Als erste Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens sprach heute Hannelore Kraft (SPD) auf der Abschlusskundgebung des CSD. Für Moderator Marcos Schlüter, alias René Gligée, ein wahrer „Ritterschlag für die Veranstaltung.“ Der CSD, so Kraft, passe perfekt zu Köln und NRW, denn „bei uns werden Schwule, Lesben und Transsexuelle mehr respektiert als anderswo“, sagte Kraft. Trotzdem gebe es auch hierzulande noch eine Menge zu tun. „Dumme, dämliche Witze auf Schulhöfen, in Kneipen und in Betrieben“ müssten endlich aufhören. „Wir wollen eine tolerante Gesellschaft“, sprach sie zum Publikum, „dies ist die Stärke dieses Landes.“ Für Ministerpräsidentin Kraft geht es vor allem- wie im diesjährigen Motto „Liebe ist…“ – um Liebe. Darum habe sie sich gefragt, was Liebe für sie sei: „tiefe Zuneigung und Respekt“, gab sie die Antwort hinterher. Und Respekt bedeute vor allem, dass man „immer und überall und vor jedem Menschen“ Respekt zeige. Und um dies weiter voranzutreiben, habe die Landesregierung sich „einiges vorgenommen“ – auch wenn für vieles momentan noch die Mehrheit im Parlament fehle.


Als erste Ministerpräsidentin aus Nordrhein-Westfalen besuchte Hannelore Kraft den CSD in Köln.

Erweiterung des Gleichheitsgrundsatzes
Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes nahm diese Ansage der Ministerpräsidentin dankend an: „Wer so kraftvoll hierhin kommt, der wird von uns mit so viel Liebe überschüttet, dass der Besuch dies zur Tradition wird“, spielte sie auf das erste Erscheinen eines NRW-Ministerpräsidenten beim Kölner CSD an. Köln sei stolz darauf, die "Schwulenhochburg Deutschlands"
zu sein, so Scho-Antwerpes. Und ganz besonders stolz sei man, dass beim CSD in Köln mehr Besucher als in Berlin anwesend wären. Liebe definierte Scho-Antwerpes für sich als "Verantwortung übernehmen" – „Verantwortung für Gesellschaft, Zukunft und Familie“. Studien hätten gezeigt, so Kölns Bürgermeisterin, dass Kinder in gleichgeschlechtlichen Familien ebenso glücklich aufwüchsen wie andere Kinder auch. Deswegen forderte sie eine Erweiterung des Gleichheitsgrundsatzes im Artikel 3 des Grundgesetzes.

Schluss mit spießiger Politik
Dies forderte auch die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth. Sie habe genug von einer „engen, spießigen, gestrigen – vorgestrigen Politik“, wie die schwarz-gelbe Regierung sie betreiben würde. „Es geht uns um Demokratie, um Menschenrechte, um Gleichstellung und um Akzeptanz“, rief sie den Zuschauern zu, wofür sie eine Menge Applaus erhielt. Sie forderte einen nationalen Plan gegen Homophobie und eine Einführung des Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Partner.


Seit Jahren kämpfen sie für die Rechte Homosexueller: Volker Beck und Claudia Roth von den Grünen.

Auf einer Augenhöhe ins Standesamt
Dem konnte ihr Parteikollege Volker Beck nur zustimmen, der wie immer sein „Heimspiel“ genoss. „Was ist das für eine Regierung“, fragte er, „die sich rühmt, das Beamtenrecht für Homosexuelle eingeführt zu haben, ohne dies rückwirkend einzurichten“, erklärte Beck. Dies sei für ihn keine liberale Rechtspolitik. Gleichgeschlechtliche Ehepartner würden zwar die gleichen Pflichten haben, „aber bei der Steuer kann man das nicht absetzen“, wies er auf weiter vorhandene Diskriminierung von politischer Seite aus hin. „Wir wollen auf einer Augenhöhe ins Standesamt“, forderte er lautstark, „wir wollen in der Verfassung stehen haben, dass wir nicht Bürger zweiter Klasse sind.“

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung