Essen | Lange Jahre galt der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Oliver Burkhard als möglicher künftiger Vorsitzender der größten deutschen Einzelgewerkschaft. Doch stattdessen wird der 40-jährige Betriebswirt nun wohl in den Vorstand des größten deutschen Stahlproduzenten ThysssenKrupp wechseln.

IG-Metall-Chef Berthold Huber teilte heute mit, die Gewerkschaft habe den 40-jährigen Betriebswirt nach Absprache mit den Arbeitnehmervertretern und der Arbeitgeberseite als Kandidaten für die Position des Arbeitsdirektors vorgeschlagen. Burkhard sei der Richtige, bei dem zuletzt mit roten Zahlen kämpfenden Unternehmen für faire Lösungen im Interesse der Beschäftigten zu sorgen. Außerdem sei ThyssenKrupp „einer der wichtigsten Konzerne für die industrielle Wertschöpfung in Deutschland, weit über den Stahlbereich hinaus“.

Der ThyssenKrupp-Aufsichtsrat wird offiziell zwar erst auf seiner nächsten ordentlichen Sitzung am 21. November über einen Nachfolger für den aus Gesundheitsgründen vorzeitig ausscheidenden Arbeitsdirektor Ralph Labonte entscheiden. Doch liegt das Vorschlagsrecht für den Posten traditionell bei der IG Metall. Und Burkhards Nominierung sei bei allen Beteiligten auf große Zustimmung gestoßen, hieß es in Gewerkschaftskreisen.

Bei ThyssenKrupp warten große Herausforderungen

Auf den neuen Arbeitsdirektor warten bei ThyssenKrupp große Herausforderungen. Der Essener Stahlriese leidet zurzeit nicht nur unter der schwachen Stahlkonjunktur in Europa, die bereits zu Kurzarbeit an zahlreichen deutschen Standorten geführt hat. Er muss gleichzeitig auch noch hohe Verluste durch die völlig aus dem Ruder gelaufenen Stahlwerksneubauten in Brasilien und den USA verkraften. Konzernchef Heinrich Hiesinger hat ThyssenKrupp deshalb einen drastischen Umbau verordnet, dessen Folgen auch viele Beschäftigte zu spüren bekommen dürften.

Burkhard galt bislang als eines der größten Nachwuchstalente in der IG Metall und wurde auch als möglicher künftiger Gewerkschaftschef gehandelt. Von der Süddeutschen Zeitung als „Gewerkschafter in Nadelstreifen“ tituliert, stand der studierte Betriebswirt für eine neue Riege von Gewerkschafter, die die IG Metall modernisieren wollten.

Doch ist der Weg an die Spitze der IG Metall für Burkhard nun wohl verbaut. Es sei kaum denkbar, dass Burkhard nach dem Wechsel in den ThyssenKrupp-Vorstand noch einmal einen Funktionärsposten bei der Gewerkschaft bekleide, hieß es in IG-Metall-Kreisen.

Autor: Erich Reimann/ dapd