften, so Tewes. Allgemein sei weniger Rücksichtnahme zu beobachten. Aber auch die Stadt bereite vielen Hauseigentümern Probleme. Die Mitglieder zeigten sich erbost über die mangelhafte Informationspolitik der Stadt im Falle von für die Anwohner kostenpflichtigen Baumaßnahmen. Vielfach stellten sich Gebührenbescheide als überhöht heraus. Auch monierten viele Mitglieder ein teilweise hoheitliches Auftreten der Stadt gegenüber Hauseigentümern. Der Dienstleistungsgedanke sei bei vielen Dienststellen der Stadtverwaltung noch nicht angekommen, stellte Tewes fest.

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Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein besteht seit 1888 und ist laut eigenen Angaben mit rund 25.000 Mitgliedern die größte örtliche Interessenvertretung seiner Art in Deutschland.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Symbolfoto