Düsseldorf | Die Konjunkturexperten der Hans-Böckler-Stiftung sehen die derzeitige konjunkturelle Lage als robust an. Die Konjunkturampel des IMK-Indikators springt dabei sogar von „gelb“ auf „grün“.

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung IMK der Hans-Böckler-Stiftung hat für den Monat Mai das Risiko eines konjunkturellen Rückgangs als geringer eingestuft als einen Monat zuvor. Wie die Wirtschaftsforscher weiter mitteilten, weist das Frühwarninstrument, das die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, für den Zeitraum von Mai bis Ende Juli eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 27,3 Prozent aus. Im April hatte das Rezessionsrisiko noch bei 32,4 Prozent gelegen.

Mit einem Schwellenwert von 30 Prozent stehe die „Konjunkturampel“ derzeit wieder auf „grün“, was den Status „keine Rezessionsgefahr“ signalisiert. Über die konjunkturelle Entwicklung im weiteren Verlauf des Jahres aber könne man derzeit noch keine Aussagen treffen, dennoch zeigt man sich beim IMK verhalten optimistisch.

Robuste Konjunkturindices schlagen die Risiken

„Die gute Nachricht ist: Die Befürchtung, dass die deutsche Konjunktur in einen raschen Abschwung geraten könnte, hat sich nicht bestätigt. Wir sehen in den Daten sogar einige Indizien dafür, dass das Rezessionsrisiko in den kommenden Monaten weiter langsam sinkt. Die deutsche Wirtschaft profitiert nach wie vor davon, dass gute Arbeitsmarktdaten und steigende Löhne die Binnennachfrage antreiben. Deshalb ist der Aufschwung weitaus unempfindlicher gegen weltwirtschaftliche Verwerfungen als noch vor zehn Jahren und wenn diese Stabilitätskräfte weiter wirken, sind wir optimistisch, dass er sich fortsetzt“, erklärte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Prof. Dr. Gustav A. Horn.

Es gebe jedoch nach wie vor erhebliche Risiken. „Die schlechte Nachricht hat einen Namen: Donald Trump. Geopolitische Unsicherheiten und auch die weiter schwebende Entscheidung über US-Importzölle trüben zumindest die Stimmung in der Wirtschaft weiterhin ein. Hält dieser Prozess an, werden die Sorgen um die Konjunktur wieder zunehmen“, so Horn weiter.
Die aktuelle leichte Entspannung beim Rezessionsrisiko erklärt das IMK mit einem Mix aus drei Faktoren: der Industrieproduktion, die sich zuletzt etwas erholt hat, einem leichten Anstieg der Auftragseingänge aus dem Inland und dem weiterhin ausgesprochen günstigen Finanzierungsumfeld für deutsche Unternehmen. Unverändert negativ wirken sich Stimmungsindikatoren wie der ifo-Index auf den IMK-Indikator aus.
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt dabei die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Frühwarnsystem signalisiert eine Rezession, wenn die Industrieproduktion in einem Zeitraum von fünf Monaten um mindestens ein Prozent zurückgeht.

Autor: bfl
Foto: Die deutsche Konjunktur brummt. Auch wenn Risiken bleiben, die Gefahr eines Rückfalls ist denkbar gering.