Köln | Die Bürgerinitiative Wohnen und Umwelt Kölner Norden e.V. appelliert in einem offenen Brief an alle nordrhein-westfälischen Politiker, den Europäischen Mülltourismus in die Kölner Müllverbrennungsanlage (MVA) zu stoppen. Stattdessen fordern sie, eine von vier Ofenlinien der Kölner MVA aus ökonomischen und ökologischen Gründen stillzulegen.

In ihrem Brief bezieht sich die Bürgerinitiative auf verschiedene Presseberichte, wonach der Kölner MVA-Betreiber und die Stadt Köln beabsichtigen, wegen Nichtauslastung der Kölner MVA auf Dauer Müll auch aus dem europäischen Ausland in Köln mit zu verbrennen. Dabei bemängelt sie vor allem, dass darüber jetzt im Kölner Rat entschieden und die Kölner Bürger übergangen werden sollen.

Umweltbelastungen würden zunehmen

Als schädliche Folgen zählen die Initiatoren auf, dass die zusätzlichen Schlacken und Aschen durch den ausländischen Müll auf den Deponien die deutschen Landschaften – beispielsweise im Bergischen Land bei Engelskirchen – verschandelten und die Böden weitestgehend ruinierten. Hinzu komme die zusätzliche Luftbelastung durch gesundheitsschädliche Luftschadstoffe bei der Verbrennung selbst, die zum Beispiel das Krebsrisiko erhöhen. Zusätzlich entstehen noch durch den Transport des Mülls mit LKWs oder per Bahn weitere Umweltbelastungen, so die Bürgerinitiative. Ferner bemängelt sie, dass im europäischen Ausland mit radioaktivem und quecksilberhaltigem Sondermüll nicht so sensibel umgegangen würde wie in Deutschland und daher das Risiko, dass dieser Sondermüll zusammen mit dem Restmüll verbrannt wird, steige. So könnte dann Radioaktivität durch die Schornsteine in die Kölner Luft entweichen.

Müllgebühren könnten steigen

Der Müllofenbetreiber AVG und die Stadt Köln weisen dagegen die Ratspolitiker darauf hin, dass bei sinkendem Müllaufkommen für die MVA wegen der hohen Fixkosten die Müllgebühren steigen könnten. Jedoch würden die ausländischen Staaten, die in Köln ihren Restmüll verbrennen dürften, dies zu günstigeren Konditionen tun, als den Kölner Müllgebührenzahlern in Rechnung gestellt wird. Die Bürgerinitiative appelliert daher besonders an die Rathauspolitiker, einen von den vier Ofenlinien der MVA stillzulegen, um Kosten zu mindern und steigende Müllgebühren und Mülltourismus zu verhindern.  

Autor: Nicola Ninnemann
Foto: Hier soll zukünftig nicht nur der Müll aus der Region, sondern auch der aus dem europäischen Ausland verbrannt werden. Die Bürgerinitiative Wohnen und Umwelt Kölner Norden e.V. positioniert sich in einem offenen Brief klar dagegen.