Essen | Nach den Abgängen an der Spitze von Vorstand und Aufsichtsrat bei Thyssenkrupp sieht der Finanzinvestor Elliott Chancen auf einen Neuanfang bei dem traditionsreichen Stahlkonzern. Damit die Essener Firma erfolgreicher werde, seien „mehr Handlungsfreiheit für die Unternehmensbereiche sowie ein ausgeprägteres Unternehmertum, eine schlankere Konzernzentrale, eine agile und flexible Struktur“ vonnöten, sagte Franck Tuil, die Nummer zwei von Elliot in Europa, der „Welt“. Der Portfolio-Manager bestritt, explizit eine Zerschlagung von Thyssenkrupp betrieben zu haben.

„Wir haben nie eine Zerschlagung von Thyssenkrupp gefordert“, sagte Tuil. „Wir sind deshalb verwundert über die aktuelle Debatte, die ohne sachlichen Grund für Irritationen bei den Mitarbeitern und weiten Teilen der Öffentlichkeit sorgt. Diejenigen, die diese künstlich erzeugte Debatte aufbauschen, handeln verantwortungslos.“ „Thyssenkrupp hat das Potenzial, zum Klassenprimus aufzusteigen. Doch leider sind bei Thyssenkrupp in der Vergangenheit einige Entscheidungen gefällt worden, durch die das Unternehmen in vielerlei Hinsicht hinter seinen Möglichkeiten geblieben ist“, sagte Tuil. Bei der Stahlfusion mit Tata habe Thyssenkrupp seine Unternehmensteile zu billig eingebracht. „Wir haben das Stahl-Joint-Venture unterstützt, doch es ist bedauerlich, dass es dem Vorstand nicht gelungen ist, angesichts der starken Performance des Thyssenkrupp-Stahlgeschäfts bessere Bedingungen zu verhandeln. Es wurde zu viel Wert verschenkt, den man in die Zukunft des Unternehmens hätte investieren sollen.“ Elliott ist im Mai dieses Jahres mit knapp drei Prozent bei Thyssenkrupp eingestiegen. Der Hedgefonds mit Sitz in New York gilt als „aktivistischer Investor“, der seine Interessen teils mit aggressiven Methoden durchsetzt.

Thyssenkrupp gehört seit Jahren zu den DAX-Firmen mit unterdurchschnittlicher Wertentwicklung. Von Januar bis Juli 2018 hat die Aktie rund sechs Prozent an Wert verloren.

Autor: dts