Köln | aktualisiert | Das Branchenblatt „Horizont“ meldete es zuerst und titelte: „DuMont will sich von sämtlichen Zeitungen trennen“. Die Nachricht läuft wie ein Lauffeuer durch alle Gazetten und ist von allen überregionalen Titeln von „Faz.net“, „taggesspiegel.de“ oder „Spiegel Online“ aufgegriffen worden. „Horizont“ liegen nach eigenen Angaben Unterlagen vor, mit denen die Mediengruppe DuMont das Unternehmen Goetzpartners Corporate Finance GmbH in München beauftragte, nach potentiellen Käufern unter anderem für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Kölner Express“ Ausschau zu halten. Mittlerweile liegt der Redaktion von report-K eine Stellungnahme der DuMont Mediengruppe vor, die am Ende des Artikels zu finden ist.

Über den möglichen Verkauf der Kölner Regionalzeitungen von report-K sprach Andi Goral mit Prof. Dr. Frank Überall, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes (DJV)

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DuMont geht es schon länger nicht mehr gut, so Berichte des „Manager Magazins“. 2012 erlitt das Unternehmen einen Verlust von 112 Millionen Euro nach der Insolvenz der Frankfurter Rundschau. 2014 hatte das Unternehmen bei Banken, so das „Manager Magazin“ nach seinem Jahresabschluss 290 Millionen Euro langfristige Kredite. Die Eigenkapitalquote lag nur bei rund zehn Prozent. 2013, so das „Manager Magazin“, sei der Wert des Unternehmens in einem Gutachten von KPMG, auf unter 100 Millionen Euro taxiert worden. Auch die Auflagen der Regionaltitel von DuMont waren im Sinkflug (report-K berichtete >). Die Onlineaktivitäten der Regionaltitel der Mediengruppe wurden erst kürzlich gebündelt im „DuMont Newsnet“. Der Branchendienst „Meedia.de“ lieferte heute aktuell frische Zahlen zu den Auflagenverlusten in den vergangenen zehn Jahren bei den Blättern von DuMont. Verkaufte DuMont im vierten Quartal 2008 noch über eine Millionen Zeitungen, so sind es heute nur noch 605.633 Exemplare so die Schnellanalyse. Alleine der „Express“ verkaufte 2008 in Köln, Düsseldorf und Bonn noch 183.204 Exemplare am Kiosk und an Abonnenten. Heute sind es nur noch 78.509 Exemplare. In zehn Jahren hat der Boulevardtitel also mehr als 100.000 verkaufte Zeitungen eingebüßt.

Alle Regionalmedien betroffen

DuMont, so „Horizont“, wolle alle Regionalmedien verkaufen. Darunter den „Kölner Stadt-Anzeiger“, den „Kölner Express“, die „Berliner Zeitung“, den „Berliner Kurier“, die „Mitteldeutsche Zeitung“ und die „Hamburger Morgenpost“. Auf die Druckereien, die zentralen Services und die Anzeigenblätter sollen auf der Verkaufsliste stehen. Was bliebe nach einem Verkauf von DuMont, die seit 1802 Zeitungen drucken, übrig? Die Marketing Technology mit „facelift“, „uplift“, „censhare“ und „Kontrast“ sowie Business Information. Hierzu gehört der „Bundesanzeiger“-Verlag, „Validatis“, „Reguvis“ und „DTAD“.

Der DJV-NRW spricht von „Sorge um Medienstandort Köln“

Der DJV-NRW-Vorsitzender Frank Stach, erklärte in einer ersten schriftlichen Stellungnahme: „Unabhängige Medien und deren Vielfalt sind systemrelevant für unsere Demokratie. Hier ist die Politik dringend gefordert, ein neues Konzept zur Sicherung der Medienvielfalt auf den Weg zu bringen. Der Medienstandort in Köln und die redaktionellen Arbeitsplätze müssen erhalten bleiben. Der Abschied der Medienkonzerne aus der verlegerischen Verantwortung kann aber generell nicht einfach so hingenommen werden. Die Politik muss spätestens jetzt die Privilegien der Medienhäuser auf den Prüfstand stellen. Es müssen unabhängig von Verlagen Unterstützungsstrukturen geschaffen werden, damit auch Bürger in NRW weiterhin von ihrem demokratischem Recht Gebrauch machen können, sich auch lokal und regional zu informieren.“

DuMont entwickelt verschiedene Handlungsoptionen

Eine Sprecherin des Unternehmens sagte auf Nachfrage von report-K: „Ende 2018 hat DuMont seine Neuausrichtung zu einer Mediengruppe mit drei Geschäftsfeldern planmäßig abgeschlossen. Diesen Zeitpunkt nutzen wir, um die zukünftige Strategie des Gruppenportfolios zu entwickeln und somit die zukunftsfähige Aufstellung des Unternehmens sicherzustellen. Vor diesem Hintergrund werden derzeit verschiedene Handlungsoptionen entwickelt. Dies beinhaltet unter anderem auch die mögliche Veräußerung von Teilen des Portfolios der Mediengruppe. Eine derartige Überprüfung der Strategie findet üblicherweise regelmäßig in einem Unternehmen statt, so auch bei DuMont. Aktuell gibt es weder konkrete Ergebnisse noch Entscheidungen dazu.“

Autor: Andi Goral | Foto: ehu