Berlin | aktualisiert | Die insolvente Air Berlin darf vorerst in Eigenverwaltung weitermachen und wird noch nicht zerschlagen. Das beschloss der Gläubigerausschuss am Mittwochnachmittag in seiner ersten Sitzung. Auch der vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eingesetzte Sachwalter Lucas Flöther wurde einstimmig in seinem Amt bestätigt.

„Das ist ein gutes Signal für die Verfahrensbeteiligten, wir werden die weiteren Verhandlungen mit Hochdruck vorantreiben“, sagte der Generalbevollmächtigte von Air Berlin im Insolvenzverfahren, Frank Kebekus. „Unser Ziel ist und bleibt, zügig zu tragfähigen Abschlüssen zu kommen und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten“, so Kebekus. Laut Medienberichten hatte sich Lufthansa erhofft, am Mittwoch schon den Zuschlag für Teile des Unternehmens zu bekommen.

Lufthansa macht Übernahmekonzept für Air Berlin konkreter

Die Lufthansa hat am Mittwoch ein Konzept zum Erwerb von Teilen der insolventen Air Berlin vorgelegt. Das teilte Lufthansa am Mittwochabend nach der ersten Sitzung des Gläubigerausschusses mit, ohne aber Details öffentlich zu machen. Ein entsprechendes Gesamtkonzept sei vorgelegt worden.

Bereits in der vergangenen Woche hatte Lufthansa mitgeteilt, in Verhandlungen zum Erwerb von Teilen der Air Berlin zu stehen. Über die Details der Absichtserklärung sei mit dem Insolvenzverwalter Stillschweigen vereinbart worden, hieß es am Mittwoch. Der Gläubigerausschuss hatte zuvor am Nachmittag beschlossen, die insolvente Air Berlin vorerst in Eigenverwaltung weitermachen zu lassen und noch nicht zu zerschlagen.

Fraport-Chef fürchtet Kungelei bei Air-Berlin-Verkauf

Der Vorstandsvorsitzende von Fraport und Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Stefan Schulte, warnt die Bundesregierung vor Kungelei bei der Aufspaltung der insolventen Fluglinie Air Berlin. „Wichtig ist, dass der Verkauf von Air Berlin ein transparenter Prozess wird“, sagte Schulte dem Focus. Im Interesse der Gläubiger und Mitarbeiter müsse es „klare Kriterien“ geben.

Schulte betonte, er würde sich „wünschen, dass die Marke Air Berlin überlebt“. Es sei eine „sympathische Marke“, mit der er gerne geflogen sei. Auf die Frage, ob durch die Insolvenz von Air Berlin auch die Debatte um die Offenhaltung des Berliner Flughafens Tegel nach Eröffnung des BER vom Tisch sei, sagte Schulte: „Es ist heute sehr schwer, neue Flughäfen zu realisieren. Insofern wünscht man sich, dass eine Flughafeninfrastruktur wie Tegel nicht einfach aufgegeben wird, zumal die Zahl der Passagiere in Berlin weiter steigen wird.“

Autor: dts