Bochum | Zu Tausenden versammelten sich gestern Abend Künstler und Demonstranten vor dem Schauspielhaus in Bochum, um gegen die drohende Schließung des Opel-Werks zu protestieren. Aufgerufen hatten dazu Künstler aus der Region.

Thomas Löhken schaut besorgt aus. Seit 23 Jahren arbeitet er bei Opel in Bochum. Viele Schließungspläne hat er seitdem erlebt und überlebt. Doch diesmal, glaubt er, werden sich die Tore des Autobauers vielleicht wirklich schließen. „Dieses Mal ist es nicht nur fünf vor zwölf, dieses Mal ist es schon eine Minute vor zwölf“, sagt er. Doch eine Schließung ihres Opel-Werks wollen die Bochumer nicht hinnehmen. Zu Tausenden haben sie sich am Dienstagabend vor dem städtischen Schauspielhaus zu einer künstlerischen Solidaritätskundgebung mit Lesungen, Theaterausschnitten und Musik versammelt. Unter den Protestierenden sind auch zahlreiche namhafte Künstler aus der Region wie der Schauspieler Armin Rohde, der Comedian Hennes Bender oder der Autor Frank Goosen.

Darüber zumindest freut sich Löhken. „Wir sind froh über jede Unterstützung, die wir bekommen“, sagt der Opelaner, der sich wie viele seiner Kollegen ein T-Shirt mit der Aufschrift „Wir bleiben Bochum“ übergestreift hat. Das „O“ ist dabei durch das bekannte Opel-Emblem ersetzt.

„Opel für die Region unverzichtbar“

Opel und Bochum, das gehört zusammen, soll das T-Shirt klarmachen. Und das sieht auch die Oberbürgermeisterin der Stadt, Ottilie Scholz (SPD), so. Opel sei für die Region und die Stadt unverzichtbar, sagt sie und erntet dafür Applaus. Zugleich kündigt sie weitere massive Proteste für den Fall an, dass die Schließung des Opel-Werks tatsächlich beschlossen werden sollte.

„Es tut gut, so eine Unterstützung zu erfahren“, sagt Ramadan Thaqi, der bei Opel im Betriebsrat sitzt. „Wir sehen, wir sind nicht allein.“ Genau das ist es, was die Bochumer Künstler mit ihrer Anwesenheit und ihren Aktionen demonstrieren wollen. Damit die Öffentlichkeit sieht, „dass wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen“, wie es Theaterintendant Anselm Weber ausdrückt. Denn heute sei vielleicht Opel dran, schon morgen könne es jedoch auch die Kunst treffen.

Die Opelaner wollen bereits am Donnerstag ihren sichtbaren Kampf um ihre Arbeitsplätze fortsetzen. Dann tagt in Rüsselsheim der Aufsichtsrat des Autobauers. Und in Bochum wollen sie der Chefetage zeigen, dass sie zum Kampf bereit sind. „Wenn jemand bei GM wirklich glaubt, dass wir uns unsere Zukunft zerstören lassen, dann wird er sein blaues Wunder erleben“, kündigt der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel schon einmal an.

Autor: Tonia Haag | dapd