Brüssel | aktualisiert | Medien berichten, dass die Behörden einen dritten Attentäter der Anschlagserie der letzten Woche gefasst haben sollen. Allerdings muss man dazu sagen, dass dies gestern schon einmal gemeldet und später wieder zurückgenommen werden musste. Sicher ist, der Brüsseler Flughafen Zaventem bleibt bis Dienstag nach Ostern geschlossen.

Brüssel: „Marsch gegen die Angst“ abgesagt

Der „Marsch gegen die Angst“ in Brüssel ist abgesagt worden. Die Organisatoren schlossen sich einem Aufruf des belgischen Innenministers Jan Jambon an. Dieser hatte die Bürger aufgefordert, der für Sonntag geplanten Veranstaltung fernzubleiben.

Die Polizei sei überlastet und werde an anderer Stelle für die Ermittlungen gebraucht, begründete Jambon seinen Aufruf. Vor der Absage hatten Tausende Menschen ihre Teilnahme an dem „Marsch gegen die Angst“ angekündigt. Bei den Terroranschlägen in Brüssel waren am Dienstag 31 Menschen getötet und über 300 weitere verletzt worden.

Bericht: Dritter Attentäter von Brüssel gefasst

Belgische Sicherheitsbehörden haben nach einem Medienbericht einen dritten Attentäter der Anschläge von Brüssel gefasst. Der Mann sei am Karfreitag verhaftet worden, berichtet die Zeitung „Le Soir“. Es handele sich um Faycal C. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht, die Staatsanwaltschaft bestätigte lediglich die Festnahme von C. Es wurden jedoch keine weiteren Angaben zur Person oder den Umständen der Verhaftung gemacht.

Der Mann sei laut Zeitungsbericht von dem Taxifahrer identifiziert worden, der die Attentäter zum Flughafen Brüssel-Zaventem gefahren hatte. Auch auf Aufnahmen von Überwachungskameras war C. zu sehen, wie er mit den beiden anderen Selbstmordattentätern unterwegs gewesen war.

Brüssel: Flughafen Zaventem bleibt bis Dienstag geschlossen

Nach dem Terroranschlag auf den Flughafen Brüssel-Zaventem bleibt dieser noch mindestens bis Dienstag geschlossen. Passagierflugzeuge dürften weder starten noch landen, teilte der Flughafenbetreiber mit. Grund seien neue Sicherheitsmaßnahmen, die von der Regierung beschlossen worden seien und die vor einer Wiedereröffnung umgesetzt werden müssten.

Wann mit dem Wiederaufbau der durch zwei Selbstmordattentäter beschädigten Bereiche begonnen werden kann, blieb zunächst unklar. Ingenieure würden die Schäden zur Zeit begutachten. Die Verbindungen von und nach Brüssel seien gestrichen oder werden über den Flughafen Brüssel-Charleroi abgewickelt.

Bei einer Serie von Terroranschlägen waren am Flughafen Zaventem und der Metro-Station Maalbeek am Dienstag mindestens 34 Menschen getötet worden, rund 300 wurden verletzt.

Oettinger fordert nach Anschlägen „Europäische Sicherheitsunion“

EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) hat die mangelnde Kooperation der EU-Länder in Sicherheitsfragen kritisiert. „Polizei und Geheimdienste müssen den Daten- und Informationsaustausch dringend verbessern. Wichtig ist eine schnellere Kommunikation damit vor allem Hinweise auf geplante Anschläge rasch ausgewertet und Terrorakte möglichst im Vorfeld verhindert oder noch gezielter aufgeklärt werden können“, sagte Oettinger gegen der Zeitung „Bild“.

Die technischen Voraussetzungen für die Zusammenarbeit seien längst vorhanden, sagte Oettinger: „Die notwendige Technik ist vorhanden. Es kommt jetzt darauf an rechtliche Regelungen zu vereinheitlichen und den Willen zu mehr Kooperation zu zeigen. Oft fehlt es schlicht am Willen. Wichtig ist aber, dass die Mitgliedsstaaten aus den Vorfällen von Brüssel lernen und nicht länger ihre eigenen Süppchen kochen.“ Auch der Datenschutz müsse jetzt dringend in Europa einheitlich geregelt werden. „Die Vereinheitlichung der Datenschutzregeln ist wichtig. Da müssen wir jetzt ran. Es geht aber auch um grenzüberschreitende Zugriffsrechte“, sagte Oettinger weiter. „Es kann nicht sein, dass wir zum Beispiel in Deutschland Daten erheben, und die Ermittlung in anderen Ländern daran scheitert, dass die Behörden sie nicht einsehen dürfen. Wir brauchen eine europäische Sicherheitsunion. Wenn sich die Menschen im Schengen-Raum ohne Grenzen bewegen können, müssen auch die Ermittler über Grenzen hinweg ihre Arbeit tun. Anteilnahme am Schicksal der Opfer ist das eine, Lehren und Konsequenzen aus den Anschlägen zu ziehen, das andere.“ Der Kommissar mahnte außerdem: „Sicherheit muss im Haushalt der Mitgliedsländer einen höheren Stellenwert bekommen. Wir brauchen mehr Polizei, und wir brauchen im Wettbewerb um die besten Köpfe auch eine bessere Besoldung der Ermittler und eine bessere Ausrüstung.“

Schulz: Integration von Muslimen in Brüssel mit EU-Mitteln

Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD), will die Ressourcen seiner Institution künftig auch für die Integration muslimischer Jugendlicher in Brüssels Problemstadtvierteln einsetzen. „Wir sollten überlegen, wie wir die enormen Potenziale der europäischen Institutionen nutzen können, um zu helfen, soziale Missstände in Brüssel zu beheben“, sagte Schulz dem Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“. Nach Informationen des „Spiegel“ erwägt das Europäische Parlament, an Subunternehmer ausgelagertes Personal, zum Beispiel beim Fahrdienst, wieder direkt beim Parlament anzustellen.

Der Grund dafür sind offenbar auch Sicherheitsbedenken. Bei Festangestellten hat das Parlament die Auswahl des Personals selbst in der Hand.

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Autor: dts | Foto: pbombaer/shutterstock.com
Foto: Ein Gate am Brüsseler Flughafen Zaventem