Berlin | Der Thinktank „Agora Energiewende“ sieht erheblichen Handlungsbedarf zur Stabilisierung des Stromnetzes. Das geht aus einem Gutachten hervor, über welches das „Handelsblatt“ (Dienstagsausgabe) berichtet. Agora mahnt, das bestehende Stromnetz möglichst schnell zu optimieren – und nicht erst auf die Fertigstellung der geplanten „Stromautobahnen“ quer durch Deutschland zu warten.

Die Stromautobahnen sollen die große Entlastung für das Stromnetz bringen, sind aber frühestens in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts fertig. Der Thinktank regt an, ein „Sofortprogramm Bestandsnetze“ aufzulegen, um den Netzbetrieb zu verbessern. Die Bundesnetzagentur und die vier Übertragungsnetzbetreiber sollen dazu klare Zeitziele vereinbaren.

Etwaige regulatorische und organisatorische Hemmnisse müssten zügig abgebaut werden. Das Netz stößt derzeit immer wieder an seine Belastungsgrenzen. Erst am Neujahrstag hatte der Netzbetreiber Tennet bekanntgegeben, im vergangenen Jahr knapp eine Milliarde Euro für Noteingriffe in den Netzbetrieb ausgegeben zu haben.

Aus Sicht von Agora gibt es bei der Optimierung des bestehenden Netzes Defizite: „Bislang genießen Maßnahmen zur Steigerung der Kapazitäten im Bestandsnetz weder in Genehmigungsprozessen noch in der Umsetzung eine hohe Priorität“, heißt es in der Studie. Mit verbesserter Sensorik und Datenübertragung sowie Hochtemperaturleiterseilen (HTLS) könnten große Potenziale im Freileitungsnetz gehoben werden.

Autor: dts