Mannheim | Die mittelfristigen Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren haben sich im März deutlich verbessert: Der entsprechende Index stieg von -13,4 Zählern im Februar auf nun -3,6 Punkte, teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mit. Der Indikator befindet sich damit aber nach wie vor im negativen Bereich und unterhalb seines langfristigen Durchschnitts von 22,2 Punkten, auch wenn die Einschätzungen zur mittelfristigen Konjunkturentwicklung inzwischen weniger pessimistisch als noch vor ein oder zwei Monaten sind. Die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage für Deutschland verschlechterte sich im März erneut.

Sie beträgt aktuell 11,1 Punkte, 3,9 Punkte unterhalb des Wertes vom Vormonat. Die Erwartungen der Finanzmarktexperten an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone stiegen kräftig um 14,1 Punkte auf einen neuen Wert von -2,5 Punkten. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Eurogebiet sank hingegen erneut.

Der aktuelle Wert der Lageeinschätzung beträgt -6,6 Punkte und liegt damit 3,6 Punkte unterhalb des Wertes vom Vormonat. „Der deutliche Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen zeigt, dass wichtige konjunkturelle Risiken weniger dramatisch eingeschätzt werden“, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die mögliche Verschiebung des Brexits und die wieder aufkeimende Hoffnung auf einen vertraglich geregelten Austritt Großbritanniens hätten die Finanzmarktexperten offenbar optimistischer gestimmt.

Auch Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen China und den USA zur Beendigung des Handelskrieges könnten dazu beigetragen haben. „Gleichwohl zeigen die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland ein relativ schwaches Wachstum im ersten Halbjahr 2019 an“, so Wambach weiter.

Sachverständigenrat korrigiert Wachstumsprognose nach unten

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung korrigiert seine Wachstumsprognose deutlich nach unten. Für die Jahre 2019 und 2020 erwarten die sogenannten „Wirtschaftsweisen“ durchschnittliche Zuwachsraten des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,8 Prozent und 1,7 Prozent. Im November letzten Jahres war von den Experten für 2019 noch eine Zuwachsrate von 1,5 Prozent erwartet worden.

„Die Hochkonjunktur der deutschen Wirtschaft ist vorerst vorüber. Eine Rezession ist angesichts der robusten Binnenkonjunktur aber aktuell nicht zu erwarten“, sagte Christoph Schmidt, Vorsitzender des Gremiums, am Dienstag. Die Anzahl der Erwerbstätigen soll demnach trotz allem weiter steigen und die Lohndynamik hoch bleiben.

Insbesondere vom privaten Konsum, den Bauinvestitionen und dem Staatssektor könnten im Jahr 2019 positive Wachstumsbeiträge ausgehen, so die Prognose. Für die übrigen Mitgliedstaaten des Euro-Raums zeichnet sich laut Sachverständigenrat ebenfalls eine schwächere Entwicklung ab. Die Wirtschaftsweisen senken ihre Prognose für die Zuwachsrate des realen BIP im Euro-Raum für das Jahr 2019 auf 1,2 Prozent.

Für das kommende Jahr wird ein Zuwachs in Höhe von 1,4 Prozent erwartet.

Autor: dts