Köln | aktualsiert | Die Kölnmesse stellte heute im Messehochhaus ihren Bilanz 2016 vor. Man habe mit dem besten geraden Messejahr aller Zeiten abgeschlossen, meldet der Konzern, denn die Messejahre verlaufen im zweijährigen Rhythmus unterschiedlich und sind daher auch differenziert zu betrachten. Mit einem Konzernumsatz von 274 Millionen Euro liege man 17 Millionen über Plan und habe einen Verlust von 900.000 Euro zu verkraften, also fast eine „schwarze Null“, wie die Messeverantwortlichen dies ausdrückten, auch wenn die Formulierung „rote Null“ zutreffender wäre. Die hätte man erreicht, so die Kölnmesse, wenn nicht im Rahmen der erhöhten allgemeinen Gefährdungslage mehr Sicherheitsmaßnahmen nötig geworden wären, die so Geschäftsführer Herbert Marner, im siebenstelligen Bereich lagen. Der ausführliche Bericht mit Videoausschnitten aus den Reden von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Gerald Böse, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Katharina C. Hamma und Herbert Manner, beide Geschäftsführer folgt.

Auch für 2017 habe man viel vor und wolle mit einem geplanten Umsatz von über 320 Millionen Euro das Rekordjahr 2015 erneut übertrumpfen. Die Messe sei auf Wachstumskurs und stellt daher auch Forderungen an die Stadt. Etwa 3.000 Hotelbetten mehr, vor allem im gehobenen Segment der vier bis fünf Sterne Häuser und vor allem internationaler Ketten, die auch bei den asiatischen oder amerikanischen Kunden bekannt seien. Vor allem im Hinblick auf die Eröffnung des Confex-Zentrums, sei diese Kapazitätserweiterung der Kölner Hotellerie wichtig. Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die dem Aufsichtsrat vorsteht, machte deutlich, dass das Signal angekommen sei und die Stadt etwa auf der Messe MIPIM für Investoren werben wolle. Die Investoren und Hoteliers benötigten aber auch entsprechende Grundstücke mahnte die Kölnmesse. Reker lobte die Arbeit von Böse und seinem Team und zeigte, dass sie sich glücklich schätze, dass dessen Vertrag bis 2023 verlängert werden konnte.

Bedeutend für den Wirtschaftsstandort

Henriette Reker lobte die Arbeit der Kölnmesse und betonte die positive Strahlkraft für Köln. Denn die Kölnmesse mache Köln in der Welt bekannt und sei eine zentrale Säule des Wirtschaftsstandortes Köln. Reker zeigte sich zuversichtlich, dass das neue Confex-Zentrum, dass bis 2021 fertiggestellt sein soll, weiteren positiven Einfluss haben werde. Reker teilte die Ansicht, dass Köln mehr Hotelkapazität im gehobenen Segment benötige und berichtete von einem japanischen Aussteller der Hotelschiffe angemietet hatte. Dass es einen Hotelengpass gebe seien allerdings Versäumnisse, die in der Vergangenheit gemacht worden seien.

Transformation zur Zukunftsmesse

Gerald Böse, der Vorsitzende der Geschäftsführung, nannte die vier zentralen Botschaften bei der „Transformation zur Zukunftsmesse“. Diese seien nachhaltiges Wachstum, Investitionen ohne finanzielle Altlasten, den digitalen Weg beschreiten und die Schaffung des attraktivsten innerstädtischen Messegeländes der Welt. Böse sagte, auch 2017 liege die Messe deutlich auf Kurs. Rückblickend auf 2016 sei festzustellen, dass die Kölnmesse stärker als die Branche in Deutschland wachse, die deutschlandweit eine Rekordumsatz von 3,8 Milliarden Euro verzeichnen konnte.

Neben dem reinen Messegeschäft sieht Böse den Ausbau der digitalen Services als weiteres Wachstumsfeld, etwa die Einrichtung veranstaltungsübergreifender Plattformen auf den Kompetenzfeldern der Kölnmesse, wie etwa die Business-Plattform der Einrichtungsbranche, die bereits erfolgreich an den Start gegangen sei. Zudem wachse das Auslandsgeschäft der Messe schnell, so Böse. 2016 lag der Schwerpunkt auf Südamerika. Das Auslandsgeschäft macht aktuell 14 Prozent des Umsatzes der Kölnmesse aus und damit habe man den strategischen Zielkorridor erreicht. Böse äußerte sich auch zur Zukunft des Confex-Zentrums und wer dieses bespielen soll. 2019, also zwei Jahre vor Inbetriebnahme des Confex-Zentrums, laufen die Verträge mit Kölnkongress aus. Aktuell sei man in Gesprächen, aber Böse machte deutlich, dass er die Vermarktung Confex-Halle unter der Oberhoheit der Kölnmesse sieht. Welche Rolle dabei Kölnkongress spielen wird, blieb offen.

Rekorde, Rekorde, Rekorde

Geschäftsführerin Katharina C. Hamma meldete Rekorde über Rekorde, zeigte sich aber vor allem in Hinblick auf das Türkeigeschäft und den Brexit nachdenklich. Die Kölnmesse richtete 2016 25 Eigenveranstaltungen und 21 Gastveranstaltungen am Standort in Deutz aus. 27 eigene Messeveranstaltungen kommen im Ausland hinzu. Über 35.500 Unternehmen stellten aus und mehr als 2,3 Millionen Besucher kamen. Die Kölnmesse sieht sich gut aufgestellt im neuen Kompetenzfeld „Digital Media, Entertainment und Mobility“. Die Digitalmessen gamescom und dmexco wurden um die Digility erweitert. Ab 2018 findet die Photokina jährlich statt und wechselt vom Herbst ins Frühjahr und kann so als eine der ersten Messen die Produktneuheiten präsentieren. Dies, so Hamma, sei einem beschleunigten Produktzyklus in der Fototechnik, geschuldet. Die neugestaltete Orgatec ziehe wieder High-Tech-Unternehmen wie Microsoft und Samsung an und dies wertete Hamma positiv. Auch die veganfach sei – auch weil die Messe ein Alleinstellungsmerkmal habe – ein Erfolg, denn 1.000 Einkäufer aus dem Handel und die großen Handelsmarken kamen.

Beobachten müsse man die Entwicklungen rund um Russland und die Türkei, bei letzterer spüre man eine deutliche Zurückhaltung bei den Besucher und Ausstellerzahlen. Auch sei noch nicht klar, wie sich der Brexit auswirke, etwa auf die Kind + Jugend, die traditionell von britischen Unternehmen hoch frequentiert war. Die Dental-Schau IDS wachse, die Art Cologne gut positioniert und bald mit der Art Berlin mit einem neuen Ableger. Die Interzum verzeichnete ein Besucherwachstum um 19 Prozent, die damit die Rekordliste von Hamma anführt.

Im Zeitplan

Geschäftsführer Herbert Marner trug nicht nur die Zahlen im Detail vor, sondern berichtete auch von den Bautätigkeiten. Beim neuen Parkhaus mit direkter Anbindung an die Kölner Zoobrücke liege man im Zeitplan. Der erste Bauabschnitt soll im Herbst 2017 eröffnet werden. Im August will man den Bauantrag für die Confex-Halle einreichen. Im Herbst soll es auch die ersten Entwürfe für die Neugestaltung des Außengeländes durch das Büro „urbane gestalt“ geben. Marner erklärte, dass der Ausbau der IT-Infrastruktur voranschreite, die Services in die Cloud wanderten und die Mitarbeiter mit moderner Kommunikation ausgestattet wurden.

Autor: Andi Goral