Köln | Die Rheinenergie erlebte 2011 ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr. Das Unternehmen erzielte ein Ergebnis in Höhe von 194 Millionen Euro. Noch in diesem Jahr will die Rheinenergie vermutlich den Bau des Gaskraftwerkes Niehl III beginnen. Langfristig soll jedoch nur noch in erneuerbare Energien investiert werden, kündigte Vorstandsvorsitzender Dieter Steinkamp an. Eine positive Nachricht für die Kunden: Zumindest 2012 sollen die Strom- und Gaspreise nicht weiter erhöht werden.

Keine weiteren Preiserhöhungen 2012

Nachdem die Rheinenergie im April 2012 die Strompreise erhöht hat, müssen sich die Kunden in diesem Jahr nicht auf weitere Erhöhungen einstellen. Auch das Gaspreis soll 2012 unverändert bleiben. Das erklärte heute Uwe Schöneberg, Vorstand der Rheinenergie. Im kommenden Jahr könnte es allerdings zu Preissteigerungen kommen. „Strompreis-Senkungen sind in den kommenden Jahren jedenfalls nicht zu erwarten“, so Schöneberg. Dabei hat die Rheinenergie auch 2011 ein gutes Geschäftsjahr erlebt. Das vergangene Jahr konnte mit einem Unternehmensergebnis in Höhe von über 194 Millionen Euro abschließen (2010: gut 195 Millionen Euro). Davon werden nun rund 148 Millionen Euro an die GEW Köln und damit an die Stadtwerke Köln beziehungsweise an die Stadt abgeführt. Weitere 31 Millionen Euro erhält die RWE als Beteiliger der Rheinenergie und 25 Millionen Euro sollen in das Eigenkapital fließen.

Die Absatz-Zahlen sind 2011 gesunken. Der Stromverkauf der Rheinenergie lag mit 16,2 Milliarden Kilowattstunden leicht unter dem Vorjahresniveau. Etwas deutlicher fiel der Verlust beim Erdgasverkauf aus. Hier verringerte sich der Absatz um über 800.000 Kilowattstunden auf insgesamt rund sieben Milliarden Kilowattstunden. Auch die Absatzzahlen im Wärmeverkauf sanken 2011 leicht auf 1,5 Milliarden Kilowattstunden. Als Grund gab die Rheinenergie heute die warmen Temperaturen 2011 an.

Niehl III soll kommen

Erfreut zeigte sich heute Dieter Steinkamp, Vorstandsvorsitzender der Rheinenergie, über die Entscheidung des Bundestages, die Kraft-Wärme-Kopplung besser zu fördern. Damit werde nun der Bau von dem Gaswerk „Niehl III“ wahrscheilicher, so Steinkamp. Derzeit würde die Wirtschaftlichkeit dieser Anlage auf der neuen Grundlage neu berechnet. Eine endgültige Entscheidung über den Bau soll dann am kommenden Montag fallen. „Wir sind verhalten optimistisch“, so Steinkamp. Niehl III solle dann ein Kraftwerk auf Basis von Erdgas mit Gas- und Dampfturbinentechnik und in Kraft-Wärme-Kopplung werden. Unklar ist auch noch, wie groß die Anlage werden soll – verhandelt wird über 400 oder 600 Megawatt. Eine Genehmigung erhielt die Rheinenergie in Niehl für ein Kraftwerk von bis zu 1.200 Megawatt. Dies sei jedoch nur mit Partnern zu realisieren, sagte Steinkamp. Zunächst soll daher eine kleinere Anlage gebaut werden. Für den Juli wird nun eine Sitzung des Aufsichtsrates geplant, um den Baubeschluss festzulegen. Noch in diesem Jahr könnte dann mit dem Bau von Niehl III begonnen werden. Eine Inbetriebnahme wäre dann ab 2016 möglich. Insgesamt will die Rheinenergie maximal 500 Millionen Euro in das Projekt investieren.

Niehl III soll zugleich für die Rheinenergie die letzte Investition in fossile Energie sein, kündigte Steinkamp an. Danach werde das Unternehmen nur noch in erneuerbare Energien investieren. Zwar seien, so zeigte sich Steinkamp sicher, auch in den kommenden Jahrzehnten fossile Anlagen notwendig, um die Energieversorgung stabil zu sichern, in Zukunft würden sie jedoch nur noch als „Reserve“-Anlagen fungieren. Damit seien sie für ein Energie-Unternehmen jedoch nicht mehr wirtschaftlich. Denn schon jetzt seien „regenerative Energien keine Nischen mehr“, so Steinkamp. Um künftig fossile Anlagen wirtschaftlich betreiben zu können, forderte er heute, dass auch Bereitschaftszeiten eines Kraftwerks berücksichtigt werden.

Fernwärme soll ausgebaut werden

Als konkreten Beitrag zur Energiewende will die Rheinenergie zudem das Fernwärmenetz in Köln erheblich ausbauen. Dazu will das Unternehmen auch vier Gebiete in Köln neu mit Fernwärme versorgen. Zuallererst soll dabei eine Fernwärmeleitung von dem geplanten Werk Niehl III über den Rhein nach Mülheim und Deutz gebaut werden. Künftige Kunden erhofft sich die Rheinenergie dabei etwa in den möglichen neuen Wohngebieten im Deutzer Hafen. Weiter soll das Netz in Ehrenfeld/ Nippes und in Sülz/ Klettenberg gebaut werden. Danach will die Rheinenergie die Fernwärmenetze in Merheim und das geplante Netz in Deutz verbinden. Dabei rechnet das Energie-Unternehmen mit Investitionen deutlich über 100 Millionen Euro.

Um den Ausbau zu bewerkstelligen, ist die Rheinenergie laut eigenen Angaben jedoch auf die Unterstützung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen angewiesen. Derzeit würden bereits Gespräche dazu laufen. Das Land hält Fördermittel in Höhe von 250 Millionen Euro bereit. Steinkamp möchte möglichst viel davon für das Kölner Projekt sichern. Einen nötigen Betrag wollte er heute jedoch nicht nennen. Um alle vier Gebiete an ein Fernwärmenetz anzuschließen, sei jedoch ein hoher zweistelliger Millionenbereich nötig.

Kunden als Investitions-Partner

Als weiteren Schritt will die Rheinenergie ihre Kunden als Investitions-Partner gewinnen. Dazu sollen zunächst alle diejenigen angeschrieben werden, die bereits als Ökostorm-Kunden angemeldet sind. Sie sollen aufgefordert werden, sich an Investitionen in regionale Solar-Projekten zu beteiligen. Dadurch hofft das Unternehmen rund drei Millionen Euro anzuwerben. Gebaut werden sollen davon verschiedene kleinere Solar-Projekte. Bereits heute gibt es in der Region rund 1.99 Photovoltaik-Anlagen, die ihren erzeugten Strom in das Netz einspeisen. Eine Herausforderung der Zukunft wird es laut Steinkamp daher sein, intelligente Stromnetze einzurichten. Bislang funktionierten diese überwiegend als „Einbahnstraße“, so Steinkamp, um den Strom vom Unternehmen zum Kunden zu transportieren. Künftig müssten sie jedoch in beide Richtungen funktionieren, sodass auch kleinere Photovoltaik-Anlagen oder kleinere Blockheizkraftwerke ihren Strom in das Netz einspeisen könnten.

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Heizkraftwerk Niehl II der Rheinenergie