Köln | Zum zweiten Mal legt das Kulturamt einen detailreichen Geschäftsbericht vor – was damit im nächsten Jahr nach Kölner Recht erfreuliches Brauchtum wäre. Danach wurden 2016 rund 5,4 Millionen Euro zur Förderung der freien Szene ausgegeben. Im Jahr davor waren es noch 5,6 Millionen, in diesem stehen 6,5 Millionen zur Verfügung.

Das meiste Geld gab’s für die freie Theaterszene

Mit gut 2,2 Millionen (2,1 Millionen) Euro erhielt auch 2016 die freie Theaterszene das meiste Geld. Fast 75 Prozent kostete die institutionelle Förderung – von Casamax Theater bis zum Theater Tiefrot teilen sich 14 Spielstätten und Gruppen 1,6 Millionen. Spitzenreiter ist hier das Konzept des Kinderkulturhauses der Comedia Colonia (405.000 Euro), aber auch die junge Theatergemeinde erhielt noch 23.000 Euro.

Mit 567.000 Euro wurden beinahe 70 Projekte gefördert, die Empfänger spiegeln die vielfältige und bunte Theaterszene Kölns wider. Gefördert wurden einzelne Produktionen sowohl des Erwachsenen- wie des Kinder- und Jugendtheaters, Festivals, Gastspiele von Kölner Gruppen außerhalb Kölns sowie Gastspiele deutscher und internationaler Enselmbles in Köln. Auch die Unterstützung bei Baumaßnahmen oder die Verbesserung der Bühnentechnik gehört dazu. Diese „infrastrukturelle Förderung“ von neun Theatern ließ sich die Stadt 59.000 Euro kosten.

Geprägt war 2016 durch eine Überarbeitung des Theaterförderkonzepts, von der sich die Szene vor allem langfristige Planungssicherheit erhofft. Nach intensiven Diskussionen wurde es im Dezember beschlossen, die Umsetzung erfolgt in diesem Jahr.

Jazz, Alte und Neue Musik werden gleichermaßen gefordert

Kölns freie Musikszene wurde mit insgesamt 736.000 (707.000) Euro unterstützt. Auf die institutionelle Förderung entfielen 424.000 Euro. Von den sieben Institutionen erhielten ON – Neue Musik Köln (150.000) und die Kölner Gesellschaft für Alte Musik/ZAMUS (135.000) das meiste Geld. Bei der Projektmittelvergabe achtet das Kulturamt nach eigener Angabe darauf, alle Musikrichtungen in einem „angemessenen Verhältnis“ zu berücksichtigen. Die Projektförderung verteilt sich auf fast 50 Festivals und Konzertreihen aller Musikrichtungen, Kompositionen und genreübergreifende Initiativen. So wurde ein Australien-Tournee des Jazz-Pianisten Florian Ross (er erhielt 2002 das Kölner Förderstipendium) mit 500 Euro subventioniert, das Festival „Romanischer Sommer“ mit 20.000 Euro.

Nicht nur für bildende Künstler endlich ein angemessenes Honorar

Mit 735.000 Euro (2015: 591.347 Euro) stehen Bildende Kunst, Neue Medien und Atelierförderung knapp hinter der Sparte Musik an 3. Stelle der Förderungs-Rangliste. Sechs Ausstellungsorte und Vereine wurden unverändert mit etwa 323.000 institutionell gefördert, den mit 168.500 Euro größte Betrag erhielt der Kölnische Kunstverein, gefolgt von der Temporary Gallery (80.000 Euro) und dem Kulturwerk des BBK Köln (30.000).

Mit insgesamt 350.000 wurden über 50 Einzelausstellungen, Festivals, Projekte von Kunsträumen, Kunstaktionen im öffentlichen Raum, Künstlerresidenzen, Netzwerke und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Die Einzelbetrage reichen von 1.200 Euro für ein Projekt von Katrin Rabenort bis zu 24.400 Euro für ein Ausstellungsprogramm des Brunnen e.V. Mit 63.000 Euro wurden Ateliermieten bezuschusst.

Als besonderen Erfolg vermeldet das Kulturamt, dass nach einer neuen Regelung eine Förderung wie auch in den anderen Bereichen nur erfolgt, wenn davon auch angemessene Künstlerhonorare gezahlt werden.

Stadt hilft Kölns Tanz-Szene beim Aufbau eines Netzwerks

Mit 535.000 (491.000) Euro versuchte das Kulturamt die immer noch bestehende Lücke zu füllen, die das Kaputtsparen des Kölner „Tanzforums“ in den 1980er Jahren hinterlassen hat. 251.000 Euro betrug die institutionelle Förderung, 130.000 davon gingen an – eine von fünf Einrichtungen – das deutsche Tanzarchiv. Die 284.000 Euro Projektförderung gingen an 19 Produktionen, außerdem können sich vier Compagnien über eine dreijährige Projektförderung von jeweils 15.000 Euro freuen, die ehrenfeldstudios e.V. (20.000 Euro) und die Tanzfaktur UG (35.000 Euro) über eine Residenzförderung.

Als besonders erfolgreich hat sich – so das Kulturamt – die erstmals 2015 aufgelegte Residenzförderung erwiesen. Sie machte es vielen Künstlerinnen und Künstlern möglich, zu stark vergünstigten Bedingungen zu produzieren und aufzutreten. Außerdem werde dadurch der Netzwerkgedanke gestärkt.

Mit Werbe-CD den Musikernachwuchs bekannt gemacht

379.000 (431.000) gab’s für die Popkultur. Breit gefächert sind die geförderten Projekte – oft waren hier schon 1.000 Euro eine willkommene Unterstützung für Festivals, Nachwuchsförderung, Netzwerke, Marketing, Gastspiele im Ausland, CD-Produktionen Konzerte und andere Veranstaltungen. Insgesamt 189.000 Euro standen hierfür bereit. In diesen Etat fielen auch die Unterstützung bei Schallschutzmaßnahmen und Dachsanierungen, von letzterer in Höhe von 10.000 Euro profitierte PopkulturKöln e.V. in seinem Domizil Fort Deckstein. Die gesamte institutionelle Förderung teilten sich cologne pop GmbH (150.000 Euro) und Popkultur Köln (40.000 Euro).

Für das kulturamt war 2016 ein „gutes Jahr“. Mit der Förderung der CD Compilation „Ehrenfeld Sessions Vol. 1“ in einer 1000er Auflage (die federführende Fleet Union UG erhielt dafür 2.200 Euro) mit aktuellen Stücken junger Bands habe man zur „stärkeren Sichtbarkeit der Szene beigetragen“. Mit der Wahl des Beirats Popkultur wurde ein „wichtiger Grundstein für die strategische Arbeit des Kulturamts“ gelegt.

Film

Der Etat für die Förderung der Filmkultur weist mit 365.000 Euro gegenüber 164.000 im Jahr 2015 eine deutliche Steigerung aus. Die Organisatoren des Internationalen Frauenfilmfestivals Dortmund/Köln (IFFF, 94.000 Euro), des Afrika Film Festivals (Filminitiative Köln, 50.000 Euro) und des Soundtrack–Cologne Festival & Kongreß (Televisor Troika, 35.000 Euro) wurden mit zusammen 179.000 Euro institutionell gefördert.

Mit 186.000 wurden andere Filmfestivals, Reihen, Jahresprogramme und Einzelveranstaltungen unterstützt, darunter KFFK-Kurzfilmfestival Köln’10 (Kurzfilmfreunde Köln 27.000), Cinepänz (jfc Medienzentrum, 25.000 Euro), 120 Jahre Film- und Kinogeschichte (Köln im Film, 19.000 Euro), Filmclub 813 (10.000 Euro) und New Generations _ Independent Indian Film Night (Masala Movement, 900 Euro).

Mit der Erhöhung des Film will das Kulturamt vor allem die Strukturen der Szene stärken. Dies geschieht unter anderem durch die geförderte Website www.filmszene-koeln.de. Außerdem wurde eine Untersuchung zur Bestandsaufnahme und Bewertung der freien Filmkultur unterstützt.

Kulturamt will mehr Autoren – und mehr (junge) Leser

220.000 (200.000) Euro flossen in den Bereich Literatur. Als einzige Institution wurde das Literaturhaus als „Angelpunkt, Impulsgeber und Unterstützer“ der hiesigen Literaturszene mit 100.000 Euro unterstützt. Den Rest teilten sich knapp 30 Projekte wie Sololesungen und Lesereihen, Festivals und – ein Schwerpunkt der Förderung – Initiativen zur Leseförderung. Die Beträge reichen hier von 700 Euro für drei Schullesungen bis zu 20.000 Euro für das Veranstaltungsprogramm des Jungen Literaturhauses. Insgesamt ist die Förderung des Nachwuchses – des schreibenden wie des lesenden – ein Schwerpunkt der Mittelvergabe. Das Kulturamt bedauert, dass es 2016 „leider sehr wenig“ neue, experimentelle oder interdisziplinäre Veranstaltungsformate und Festivals gab.

Kölner mit Migrationshintergrund sollen auch als Kulturproduzenten wirken

Unverändert 109.000 Euro standen für interkulturelle Projekte bereit. Vor acht Jahren begann Köln als eine der ersten deutschen Städte mir der Förderung von „Interkultur“: Bürger mit Migrationshintergrund sollten nicht nur stärker als Zielgruppe für das Kulturangebot der Stadt angesprochen werden, sondern auch als Produzentinnen von Kunst und Kultur aktiv werden. Gefördert werden vor allem spartenübergreifende Projekte. Ohne 10.000 Euro Unterstützung hätte das Festival Italiana sicher nicht so stattfinden können, ebenso der Frühling der Kulturen (Südstadt-Leben, 7.000 Euro) oder eine von der Farough- Buchhandlung angebotene internationale Lesereihe (1.000 Euro).

2015 gab es mit Festivals und Schwerpunktförderung noch zwei weitere Förderbereiche mit zusammen rund 600.000 Euro. Die geförderten Projekte wurden jetzt den jeweiligen Sparten zugeordnet. Für das laufende Jahr wurde der Etat für die freie Szene um eine Million Euro aufgestockt. Der jetzt vorgelegte Geschäftsbericht wird in der nächsten Kulturausschusssitzung diskutiert.

Zu den weiteren Aufgaben des Kulturamts gehört neben der Betreuung der städtischen Förderstipendien und des Böll-Preises sowie die städtische artothek als Ausstellungsort und Verleihstätte für Kunst. Für Letzteres wurden 22.000 Euro aufgewandt. Der jetzt vorgelegte Geschäftsbericht wird in der nächsten Kulturausschusssitzung diskutiert.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Kulturamtsleiterin Barbara Foerster legt zum zweiten Mal einen  Geschäftsbericht vor – das wäre auch aus anderen Ämtern wünschenswert.