Köln | „Das Aquarium ist deutlich mehr als ein Ort, an dem nur Tiere zur Schau gestellt werden. Es ist ein Ort der Bildung, der Wissenschaft und des Artenschutzes. Wir bieten mehr als 100 vom Aussterben bedrohten Tierarten ein Zuhause“, sagt Prof. Thomas Ziegler, der das Aquarium seit 18 Jahren leitet. Zu den besonders bedrohten Arten gehören das Philippinenkrokodil genauso wie die Burmesischen Sternschildkröte und die Deserta-Tarantel sowie die Fische im gerade neu gestalteten Madagaskar-Becken. „Dort gibt es Fischarten, die in ihrer natürlichen Umgebung schon fast ausgestorben waren. Sie haben nur noch die Zoos die Chance, weiter zu überleben.“ Mit der Wechselkröte ist auch eine kölsche Art bedroht. Sie wird im Aquarium des Zoos aufgezogen und wieder in der Natur ausgesetzt.

Seit 50 Jahren gibt es inzwischen das Zooaquarium, zu dem auch ein Terrarium sowie ein Insektarium gehören. Die Entstehungsgeschichte des Hauses ist typisch kölsch: Schon seit Jahrzehnten gab es im Zoo den Wunsch, den 1860 in direkter Nachbarschaft zum Rhein gegründeten Zoo um ein Haus für Fische, Wirbellose und Kriechtiere zu erweitern. Es sollte ein besonderes Haus sein – großzügig und mit einem hohen Freizeitwert für die Besucher – und natürlich sollte alles mit der modernsten Technik ausgestattet sein. Die Planungen liefen bereits seit längerem, nur die Finanzierung des ambitionierten Projekts wurde zur echten Herausforderung.

Die Lösung kam durch den damaligen Oberbürgermeister Theo Burauen. Er weitete das Gelände der Bundesgartenschau 1971 kurzerhand von der Mülheimer „Schäl Sick“ quer über den Rhein nach Riehl aus. Dank der so akquirierten Bundesfördermittel konnte das Aquarium im gleichen Jahr noch eröffnet werden. Drei Jahre wurde dafür gebaut. Die Kosten von knapp sieben Millionen D-Mark waren aus der heutigen Sicht ein echtes Schnäppchen und eine gut angelegte Investition. Millionen von Besuchern fanden im Haus im Laufe der Jahrzehnte ihre Ruhe und Entspannung. Sie konnten dort in ganz neue Welten eintauchen, die stetig weiterentwickelt und erweitert wurden.

Doch es ging nicht nur um den Freizeitwert im exotischen Ambiente. Das Aquarium diente auch dazu, die Schönheit der Natur und auch ihre Bedrohung den Besuchern zu vermitteln. Dazu gibt und gab es immer wieder Sonderausstellungen. Auch das Lernen und Lehren ist im Haus von großer Bedeutung. Jährlich gibt es etwa sechs Kurse für bis zu 150 Studenten im Aquarium. Daraus ist im Laufe der Jahre auch die eine oder andere Abschlussarbeit entstanden. Für den Arten- und Naturschutz arbeitet man mit internationalen Partner in verschiedenen Regionen der Erde zusammen. „So wird das Aquarium zur großen Arche mitten in Köln, die über ein weltweites Netzwerk verfügt“, sagt Ziegler.

2003 startete der Kölner Zoo mit Partner im zentralvietnamesischen Phong Nha den Aufbau einer Auffang- und Auswilderungsstation für konfiszierte Reptilien und Säugetiere. Anschließend hat der Zoo im nordvietnamesischen Melinh ein Naturschutzzentrum aufgebaut. Dort gibt es ein anspruchsvolles Nachzuchtprogramm für hoch bedrohte Amphibien und Reptilien, die in das sensible Ökosystem zurückgegeben werden. 2013 gelang dem elfköpfigen Aquarium-Team die Erstnachzucht des Philippinenkrokodils in Europa. Das fand weltweit große Beachtung. Immer wieder werden Tiere aus der Kölner Zucht in ihre Ursprungsgebiete zurückgeführt, um die dortigen Bestände zu stärken.

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Aquarium im Zoo

Zahlen: Das Aquarium erstreckt sich über eine Fläche von 5000 Quadratmetern auf zwei Etagen. 25 Prozent davon sind Besucherwege. Insgesamt haben mehr als 500 Arten in dem Haus ihre neue Heimat gefunden. Ohne die Ameisen leben 10.000 Tiere im Aquarium.

Zoo Nach dem Beschluss des Krisenstabs hat der Kölner Zoo noch bis mindestens Mitte Mai seine Pforten geschlossen. Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Ralf Unna forderte gestern, dass dieser Beschluss überdacht wird und der Zoo als sicherer Ort zeitnah wiedereröffnet werden soll.

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Fische im Aquarium von Köln