Köln | aktualisiert | Eigentlich gibt es eine Einigung zwischen Verdi und dem Passagierabfertiger Aviation Handling Services (AHS), der auf den Flughäfen Düsseldorf und Köln Marktführer in der Passagierabfertigung ist. Die AHS spricht von einem rechtswidrigen Streikaufruf durch Verdi.

Der Hintergrund
AHS führt etwa die Check-Ins, das Boarding, die Gepäckermittlung und die koordinierenden Vorfeldtätigkeiten durch. Zu den Kunden von AHS gehören Eurowings, Condor, TUI fly, SunExpress, Turkish Airlines, Swiss, Austrian Airlines und weitere Airlines. Der Einstiegslohn liege bei 9,90 Euro pro Stunde, so Verdi. Dazu komme, dass dieser in der Regel an eine Teilzeitbasis gekoppelt sei. Damit bilde AHS das Schlusslicht innerhalb des Arbeitgeberverbandes der Bodenabfertigungsdienstleister im Luftverkehr e.V..

Einigung im Januar
Im Januar habe es zwischen Verdi und der AHS eine Einigung gegeben, die deutliche Lohnerhöhungen für die Beschäftigten an den beiden NRW Airports vorsah. AHS halte, so Verdi, die Umsetzung der Einigung seit neun Monaten zurück. Die Beschäftigten, die zu großen Teilen im Niedriglohnsektor beschäftigt seien, verzichteten dadurch bei aktuellen Monatseinkünften von teilweise 500 bis 600 Euro auf weiteres Einkommen. Die Umsetzung der Vereinbarung gelinge nicht, trotz weiterer Verhandlungen.

Kurzfristig Streiks in den Herbstferien
Verdi werde daher die Beschäftigten in den nächsten Wochen kurzfristig zu Streiks aufrufen. Verdi schreibt: „In den Herbstferien muss somit mit Arbeitsniederlegungen an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn gerechnet werden. Flugausfälle und Verspätungen sind wahrscheinlich.“

„Seit neun Monaten verzichten die AHS-Beschäftigten, von denen viele bereits vor der Krise kein existenzsicherndes Einkommen hatten, auf bis zu 11 Prozent Lohn. Das führt dazu, dass zahlreiche Mitarbeiter aufgrund der Kurzarbeit mit nur 500 bis 600 Euro ihren Alltag beschreiten müssen. Das ist in der Praxis nicht möglich. Ein Unternehmen in der öffentlichen Hand von Flughäfen muss Verantwortung für seine Beschäftigten übernehmen. Da jedoch alle Einigungsversuche seitens AHS ablehnt wurden, sind die Beschäftigten mitten in dieser Krise gezwungen, die vereinbarte Lohnerhöhung durch Streiks durchzusetzen“, erklärte Verhandlungsführer Marvin Reschinsky.

AHS spricht von einem „rechtswidrigen Warnstreik“

Die AHS Düsseldorf und Köln spricht von einem rechtswidrigen Aufruf zum Warnstreik und Verdi verstoße damit gegen die Friedenspflicht, aus einer im März getroffenen Vereinbarung. AHS sagt, dass das im Januar gefundene Verhandlungsergebnis zur Tarifsteigerung erst nach der Krise in der Luftfahrt, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, umgesetzt werden soll.

AHS schreibt: „Einseitig verletzt die ver.di nunmehr ohne ersichtlichen Grund die Vereinbarung über die Friedenspflicht. Als Streikziel fordert die ver.di-Tarifkommission – über die Umsetzung des Tarifverhandlungsergebnisses hinaus – eine Lohnerhöhung von 2,5 Prozent. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass die insgesamt 640 Mitarbeiter an beiden Standorten seit März in Kurzarbeit sind und die Talsohle der existenzbedrohenden Krise für die AHS Düsseldorf und die AHS Köln noch nicht durchschritten ist.“

„Wir bedauern es sehr, dass es gerade in dieser für unser Unternehmen existenzbedrohenden Lage zu einer Auseinandersetzung mit unserem Sozialpartner ver.di kommt. Es ist für uns inakzeptabel, dass durch absprachewidrige Arbeitskampfmaßnahmen von Verdi die Abfertigung des Flugverkehrs in Düsseldorf und Köln/Bonn beeinträchtigt wird“, so Amélie Charisius, Geschäftsführerin der AHS Düsseldorf. Aufgrund des vereinbarten Stillhalteabkommens mit Verdi lehnt die AHS Verhandlungen über die Umsetzung der tariflichen Einigung zum derzeitigen Zeitpunkt ausdrücklich ab.

Autor: von Redaktion