Köln | Das Wahlprogramm der FDP zur Bundestagswahl 2021 sieht vor eine gesetzliche Aktienrente einzuführen. Diese Form der kapitalgedeckten Alterssicherung soll Rentner*innen von einer wachsenden Volkswirtschaft profitieren lassen. Welche Risiken damit einhergehen und was das für die deutsche Rentenversicherung bedeutet erläutert Remi Maier-Rigaud, Professor für Sozialpolitik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, gegenüber Report-K.

Welche Risiken damit einhergehen und was das für die deutsche Rentenversicherung bedeutet erläutert Remi Maier-Rigaud, Professor für Sozialpolitik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, gegenüber Report-K. Zuallererst erwähnte er den Vorteil gegenüber der Riester-Rente, da es sich bei der von der FDP geforderten Aktienrente um eine Pflichtversicherung handelt und 2% des Bruttoeinkommens in einen Non-Profit-Fonds eingezahlt werden sollen. Dies führe zu niedrigen Verwaltungskosten, ebenso würden Werbekosten entfallen. Kritisch hingegen sieht Prof. Dr. Maier-Rigaud die Möglichkeit das Kapital, statt von einem staatlichen Fond, von privaten Anlegern verwalten zu lassen. Er verweist auf die Erfahrungen mit der Riester-Rente und rät dazu, auf eine „solch aufwändige Wahlmöglichkeit“ besser zu verzichten. Schweden würde zeigen, dass sich dort immer mehr Personen für das staatliche Basisprodukt entscheiden, so Prof. Dr. Maier-Rigaud weiter. Letztverantwortlich für die Alterssicherung sei schließlich der Staat beziehungsweise die Gesetzliche Rentenversicherung.

Vorbild Schweden – kann Deutschland das auch?

Auf die Frage, ob das schwedische Modell so einfach auf Deutschland übertragen werden könne antwortete Prof. Dr. Remi Maier-Rigaud, dass eine Übertragung „grundsätzlich denkbar“ ist und sich der Aufwand bei einem reinen öffentlichen non-profit Fonds in Grenzen halten würde. Außerdem verweist er darauf, dass die deutsche Volkswirtschaft größer als die Schwedische sei, was dazu führt, dass ein deutlich größeres Vermögen verwaltet werden soll. Das wiederum könnte „bei knappen öffentlichen Kassen Begehrlichkeiten in der Politik wecken“, so Prof. Dr. Remi Maier-Rigaud. Außerdem fürchtet er Kompetenzkonflikte zwischen der Deutschen Bundesbank und der Deutschen Rentenversicherung. Letztendlich sei das umlagefinanzierte Rentensystem der Deutschen Rentenversicherung zu bevorzugen. Daraus lasse sich eine lebensstandardsichernde Alterssicherung garantieren.

Das Problem der Rente mit dem demografischen Wandel

Im Hinblick auf den demografischen Wandel kritisiert Prof. Dr. Remi Maier-Rigaud, dass auch kapitalgedeckte Alterssicherungssysteme demografieanfällig seien. Die Kapitalanlage würde an Wert verlieren, wenn „eine große Rentnergeneration ihre Aktienpakete an eine kleinere, nachwachsende Generation verkaufen möchte“. Schaut man sich die demografische Situation in Deutschland im Hinblick auf die Babyboomer an, würde genau das passieren. Ob die sinkende Zahl an Erwerbstätigen kompensiert werden kann, hängt auch von den Produktivitätsgewinnen der Volkswirtschaft ab, sagt Prof. Dr. Remi Maier-Rigaud. Im Hinblick auf die Auswirkungen eines möglichen Wirtschaftseinbruchs konstatiert er, dass Kapital durch Krisen immer entwertet werden kann. Dieses Risiko bestehe beim Umlageverfahren nicht.

Autor: Timo Steffens