Köln | Seit März ist bekannt, dass es an einer Leitung des Unternehmens Shell in Wesseling eine Leckage gab. Shell ist ein Unternehmen das der Störfallverordnung unterliegt und damit von der Bezirksregierung Köln überwacht werden muss. Jetzt gibt es wieder eine neue Meldung, dass die Bezirksregierung neue Messstellen bei Shell in Auftrag gibt, weil man immer noch nicht weiß, wie groß die Belastung der Umwelt ist, die durch die Leckage entstand. Sechs Monate nach Bekanntwerden des Lecks. Die Bürger fragen, ob die Bezirksregierung Ihrer Aufsichtspflicht nachkommt.

Halten sich Bezirksregierung und Shell an die Vorgaben der Störfallverordnung?

Die Störfallverordnung spricht eine klare Sprache, nimmt nicht nur das betroffene Unternehmen in die Pflicht, sondern auch die Behörde, die das Unternehmen überwacht. Unter anderem heißt es dort: „Der Betreiber hat dafür zu sorgen, dass in einem Störfall die für die Gefahrenabwehr zuständigen Behörden und die Einsatzkräfte unverzüglich, umfassend und sachkundig beraten werden.“ Und auch die Regelungen zum Meldeverfahren sprechen eine klare Sprache: „Der Betreiber hat der zuständigen Behörde unverzüglich, spätestens innerhalb einer Woche nach Eintritt eines Ereignisses etwa bei einer erheblichen Schädigung des Grundwassers über 1 Ha., eine ergänzende schriftliche Mitteilung vorzulegen. Er hat die Mitteilung bei Vorliegen neuer Erkenntnisse unverzüglich zu ergänzen oder zu berichtigen.“ Weiter heißt es, erhält die zuständige Behörde Kenntnis von einem Ereignis, hat sie durch Inspektionen, Untersuchungen oder andere geeignete Mittel die für eine vollständige Analyse der technischen, organisatorischen und managementspezifischen Gesichtspunkte dieses Ereignisses erforderlichen Informationen einzuholen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass der Betreiber alle erforderlichen Abhilfemaßnahmen trifft, und Empfehlungen zu künftigen Verhinderungsmaßnahmen abzugeben, sobald die Analyse vorliegt.

Donnerstag treffen sich Bezirksregierung und Shell zum Gespräch

Die Bezirksregierung schreibt selbst, dass aus einem Leck in einer unterirdischen Kerosinleitung der Rheinland-Raffinerie eine Million Liter Kerosin ausgetreten waren und sie dies seit März weiß. Schriftlich teilt man heute mit: „Im Zusammenhang mit der Ortung des unterirdischen Kerosinsees fordert die Bezirksregierung Köln die Einrichtung weiterer Messstellen. Auch an den im westlichen Bereich der Leckagestelle angebrachten Messstellen wurden inzwischen Kerosinbefunde festgestellt. Die Ergebnisse wurden der Bezirksregierung am 11.10.2012 von der Firma Shell mitgeteilt. Damit wird die Einrichtung weiterer Messstellen zur Abgrenzung nach Nordwesten und Süden erforderlich. Derzeit werden von der Fa. Shell die notwendigen vorbereitenden Maßnahmen durchgeführt. Sobald die schriftliche Freigabe durch den Kampfmittelräumdienst vorliegt, soll mit der Einrichtung der zusätzlichen Grundwassermessstellen begonnen werden.“ Am Donnerstag will sich nun die Bezirksregierung mit Shell treffen und ein Gespräch führen.

Jetzt erst fordert die Bezirksregierung einen zügigen Ausbau der Messstellen

Dazu lässt der Abteilungsdirektor Dr. Joachim Schwab schriftlich mitteilen: „Die Einrichtung weiterer Messstellen ist dringend geboten, weil nur so die exakte Bestimmung des Kerosinsees und die Platzierung weiterer Sanierungsbrunnen möglich ist. Da sich der Kerosinsee aufgrund der neuen Ergebnisse in Richtung Westen vergrößert hat, muss jetzt zügig ein engmaschiges Messstellennetz eingerichtet werden. Erst wenn an der äußersten Messstelle kein Kerosin mehr gefunden wird, sind wir auf der sicheren Seite“. Zu dem Gespräch am Donnerstag seinen auch Gutachter geladen, heißt es nun von der Bezirksregierung.

Was heißt eigentlich „unverzüglich“ und was ist mit den Additiven des Kerosins?

Sowohl das Vorgehen des Unternehmens Shell, als auch der Bezirksregierung Köln und der Regierungspräsidentin Walsken gibt dem Wort „unverzüglich“ der Störfallverordnung eine neue Bedeutung. Die Bezirksregierung sollte aufgrund des Ausmaßes des so genannten „Kerosinsees“, die Öffentlichkeit besser und schneller informieren, welche Schäden zu erwarten sind, aber auch wie lange eine Sanierung dauern kann. Sowohl von Shell, wie auch von der Bezirksregierung erwartet man zudem auch Hinweise zu den Additiven, die Flugbenzin beigemischt werden und die sich eventuell auch in dem Kerosinsee befinden. Dem in Europa gebräuchlichen Kerosin mit der Bezeichnung Jet A-1-Kennzeichnung wird etwa Dinonylnaphthylsulfonsäure zugemischt, das nach der EU-Gefahrstoffkennzeichnung leichtentzündlich, gesundheitsschädlich und umweltgefährlich ist. Als Antistatikum wird es Kerosin (Jet A-1) additiv beigemischt. Anti-Oxidantien, Metall-Deaktivatoren, Korrosionsschutzmittel, Vereisungsschutzmittel, Biozide oder so genannte Thermal Stability Improver, sind dem Flugbenzin ebenfalls beigemischt.

Unfall bei Kirchheim in München mit Kerosinleitung 2005

Bei einem Unfall in Kirchheim bei München, bei der im Jahr 2005 eine Flugbenzinleitung beschädigt wurde und 25.000 Liter ausgelaufen waren, zitieren Medien Experten, die erklären, dass man 70 Prozent des Kerosins in einem solchen Fall abpumpen könne. Auch 2005 war Kerosin abgepumpt worden, nach der gleichen Methode wie in Köln. Die bayrische Landesregierung sprach damals auf Anfrage der Grünen im bayrischen Landtag von einer langwierigen Sanierung und dass man die wirkliche ausgeflossene Menge nicht ermitteln könne, sondern lediglich die Menge die abgepumpt worden war, festgestellt werden kann.

Autor: Andi Goral
Foto: Die Rheinland Raffinerie bei Nacht