Köln | Am heutigen Dienstag hat die Postbank ihren alljährlichen „Wohnatlas“ veröffentlicht. Vor dem Hintergrund des unverändert starken Preisdrucks auf dem Kölner Wohnungsmarkt blicken die Analysten vor allem in den so genannten „Speckgürtel“. Doch nicht alle Standorte lohnen sich.

Wer in Köln Wohnraum kaufen will, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Nach einer aktuellen Untersuchung der Postbank kostet der durchschnittliche Quadratmeter Wohnfläche in der Domstadt im vergangenen Jahr 3306 Euro. Für viele so genannte „Schwellenhaushalte“ und Normalverdiener ist das inzwischen unerschwinglich. Folge: Gerade junge Familien suchen sich günstigeren Wohnraum im Umland. Hier liegen die durchschnittlichen Quadratmeter deutlich niedriger, zum Teil um mehr als 1000 Euro. Das gilt auch für Single-Haushalte und Familien ohne Kinder.

Doch mit dem Umzug aus der Großstadt sind für die meisten auch erhöhte Kosten verbunden, da sie zur Arbeit in die Stadt hineinpendeln müssen. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat im Auftrag der Postbank nun eine Modellrechnung entwickelt, mit der sich diese jährlichen Kosten erstmals beziffern lassen. Der dabei entstandene „Wohnatlas 2018“ hat den Anspruch aufzuzeigen, wann die Fahrtkosten und -zeit den Kostenvorteil des günstigeren Immobilienkaufs im Umland aufgezehrt haben.

Rhein-Kreis-Neuss schneidet am besten ab

Verglichen wird jeweils der Kauf einer durchschnittlich teuren 70-Quadratmeter-Wohnung in der Domstadt und in den Umlandkreisen. Um die Pendelzeiten zu ermitteln, wurden als Startpunkte die bevölkerungsreichste Stadt des betreffenden Kreises und der Verwaltungssitz untersucht. Die günstigsten Ergebnisse ergab die Analyse für Neuss im Rhein-Kreis Neuss: Dort hat der Kaufpreisvorteil bei täglicher Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für den Arbeitsweg 40,2 Jahre Bestand, bei täglicher Fahrt mit dem Auto reduziert sich diese Zeitspanne auf 18,6 Jahre.

Blickt man auf Leverkusen, zeigen sich etwas längere Pendelstrecken. Dementsprechend ist der Kaufpreisvorteil bereits nach 24,5 Jahren dahin. Wer die Strecke täglich mit dem Auto bewältigt, hat die Preisdifferenz schon nach 13,2 Jahren verfahren, so das Ergebnis der Analyse.

ÖPNV-Nutzung fast überall günstiger

Neben Neuss und Leverkusen erweist sich Siegburg im Rhein-Sieg-Kreis als ein Standort, in der der Immobilienkauf auch nach mehr als 20 Jahren Pendeln günstiger bleibt als in Köln selbst. Wenn man mit Bus oder Bahn fährt, kommt man von dort trotz vergleichsweise weiter Strecke sehr zügig in die Domstadt. Die Strecke vom Bahnhof in Siegburg zum Kölner Hauptbahnhof ist zwar mit 32 Kilometern mehr als doppelt so lang wie aus Leverkusen, die Siegburger sind aber mit einer Fahrzeit von nur 13 Minuten sogar zwei Minuten schneller in Köln. Mit dieser zeitsparenden Verbindung profitieren sie 24 Jahre vom günstigeren Immobilienkauf. In Bergisch Gladbach im Rheinisch-Bergischen Kreis ist der Kaufpreisvorteil für Bahnfahrer nach 19,6 Jahren aufgezehrt, in Kerpen im Rhein-Erft-Kreis nach 18,6 Jahren, so weitere Ergebnisse.

Bei Nutzung des Pkw sind die Zeitspannen überall deutlich kürzer – sie liegen zwischen 18,6 Jahren (Neuss) und 5,9 Jahren (Ratingen). Keine der untersuchten Städte zeigt Kostenvorteile für Auto-Pendler im Vergleich zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Die Vorteile für Bus- und Bahnfahrer sind in Neuss mit einem Plus von 21,6 Jahren besonders groß. In Mettmann besteht der Vorteil für die „Öffentlichen“ dagegen nur 0,8 Jahre länger als für die Auto-Fraktion. Hier lohnt vor allem die tägliche Fahrt in die Landeshauptstadt, da die öffentlichen Verkehrsmittel hier deutlich besser angebunden sind als in die größte NRW-Kommune. Sowohl von Ratingen als auch von Mettmann aus ist die Strecke nach Düsseldorf erheblich kürzer:

So liegt Düsseldorf 13 Kilometer, Köln hingegen 48 Kilometer von Ratingen entfernt. Der Düsseldorfer Hauptbahnhof ist ab Ratingen in 16 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, ab Köln werden mindestens 48 Minuten benötigt. Mit dem Auto müssen ab Ratingen Richtung Köln 23 Minuten mehr als nach Düsseldorf eingeplant werden. Aufgrund der weiteren Entfernungen und der im Vergleich zu den anderen betrachteten Städten längeren Pendelzeiten bilden Ratingen und Mettmann die Schlusslichter im Vergleich der Städte aus den Umlandkreisen, allerdings nur bezogen auf den Zielstandort Köln, so das Fazit der Wohnungsexperten.

Autor: rk
Foto: Busse und Bahnen sind für Pendler in der Regel günstiger als die tägliche Fahrt mit dem Pkw. Dann kann sich der Umzug ins Umland auch langfristig lohnen, sagt der neue Wohnatlas der Postbank.