Frankfurt/Main | Die IG Metall fürchtet trotz der Verabschiedung des Konjunkturpakets durch das Bundeskabinett eine Insolvenzwelle wegen der Coronakrise – und fordert notfalls Verhandlungen über ein weiteres Milliardenpaket. „Im Moment haben wir eine heftige Weltwirtschaftskrise, wie wir sie noch nie erlebt haben“, sagte IG Metall-Chef Jörg Hofmann dem „Tagesspiegel“. Gerade bei den Zulieferern in der Automobilindustrie sei die Insolvenzgefahr in Deutschland stark gestiegen.

„Unsere jüngste Umfrage zeigt: Über 80.000 Beschäftigte in 270 Betrieben sind in hoher oder akuter Insolvenzgefahr“, sagte Hofmann. „Und diese Zahlen steigen.“ Der IG-Metall-Chef forderte weitere Konjunkturhilfen, falls das jetzige 130-Milliarden-Paket „verpuffen“ sollte.

Wenn das Konjunkturpaket, das viele gute und wichtige Punkte enthalte, nicht in der Breite wirke, dann müsse man im Herbst noch einmal darüber reden, ob man nicht nachsteuern müsse. Durch den beschlossenen Verzicht auf eine an den Emissionen orientierte Kaufprämie für Autos und die stattdessen erfolgende Mehrwertsteuersenkung ab Juli werde keine vernünftige Klimaschutz-Lenkungswirkung erreicht. „Jetzt wird selbst der Verkauf von alten Gebrauchtwagen und SUV-Boliden gefördert, egal, was aus dem Auspuff kommt.“

Mit Blick auf den Einsatz der SPD-Spitze um Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans gegen Kaufprämien auch für Verbrenner sagte Hofmann, der selbst SPD-Mitglied ist, er habe „ernsthafte Zweifel ob die SPD ein tragfähiges industriepolitisches Konzept hat“. Noch immer hingen gut 90 Prozent der Arbeitsplätze in der Automobilindustrie vom Verbrennungsmotor ab. „Wir haben klar gesagt: Wir halten nichts von einer pauschalen Kaufprämie.“

Man habe eine Kopplung an eine signifikante Reduzierung der CO2-Emissionen und eine nennenswerte Eigenbeteiligung der Hersteller gewollt, so Hofmann. Klimaschutz und Beschäftigung seien kein Widerspruch.

Autor: Andi Goral