Köln | Anlässlich des Beginns des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren und des Todestags des jüngeren Sohnes von Käthe Kollwitz, Peter, der am 22. Oktober 1914 in Flandern fiel, zeigt das Käthe Kollwitz Museum Köln eine Sonderausstellung mit rund hundert Leihgaben, die die Auseinandersetzung der deutschen Expressionisten mit dem Ersten Weltkrieg beleuchten soll.

Zu sehen sind Otto Dix, Ludwig Meidner, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, George Grosz.  Den künstlerisch verarbeiteten Fronterfahrungen dieser Künstler steht die Position von Käthe Kollwitz als Daheimgebliebene und Soldatenmutter gegenüber, ausgestellt im Zyklus „Krieg“. Kuratiert wurde die Sonderausstellung mit dem Titel „Apokalypsen – Daheim und an der Front“ von Alexander Gaude.

Der Anblick des schieren Grauens auf den Schlachtfeldern, in den Lazaretten und Schützengräbern des Ersten Weltkrieges manifestiert sich in den ausdrucksstarken Bildern der deutschen Expressionisten. aber auch das durch den Verlust von Freunden und Familie erlittene seelische Leid wurden zum Auslöser eines unerschöpflichen Schaffensdrangs, der sich durch expressive Gestaltungsmittel artikulierte und entlud. So beeinflusst Max Pechsteins Teilnahme an der Schlacht an der Somme im Jahr 1916, die mit über einer Million toter Soldaten die verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkrieges repräsentiert, sein künstlerisches Schaffen nachhaltig.

Auswahl aus Otto Dix‘ „Der Krieg“ ausgestellt

Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet eine Auswahl aus Otto Dix´ 1924 entstandenem Schlachtenepos „Der Krieg“, das vor allem durch seine drastische Darstellungsweise und Objektwahl den Horror des Gaskrieges nachzeichnet sowie Greueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung festhält. Dix, der die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges als Frontsoldat hautnah miterlebte, verarbeitet in dieser Mappe seine Kriegserfahrungen und verdichtet sie alptraumartigen Bildschöpfungen.

Auch George Grosz, vertreten mit der lithographische Mappe »Gott mit uns«, 1920 im Berliner Malik-Verlag erschienen, verarbeitet darin eigene Fronterlebnisse. 21-jährig meldet sich Grosz (1893–1959) im November 1914 freiwillig zum Kriegsdienst.

Links vorne: „Gott mit uns“ von George Grosz, Blatt 1 aus der gleichnamigen Mappe.

Im Mai 1915 wird er im Anschluss an eine Operation wegen einer Stirnhöhlenvereiterung als dienstuntauglich entlassen, jedoch zwei Jahre später erneut eingezogen. Einen Tag nach seiner erneuten Einberufung erleidet Grosz einen Nervenzusammenbruch.

In den neun Blättern beschreibt er mit beißendem Zynismus die deutsche Reichswehr als menschenverachtende Institution, die nach dem Ende des Krieges mit unvergleichbarer Brutalität gegen die Bevölkerung des eigenen Landes kämpft und nicht vor Mord an Zivilisten und Oppositionellen zurückschreckt.

In der Schau werden Zeichnungen, Holzschnitte, Aquarelle, Lithographien und Radierungen aus den expressionistischen Sammlungsbeständen führender deutscher Museen und Privatsammler vereint, die in Interaktion mit dem Eigenbestand des Hauses treten.

Besucher beim Betrachten von „Die Freiwilligen“ von Käthe Kollwitz.

Die Sonderausstellung wurde zum Anlass des 100-jährigen Gedenkens an den Tod von Peter Kollwitz, dem Sohn Käthes, der am 22. Oktober 1914 als Kriegsfreiwilliger in Flandern fiel, konzipiert. Dessen künstlerische Verarbeitung in dem langjährigen Schaffensprozess des Mahnmals, der „Trauernden Eltern“, sowie der Verlust weiterer Kameraden Peters, wird in der Ausstellung eindrucksvoll veranschaulicht.

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„APOKALYPSEN – DAHEIM UND AN DER FRONT“, Sonderschau

Wo: Käthe Kollwitz, die deutschen Expressionisten und der Erste Weltkrieg

Wann: 17. Oktober 2014 bis 11. Januar 2015

Öffnungszeiten:

Di-Fr 10-18 Uhr
Sa/So/Feiertag 11-18 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene € 4,- / erm. € 2,- (Angaben laut Museum)

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Autor: dd
Foto: Im Vordergrund: Wartende Soldatenfrauen, Kollwitz (1943), im Hintergrund: Nie wieder Krieg, Kollwitz (1924)