Berlin | Das deutsche Auslandsvermögen hat 2018 einen Rekordstand von knapp zwei Billionen Euro erreicht. Das Rekordhoch ergibt sich aus Daten der Deutschen Bundesbank, über welche die „Welt am Sonntag“ berichtet. Demnach hielten die Bundesbürger im ersten Quartal 2018 Vermögenswerte im Volumen von knapp zwei Billionen Euro mehr, als Ausländer umgekehrt in Deutschland hatten.

Zum Auslandsvermögen zählen Direktinvestitionen in Unternehmen ebenso wie Aktien, Schuldverschreibungen und andere Wertpapiere, aber auch die Target2-Forderungen der Bundesbank im Eurosystem. Hohe Auslandsvermögen häufen vor allem exportstarke Nationen mit hohen Leistungsbilanzüberschüssen an. Eingesetzt werden sie höchst unterschiedlich.

„China nutzt seine Gläubiger-Position, um seine wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen“, sagte David Marsh, Chef der britischen Denkfabrik OMFIF der „Welt am Sonntag“. Peking investiere das chinesische Auslandsvermögen anders als Berlin in strategische Beteiligungen, etwa Tech-Firmen. Kredite würden so vergeben, dass sie den eigenen Handelsbedürfnissen dienlich sind.

„China hat aus jetziger Sicht sein Auslandsvermögen cleverer als Deutschland investiert“, sagte Marsh. Wachsende Forderungen im Rahmen des Target2-Verrechnungssystems der Euro-Notenbanken haben Deutschland zum größten Gläubiger Europas gemacht, und das führt zu Streit. „Politisch ist das große Auslandsvermögen der Deutschen wie Dynamit, das jederzeit hochgehen und die eigenen Interessen beschädigen kann“, sagte Marsh.

Die Target-Salden werden als Ausdruck der Ungleichgewichte im Euro-System gesehen und sind sowohl in Deutschland als auch in den Peripheriestaaten umstritten. Nach Ansicht des Ökonomen Thomas Mayer stellen vor allem die Target2-Guthaben der Bundesbank ein Problem dar. Mit diesen unbesicherten und unverzinsten Forderungen verspiele Deutschland nicht nur wichtige Einnahmen. Im Fall eines Euro-Zerfalls seien die Außenstände außerdem kaum einzutreiben. Der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank und Gründungsdirektor des Flossbach & Storch Research Instituts rät der Politik, das Target-System zu modifizieren. Eine nachträgliche Besicherung der Forderungen sei politisch wohl nicht durchsetzbar. „Aber möglich wäre, das gegenwärtige System zu suspendieren und künftige Zahlungsbilanzdefizite über ein neues Target3 nur noch verzinslich und mit Besicherung der Kredite vorzunehmen“, sagte Mayer der Zeitung. Die Target2-Forderungen der Bundesbank hatten zuletzt an der Marke von einer Billion Euro gekratzt.

Autor: dts