Berlin | Der Neubau von Wohnungen kommt Ökonomen zufolge vor allem deshalb nicht voran, weil in vielen Städten das dafür nötige Bauland fehlt. „Das größte Problem ist die fehlende Flexibilität des Wohnungsangebots, was maßgeblich mit fehlenden Flächen zur Bebauung zusammenhängt“, sagte Claus Michelsen, Experte für Konjunktur- und Wohnungspolitik beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), der „Welt am Sonntag“. „Die Kommunen haben hier häufig ihre Hausaufgaben nicht gemacht und stehen nun vor dem Problem langwieriger Planungs- und Erschließungsprozesse.“

Der DIW-Experte gehört zu den Befürwortern von sozialem Wohnungsbau und hält auch eine funktionierende Mietpreisbremse für geeignet, den schnellen Anstieg von Neuvertragsmieten abzuschwächen. Der „Welt am Sonntag“ sagte Michelsen aber auch: „Alle Förderung und jede Preisregulierung wird das Wohnungsmarktproblem nicht in den Griff bekommen, wenn es an den notwendigen Flächen fehlt.“ Um zu diesen neuen Flächen zu kommen, gebe es unterschiedliche Wege: „Es muss nicht nur das Baugebiet am Stadtrand sein. Es kann auch durch gezielte Anreize an der Verdichtung bestehender Baustrukturen gearbeitet werden und damit die Innenentwicklung von Städten vorangetrieben werden“, so Michelsen. Damit auf neuen Flächen auch günstige Wohnungen entstehen, müssten die Städte konsequenter „im Rahmen der Konzeptvergabe handeln und beim Verkauf von Grundstücken gezielt Investoren entlasten, die Wohnraum im mittleren Marktsegment anbieten wollen“. Auch der Wohnungsmarktexperte des Instituts für deutsche Wirtschaft (IW), Michael Voigtländer, hält mehr Flächenvergabe für nötig: „Bauland ist das Nadelöhr“, sagte er der „Welt am Sonntag“.

„Hier brauchen die Städte zum einen finanzielle Unterstützung zur Erweiterung der Infrastruktur, zum anderen aber auch das Signal, dass sie neue Stadtviertel gründen sollen.“ Häufig seien es inzwischen aber auch die Bürger selbst, die gegen Neubauten in der Nachbarschaft protestieren. „Hier bräuchten Bürgermeister mehr Unterstützung der Landes- und Bundespolitik“, so Voigtländer.

Autor: dts