Köln | In riesigen weißen Lettern steht dreimal „No AfD“ am Rathaus von Bensberg, dem sogenannten „Affenfelsen“. Dort traf sich heute die AfD Köln und die AfD aus dem Bergischen Kreis zum Wahlkampfauftakt mit Spitzenkandidation Alice Weidel. Die sprach lange über Europa, Flüchtlinge, Bargeld und Innere Sicherheit vor rund 250 Zuhörern. Vor dem Rathaus protestierten rund 100 Menschen gegen die AfD-Veranstaltung. Im Videobericht sehen Sie die Proteste, Interviews mit dem Initiator der Proteste Dominik Graf, Polizeipressesprecher Bratz und einen kleinen Ausschnitt der Rede von AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel, in der sie auf die Flüchtlingspolitik eingeht und den Protest vor dem Saal und den Demonstranten vorwirft inhumane Politik zu unterstützen.

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Gegenprotest vor dem Affenfelsen

Es sind rund 100 Gegendemonstranten nach Bergisch-Gladbach gekommen. Sie stehen vor dem Aufgang zum Rathaus Bensberg. Ein Pavillon ist aufgebaut und man hört laut Musik. Kritisiert wird die AfD von Dominik Graf der den Gegenprotest initiiert hat. Er sagt die AfD sei eine rassistische Partei, der der Oberbürgermeister von Bergisch-Gladbach nicht den Ratssaal zur Verfügung hätte stellen dürfen. Auch die Linke im Stadtrat von Bergisch-Gladbach kritisiert nicht nur die Politik der AfD, sondern auch den CDU-Bürgermeister.

Als die ersten AfD Mitglieder oder nur Zuschauer der öffentlichen Veranstaltung kommen bilden die Gegendemonstranten eine Art Sperrkette. Die Polizei fordert die Gegendemonstranten auf einen Durchlasskorridor zu bilden. So kommen die meisten AfD Anhänger, Mitglieder und Sympathisanten ohne Probleme in den Saal. Einige wollen allerdings einfach durch die Kette gehen und so kam es auch immer wieder zu Provokationen und kleineren Scharmützeln. Die Polizei des Rheinisch-Bergischen Kreises schritt in solchen Situationen immer wieder schnell ein und trennte die Streithähne. Ein junger Mann aus den Reihen des Gegenprotestes wurde in Gewahrsam genommen. Die Gegendemonstranten riefen immer wieder „Nazis raus“ oder „Alerta, alerta, antifascista!, also „Achtung Antifaschisten“. Immer wieder provozierten sich beide Seiten durch Gesten oder Sprüchen.

Lange Rede Weidels

Im Saal treffen sich Kölner AfD und AfD-Anhänger aus Bergisch-Gladbach. Die Kölner AfD hat nach dem Bundesparteitag und der Absage im Sartory-Saal Schwierigkeiten Orte zu finden, in denen sie Parteiversammlungen abhalten kann. Der neue Kölner Kreisvorstand Crister Kremer stellte zwei der vier Kölner Direktkandidaten für die Bundestagswahl vor. Die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel sprach mehr als eine Stunde und stellte sich den Fragen des Publikums. Ihre Rede wurde von den AfD-Anhängern umjubelt. Weidel sprach über die Eurokrise und die Geldpolitik der Bundesregierung. Dabei griff sie auch das extrem komplexe Thema Target 2, also das elektronische Zahlungssystem des Eurosystems, dass nach der Kritik von ifo-Chef Hans-Werner Sinn in den Fokus der Eurokritiker geraten ist, auf und stellte es in populistischer Manier vor, ohne allerdings die Hintergründe, Wirkweise und Auswirkungen ausführlich zu beleuchten. Target 2 hat das „Handelsblatt“ in dem Artikel „Target2 – und was wirklich dahinter steckt“ beschrieben. In der Flüchtlingsfrage fordert Weidel eine Obergrenze und legte die Forderungen der AfD, wie Asylvergabe schon im Heimatland der Flüchtlinge, dar. Das Thema Innere Sicherheit und Abschiebung führte Weidel zudem aus. Weidel erhielt von den AfD-Anhängern und Sympathisanten mehrminütigen Applaus. Sie selbst bezeichnete sich als Wutbürgerin, die zuvor nichts mit Politik zu tun gehabt habe. Auf innerparteiliche Schwierigkeiten ging Weidel in ihrer emotional vorgetragenen Wahlkampfrede nicht ein, nahm das Publikum aber auch mit ihrer charmanten und konservativen Art ein.

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Faktencheck: Ein Ausschnitt aus der Rede von Alice Weidel im Faktencheck >

Autor: Andi Goral
Foto: Die Polizei griff immer wieder in die Gegenproteste ein