Köln | Laut einer kürzlich in Köln vorgestellten Prognose der IHK-Initiative Rheinland für die weitere Verkehrsentwicklung der Region fehlen rund 9,5 Milliarden Euro, um die Infrastruktur aus Brücken, Straßen und Schienen vor dem Verfall zu schützen.

„Die Zeit läuft uns davon. Wir brauchen jetzt mehr Geld für Brücken, Schienen und Straßen im Rheinland.“, so Kurt Schmitz-Temming, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn und Projektleiter Verkehr der IHK-Initiative Rheinland. Wenn die Politik nicht endlich handle, werde man den Verfall der Infrastruktur nicht mehr stoppen können. Das Rheinland brauche in den nächsten Jahren 9,5 Milliarden Euro für Sanierung und Ausbau hochbelasteter Verkehrswege.

Auch Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln stellt klar: „Wenn weiter nur geredet wird, dann ist die Leverkusener Rheinbrücke nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was kommt.“ Man brauche deshalb schnellstmöglich Planungsrecht. Soénius begrüßt deshalb den Vorstoß von Bundesverkehrsminister Dobrindt und NRW-Verkehrsminister Groschek für ein „Lex Leverkusen“, mit dem der Klageweg deutlich verkürzt werden könnte.

Seehafenhinterlandverkehre als Wachstumstreiber

Neben dem Quell- und Zielverkehr im Rheinland sollen die sogenannten Seehafenhinterlandverkehre aus den ZARA-Häfen weiter Wachstumstreiber für die Entwicklung des Güterverkehrs werden, so das Ergebnis des vorgestellten „Verkehrsleitbilds Rheinland“. Die Nordseehäfen stellten für West- sowie Süd- und Südosteuropa weiterhin das wichtigste Gateway für weltweite Im- und Exportgeschäfte dar.

Die prognostizierte rasante Entwicklung des Güterumschlags in den so genannten ZARA-Häfen (Hochseehäfen von Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen) von derzeit 763 Millionen auf 1.240 Millionen Tonnen in 2030werde auch unmittelbare Auswirkungen auf die Seehafenlandverbindungen haben, so das „Verkehrsleitbild“. Im grenzüberschreitenden Güterverkehr Belgien-Niederlande-Deutschland werde die Anzahl der Güterzüge von derzeit 249 bis zum Jahr 2025 auf 525 zunehmen, die Anzahl der LKW soll im gleichen Zeitraum von derzeit rund 36.000 auf dann rund 80.000 Einheiten zunehmen.

Investitionsbedarf von 9,5 Mrd. Euro für das Rheinland

Nach Berechnungen der IHKs beinhalten die aufgelisteten notwendigen Projekte zur Sanierung der Infrastruktur im Rheinland einen Gesamtinvestitionsbedarf von vier Milliarden Euro. Hinzu kämen drei Milliarden Euro Kosten für die Sanierung von ca. 300 Brücken im strategischen Fernstraßennetz und 2,5 Milliarden Euro Sanierungskosten für 160 Bahnbrücken der Kategorie 4, also Bauwerken, die komplett neu gebaut werden müssen. In der Summe ergebe das 9,5 Milliarden Euro.

Verlorene Planungsaktivitäten wieder aufbauen

Mehr Geld für die Infrastruktur sei dringend notwendig, aber nicht die einzige Voraussetzung für den Erhalt und Ausbau der Verkehrswege, so die IHKs. Vor allem müsse es ausreichende Planungskapazitäten geben. In Nordrhein-Westfalen fehlten zahlreiche Ingenieure für die Planung und die Baubegleitung von Infrastrukturprojekten sowie Juristen für die Auftragsvergabe. Allein 2013 habe das Land über 40 Millionen Euro Investitionsmittel des Bundes nicht verwenden können und diese zurückgeben müssen, so die IHK-Initiative.

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Zu der IHK-Initiative Rheinland haben sich die folgenden Kammern zusammengeschlossen: IHK Köln, IHK Aachen, IHK Bonn/Sieg, IHK Düsseldorf, IHK Mittlerer Niederrhein, IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid.

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Autor: dd