Köln | aktualisiert | Die Handelslandschaft in NRW wird sich grundlegend ändern, dies ergibt die Studie „Handelsszenarien Nordrhein-Westfalen 2030“ des IFH Köln im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Kann der Wandel im Handel gelingen?

Die Überschrift des IFH Köln ist eindeutig: „Jedes fünfte Geschäft in NRW wird bis 2030 schließen“. Das IFH spricht von einem tiefgreifenden Wandel und nennt die Auslöser: „Demografischer Wandel, Urbanisierung, neue Technologien und verändertes Konsumentenverhalten sowie neue Geschäftsmodelle.“ Der Wandel könne dann gelingen, wenn sich der Handel zukunftsfähig aufstelle. Welche Bedeutung der Einzelhandel in NRW hat zeigen die statistischen Fakten: Rund ein Drittel des bundesdeutschen Gesamtumsatzes wird in NRW erwirtschaftet. Dazu kommt, dass unter den eintausend umsatzstärksten Handelsunternehmen 30 Prozent ihren Sitz in NRW haben.

Bis zu 20.000 Geschäftsschließungen

Die Experten errechnen in ihren Szenarien, dass bis 2030 mit einer Zahl zwischen 13.000 und 20.000 Geschäftsschließungen zu rechnen sei. Derzeit gibt es in NRW rund 110.000 Einzelhandelsgeschäfte. Der Handel werde sich in die attraktiven und hochfrequentierten größeren Städte in NRW verlagern, so eine Prognose. Für Metropolen wie Köln dürfte dies auf der einen Seite ein positives Signal sein, auf der anderen Seite eine Herausforderung, die vor allem in der verkehrlichen Situation, die schon jetzt alles andere als blendend ist, besteht. Denn die Lage sei immer noch zentraler Erfolgsfaktor.

Königin Kundin und König Kunde

Der Handel, so eine weitere Empfehlung des IFH Köln, muss sich auf den Kunden und seine Bedürfnisse fokussieren. Angebote und Service muss so passgenau wie möglich auf den Kunden zugeschnitten werden. Dazu müsse der Handel Daten über die Kunden und deren Kundenverhalten nutzbar machen können und Künstliche Intelligenz einsetzen.

Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln, sieht in der Vernetzung unterschiedlicher Aktivitäten eine weitere Chance sich erfolgreich am Markt zu halten: „Ein Beharren auf althergebrachten Strukturen, Vorgehensweisen und Denken in Einzelinteressen sind keine Erfolgsrezepte im digitalen Zeitalter – Stadt, Handel und Freizeit müssen sehr viel stärker zusammengedacht werden als dies heute der Fall ist. Die Vorteile der Plattformökonomie und der Digitalisierung müssen auch im stationären Handel umfassend genutzt werden“. Aus dem „Digitalisierungsatlas Handel“, den das IFH ebenfalls im Auftrag des NRW-Wirtschaftsministeriums erstellte, folgern die Wissenschaftler, dass sich der Handel zudem mit einer neuen Visitor Journey auseinandersetzen muss, da Kunden immer und überall ihr Smartphone mit sich tragen. Auf diese Veränderungen sei der Handel in NRW noch nicht eingestellt.

IHK Köln verweist auf ihre Pilotprojekte

„Die Untersuchung ‚Handelsszenarien Nordrhein- Westfalen 2030‘ zeigt auf, wie sehr der stationäre Einzelhandel von verschiedenen Seiten unter Druck gerät und sich diese Entwicklung weiter verschärfen wird“, so Elisabeth Slapio, Geschäftsführerin für den Bereich Innovation und Umwelt der IHK Köln. „Umso wichtiger ist es, die Veränderungsprozesse in der Handelsbranche aktiv zu gestalten und die Chancen des Wandels zu identifizieren. Mit Pilotprojekten wie dem ‚Handelskümmerer‘ oder ‚Kölner Veedel als lokaler Leuchtturm‘ erproben wir analoge und digitale Lösungsansätze in den Kölner Stadtvierteln, um Einkaufsstandorte zu stärken. In Zeiten des Strukturwandels sind die lokalen Akteursgruppen (Einzelhändler, Gastronomen, Immobilieneigentümer, Vereine, Verbände, Kommune) aufgerufen, die Zusammenarbeit zu intensivieren und gemeinschaftlich an Maßnahmen zur Stärkung der Standortattraktivität zu arbeiten.“

Autor: Von Redaktion