Ausstellung für junge Menschen zwischen acht und zwölf Jahren

Köln | Aufgewachsen in einem assimilierten jüdischen Elternhaus werden Anita Lasker-Wallfisch und ihre Schwester Renate nach der Deportation der Eltern wegen einer Widerstandsaktion verhaftet, gefangengenommen und getrennt voneinander nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wird Anita Lasker als Cellistin des Lagerorchesters ausgewählt. Die Schwestern finden sich auf wunderbare Weise wieder und werden am 15. April 1945 in Bergen-Belsen von britischen Truppen befreit.

Die Geschichte ihrer Kindheit und Jugend erzählen die Aquarelle des Malers Bruder Lukas Ruegenberg und die Texte der Museumspädagogin Barbara Kirschbaum in der neuen Sonderausstellung im NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz. Angesprochen werden sollen vor allem junge Menschen. Die Schau des Kellerladen e.V. ist für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren konzipiert. Sie läuft noch bis zum 3. Oktober unter dem Titel „Die Cellistin von Auschwitz“ im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Die Basis der von Georg Bungarten gestalteten Wanderausstellung mit ihren 22 Tafeln ist ein Kinderbuch, das Bruder Lukas Ruegenberg und Barbara Kirschmann verfasst haben. „Es ist wichtig, dass sich Kinder mit diesem Thema auseinandersetzen. Es ist unsere Pflicht diese Geschichte weiterzugeben“, sagt der Maler, der auch Mönch und Sozialarbeiter ist und der beim bekannten Künstler Karl Schmitd-Rottluff studiert hat. Der Kellerladen in Bilderstöckchen geht auf ihn zurück.

Die Geschichte von Anita Lasker-Wallfisch war ihm ein wichtiges Anliegen. „Ich bin 92 und habe den Krieg noch erlebt. Bis heute prägt mich diese Zeit. Meine Mutter hat sich für Juden und gegen Hitler eingesetzt. Mein Vater war dagegen in der Partei. Das, was auf meinen Bildern in den Büchern zu sehen ist, kommt aus dem eigenen Erleben“, berichtet Bruder Lukas.

Mit Lasker-Wallfisch sei man in Kontakt gestanden. Sie habe das Projekt abgesegnet und begleitet. Der Maler hat schon zahlreiche Kinderbücher zum schwierigen Thema verfasst und mit seinen eindrucksvollen Gemälden gestaltet. Diese werden regelmäßig im Schulunterricht in Grundschulen und der Sekundarstufe 1 eingesetzt.

Die Wanderausstellung soll auch in Schulen zu sehen sein und kann dort in den Unterricht eingebaut werden. Das Interesse bei den Schulen ist groß. Bereits vier haben Interesse an der Ausstellung angemeldet. Auch vor Ort im NS-Dok freut man sich auf die Besuche von Schulklassen und lässt deshalb die Schau auch bis Anfang Oktober laufen. Zu ihr gibt es Führungen und Workshops sowie Fortbildungen für Lehrer und Pädagogen.

Mit nach Hause nehmen können sich die Schüler Karten, auf denen in einfacher Sprache schwierige Fragen zum Nationalsozialismus beantwortet werden. „Kinder sind an dieser Zeit durchaus interessiert und sie sind auch informiert“, erklärt Barbara Kirschmann, die auch plant, eine Website zu gestalten, an die sich Kinder wenden können, wenn sie Fragen zur NS-Zeit haben. „Das ist gerade in einer Zeit, in der antisemitische Tendenzen wieder anwachsen, wichtig.“

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Service: NS-Dok, EL-DE-Haus, Appellhofplatz, Öffnungszeiten: montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr.

www.nsdok.de

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Bruder Lukas Ruegenberg (l.), Barbara Kirschmann (Mitte) und Georg Bungarten in der neuen Sonderausstellung. Foto: Eppinger