Köln | Am gestrigen Donnerstag hat der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein seine alljährliche Halbjahreskonferenz durchgeführt. Angesichts der unveränderten Wohnungsnot in Köln sollen neue Wohnbauflächen her.

Anlass für die Suche nach geeigneten und verfügbaren Siedlungsflächen im Kölner Stadtgebiet waren die jüngsten Zahlen zu den fertiggestellten Wohnungen in Köln. Mit 2138 im zurückliegenden Jahr verfehlte die Stadt Köln selbst die Mindestziele um nahezu die Hälfte (4000 neue Wohnungen pro Jahr). Von den eigentlich inzwischen für notwendig erachteten 6.000 Wohnungen pro Jahr sei man noch weiter entfernt.

Das Argument des gestiegenen „Bauüberhangs“ ließen die Konrad Adenauer und Thomas Tewes als Vorstand und Hauptgeschäftsführer des Kölner Haus und Grund nicht gelten. Vielmehr stehe zu befürchten, dass selbst wenn dieser Überhang schnell abgebaut wird. Dann stehe eher zu befürchten, dass in den Folgejahren die Zahl der Wohnungsfertigstellungen noch niedriger liegen dürfte.

Hauptproblem für die niedrigen Wohnbauzahlen ist nach Auffassung der Kölner Immobilienexperten die „mangelnde Bereitstellung von Bauland“. Und weil die stadtkernnahen Bereich bereits sehr dicht bebaut sind, müssen neue Wohnbauflächen vor allem an den Rändern des Kölner Stadtgebiets entstehen. Auch wegen der Folgen des Klimawandels in Städten (Hitzeinseln, Starkregen) sei eine zunehmende Verdichtung kaum möglich, von wachsenden Protesten der Anwohner mal abgesehen.

Nicht nur Kreutzfeld bietet sich an

Bei ihrer Suche nach Potenzialflächen für neue Wohngebiete haben die Verantwortlichen über den Tellerrand des Stadtentwicklungskonzepts Wohnen hinausgeschaut. Köln, obwohl von der Fläche her grö0er als München, hat trotzdem deutlich weniger Einwohner als die bayerische Landeshauptstadt. Folglich bietet der Blick auf die Kölner Karte erhebliche Flächenpotenziale, die es zu aktivieren gilt.

Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein hat bei der Flächenauswahl besonders darauf geachtet, dass in der Nähe öffentlicher Personennahverkehr in Form von S- oder Stadtbahn bereits besteht oder ohne neuen Streckenbau hergestellt werden könnte. Neben dem Gebiet Kreutzfeld gibt es im Kölner Norden und Nordwesten sowie im Südosten am Ortsrand von Porz erhebliche Flächenreserven.

Restriktionen und Regulierungen

Allerdings räumt der Verein ein, dass die Umsetzung erhebliche Probleme birgt, nicht nur wegen der Eigentumsverhältnisse. In dem ersten Aufschlag konnte der HUG nicht ermitteln, wer Eigentümer der Flächen ist und was die mitunter privaten Besitzer mit diesen Flächen vorhaben.

Ein weiteres Regulativ ist das Landschaftsschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen (LSG), das auch in Köln weite Flächen als schützenswerte Biotope ausweist. Viele LSG stammen aus einer Zeit, als Wohnraumbedarf überhaupt kein Thema war. Demensprechend wurden sie sehr weiträumig ausgewiesen. Dass diese Ausweisung zum Teil recht willkürlich anmutet, zeigt sich am Beispiel Kreuzfeld. Nur weil man schon damals hier Siedlungserweiterung im Sinn hatte, wurde das Gebiet aus dem LSG ausgenommen. Für die Ausnahme sprechen jedoch darüber hinaus keine weiteren topographischen oder ähnliche Gründe, so die Vereinsoberen weiter.

Auch wenn manche Idee tatsächlich nicht umsetzbar ist, dem HUG ging es mit der Benennung möglicher neuer Wohnbaugebiete um Denkanstöße für die zukünftige Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt. Zwar macht der Wohnungsmarkt derzeit keine Sprünge mehr nach oben. Dennoch werden die Mieten auch im Bestand weiter steigen, wenn Angebot und Nachfrage in Köln weiterhin derzeit im Ungleichgewicht sind.

Hoffnungen setzen Adenauer und Tewes auf den neuen Baudezernenten Markus Greitemann. Beide wollen die Zusammenarbeit mit dem neuen Planungsverantwortlichen in jedem Fall fortsetzen. Ziel sei es, die Perspektiven durch die zeitnahe Schaffung von Flächennutzungsplänen zu konkretisieren, so der Verein abschließend.

Autor: rk
Foto: Köln hat noch viele Potenzialflächen. Nicht alle sind bereits untersucht.