Berlin | aktualisiert | Der Präsident des Flughafenverbands ADV, Michael Garvens, hat vor einer Offenhaltung des Berliner Flughafens Tegel gewarnt. Es sei wirtschaftlicher, Tegel zu schließen, sagte Garvens den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitag). Mit Blick auf den Volksentscheid in Berlin am 24. September über die Zukunft des Flughafens erklärte der ADV-Präsident, dass das Thema Schallschutz noch einmal auf die Agenda komme, sollte Tegel wirklich offen bleiben.

„Dann müsste man den gesamten Berliner Norden mit Schallschutz versehen. Und man müsste in den Flughafen kräftig investieren. Wer soll das zahlen?“, sagte Garvens.

„Doppelstrukturen sind teuer“, warnte Garvens, der den Flughafen Köln/Bonn leitet. „Zudem würde eine Doppelstruktur, sprich Berlin hätte den BER und Tegel, alles verkomplizieren.“ Er erklärte, Passagiere würden kurze Umsteigezeiten wollen „und nicht noch quer durch die City fahren, um den Flughafen zu wechseln“.

Dass Berlin immer noch anstrebe, dauerhaft nur einen Flughafen zu betreiben, sei nachvollziehbar. Er könne auch verstehen, „dass die Berliner ihren Flughafen Tegel sehr lieben“.

Finanzsenator: Tegel-Weiterbetrieb kostet 200 Millionen Euro pro Jahr

Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) rechnet mit mindestens 200 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr, sollte der Flughafen Tegel weiterbetrieben werden. Erforderliche Maßnahmen beim Schallschutz kämen zusätzlich dazu, sagte Kollatz-Ahnen unter Verweis auf Zahlen seiner Verwaltung dem rbb. Bei der Berechnung sei unterstellt, dass sich der neue Flughafen BER und Tegel künftig die Passagiere teilen würden.

Zwei Flughäfen hätten aber höhere Betriebskosten als einer. In Tegel könne die Flughafengesellschaft zudem nur geringere Erlöse erzielen als am BER. Das mache zusammen ein Minus von 100 Millionen Euro jährlich. Tegel sei darüber hinaus ein Sanierungsfall: Von den Toiletten über die Klimaanlage bis zu den Landebahnen.

Das mache noch einmal 100 Millionen Euro pro Jahr. Für den eigentlich gesetzlich vorgeschriebenen Schallschutz dieses innerstädtischen Flughafens veranschlagt Kollatz-Ahnen noch einmal mindestens 400 Millionen Euro. Bekämen die Tegel-Anwohner allerdings den Schallschutz, der rund um den BER Standard sei, würden bis zu zwei Milliarden Euro fällig.

Autor: dts
Foto: Michael Garvens