Berlin | aktualisiert | Der Autobauer Opel will seine Sanierung zunächst ohne Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland vorantreiben und alle Standorte in Deutschland bis 2016 erhalten. Das teilten die Adam Opel AG, der Betriebsrat und die IG Metall heute gemeinsam in Rüsselsheim mit. Auch das Bochumer Werk soll zunächst erhalten bleiben, bis die aktuelle Zafira-Fertigung dort Ende 2016 ausläuft.

„Die jetzt getroffene Vereinbarung ist ein Bekenntnis zur Entwicklung von Opel und eine Chance für die Standorte. Beide Seiten haben gezeigt, dass sie Verantwortung für die Beschäftigten übernehmen“, erklärte Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall. Diese Vereinbarung sei aber auch erst ein Anfang. Nun müsse ein tragfähiges Zukunftskonzept für alle Standorte gefunden werden, so Huber. „GM steht voll und ganz hinter den Plänen zur Stärkung von Opel und zur Verbesserung seiner Wettbewerbsfähigkeit. Opel bleibt ein zentraler Pfeiler unseres globalen Geschäfts und ich bin fest davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, bekräftigte Stephen Girsky, Vice Chairman von General Motors. Rund die Hälfte seiner gesamten Investitionen bis 2016 wird Opel in Deutschland tätigen. Opel beschäftigt 20.800 Mitarbeiter in Deutschland und mehr als 40.000 in ganz Europa.#

Kraft begrüßt Jobgarantie Opel – Fordert Wachtumsstrategie vom Autobauer

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat die Bestandsgarantie von Opel für alle vier Werke bis Ende 2016 begrüßt. „Mit der jetzigen Bestandsgarantie bis Ende 2016 und dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen ist wertvolle Zeit gewonnen“, erklärte sie am Mittwoch in Düsseldorf. Opel müsse diese Zeit nutzen, um eine Wachstumsstrategie umzusetzen. „Dann hat auch Opel Bochum eine langfristig gute Zukunft. Die ewige Zitterpartie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien muss beendet werden“, erklärte die SPD-Politikerin.

Vorher hatte bereits Landeswirtschaftsminister Harry Voigtsberger (SPD) eine Zukunft des Werkes in Bochum über 2016 hinaus gefordert. Der Standort habe in der Vergangenheit seine Hausaufgaben gemacht und einen wichtigen Beitrag zur Sanierung des Mutterkonzerns beigetragen. Dies müsse GM bei der langfristigen Produktions- und Geschäftsplanung über das Jahr 2016 hinaus berücksichtigen, erklärte der Minister

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Hintergrund: In der Ruhr-Region hängen Tausende Jobs am Bochumer Opel-Werk

Das Bochumer Opel-Werk hat rund 3.500 Beschäftigte. An dem 1962 eröffneten Werk hängen Tausende weiterer Arbeitsplätze. So sind nach Schätzung der IG Metall Nordrhein-Westfalen landesweit insgesamt rund 40.000 Stellen vom Bochumer Opel-Werk abhängig. „Das Opel-Werk hat eine Riesen-Bedeutung für die industrielle Substanz von NRW“, sagt ein Sprecher der Gewerkschaft. Gut 120 Zulieferer, Logistikbetriebe und Dienstleister in NRW und 470 bundesweit seien mit dem Bochumer Opel-Werk verbunden.

Allein in Bochum selbst sind nach Schätzung der IG Metall rund 4.500 Stellen direkt vom Opel-Werk abhängig. Zu den Werksbeschäftigten, von denen zudem knapp die Hälfte in der Stadt auch wohnt, kommen Arbeitsplätze bei örtlichen Zulieferern sowie dem TÜV Nord, mit dem Opel ein Ausbildungszentrum in Bochum betreibt. Dazu kommen Stellen im Einzelhandel, der auch unter einem Aus zu leiden hätte.

Im Fall einer Werksschließung hält die IHK Mittleres Ruhrgebiet in Bochum in der Region einen Verlust von bis zu 20.000 Stellen für möglich. Die Kammer bezieht sich dabei auf den Erfahrungswert, dass an einem Industrie-Arbeitsplatz im Schnitt 3,8 weitere Stellen hängen.

Ruhrgebiet ist auch größter Absatzmarkt

„Das Ruhrgebiet ist für Opel bundesweit immer noch der größte Absatzmarkt“, sagt IHK-Sprecher Jörg Linden. Der Marktanteil von Opel sei im Revier sogar zweistellig, während er in ganz Deutschland bei sieben Prozent dümpele. Wenn der Opel-Markt im Ruhrgebiet durch eine Werksschließung einbreche, seien die Folgen auch für Opel in ganz Deutschland spürbar, gibt Linden zu bedenken.

Genaue Prognosen über die Folgen einer Werksschließung bleiben jedoch schwierig, weil insbesondere die wirtschaftlichen Konsequenzen für die überwiegend mittelständisch geprägten Zuliefererbetriebe nicht präzise zu ermitteln sind. Klar ist zumindest: Für das Gros der in NRW ansässigen international aufgestellten Zulieferer ist Opel in Bochum nur einer von vielen Kunden, wie es bei Anfragen etwa an den auf Innenausstattung und Elektronik spezialisierten Zulieferer Johnson Controls in der Burscheider Europa-Zentrale heißt. Der weltweit tätige US-Mischkonzern fertigt in Bochum Autositze für Opel. „Über Details geben wir keine Auskunft“, sagt ein Unternehmenssprecher.

Autor: dts, dapd | Foto: GM Company, PR