Berlin | Die Zahl der Riester-Verträge stagniert weiter. Ende Oktober gab es insgesamt 16,535 Millionen Verträge – ein schwacher Zuwachs von rund 25.000 gegenüber dem zweiten Quartal 2017. Das geht aus neuen Zahlen des Bundessozialministeriums hervor, über die das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Mittwochausgaben) berichtet. Der Anteil der ruhend gestellten Verträge ohne Beitragsleistung wird auf gut ein Fünftel geschätzt.

Die Entwicklung stellt sich bei den vier Formen der staatlich geförderten privaten Altersversorge unterschiedlich dar: Bei klassischen Versicherungsverträgen gab es seit Jahresbeginn einen Rückgang – um 72.000 auf 10,791 Millionen Verträge Ende Oktober. Geringfügige Zuwächse waren bei Investmentfondsverträgen und Wohn-Riester zu verzeichnen. Dagegen sank die Zahl der Banksparverträge in diesem Jahr bis Ende Oktober um rund 14.000 auf 748.000. Ein Sprecher des Bundessozialministeriums sagte dem RND, es sei unbestritten, dass die Zahl der Bürger, die mit einer Riester- oder Betriebsrente eine zusätzliche Altersvorsorge aufbaue, stagniere.

Er verwies jedoch auf Verbesserungen bei der zusätzlichen Vorsorge, die ab 2018 greifen. So werde die jährliche Riester-Grundzulage ab 2018 von 154 auf 175 Euro erhöht. Damit sich zusätzliches Sparen am Ende des Erwerbslebens auch für Geringverdiener immer lohne, werde die Anrechnung von Zusatzrenten auf die Grundsicherung im Alter künftig begrenzt.

Grüne und Verbraucherschützer fordern angesichts der neuen Zahlen weitere Reformen bei der staatlich geförderten Altersvorsorge. „In ihrer bisherigen Ausgestaltung wird die Riester-Rente weiter vor sich hin dümpeln und nur eine Minderheit der Bevölkerung erreichen. Dabei sollte die Riester-Rente auf breiter Front das gesunkene Rentenniveau ausgleichen“, sagte Grünen-Rentenexperte Markus Kurth dem RND. Die private Altersvorsorge mit staatlicher Unterstützung müsse jedoch grundlegend neu gedacht werden, wenn sie wirklich zu einer fairen und für jede und jeden zugänglichen Option werden solle: „Wir Grüne wollen die Riester-Förderung stärker auf Geringverdienende konzentrieren und ein öffentlich verwaltetes, transparentes und kostengünstiges Basisprodukt einführen.“ Ähnlich äußerte sich der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

„Nach 17 Jahren muss die Politik endlich erkennen, dass Riester nicht den versprochenen Erfolg gebracht hat“, sagte vzbv-Chef Klaus Müller dem RND. „Zu wenige Menschen riestern und zu viele Riesterprodukte sind zu teuer.“ Damit im Alter keine finanzielle Schieflage drohe, müsse die private Altersvorsorge auf neue Füße gestellt werden: „Die nächste Bundesregierung sollte sich für ein einfaches und kostengünstiges Standardprodukt einsetzen, das keine Gewinninteressen verfolgt und es den Menschen leichter macht, effizient privat vorzusorgen.“

Autor: dts