Funde schreiben jüdische Geschichte in Köln neu
"Ich glaube, Sie haben noch gar nicht realisiert, was Sie hier gefunden haben", erklärte heute Samuel Gruber, Archäologe und Gründungsdirektor es Jewish Heriatge Council of Worl Monuments.. Seit Jahre begleitet er die Ausgrabungen am Kölner Rathausplatz aus der Ferne. Erstmals kann er die Funde nun tatsächlich betrachten. Kaum aus de Flugzeug gestiegen, unternahm der Wissenschaftler heute bereits seinen ersten Rundgang über die Ausgrabungsstätte. Danach war er vollkommen begeistert. "Die Funde werden die jüdische Geschichte in Köln neu schreiben", war Gruber sich sicher. Denn sie erzählten die Geschichte Kölns besser als jedes historische Dokument. "Sie zeigen das reale Leben: das Essen, de Spielzeuge, Geschirr und Schmuck", so der Wissenschaftler.

Unverständlich ist ihm, dass die Kölner Politik angesichts eines derartigen Fundes bei dem Bau der Archäologischen Zone zögere. Eine Ausstellung der historischen Siedlung und Schätze, so war sich Gruber heute sicher, würde einen Touristen-Boom auslösen. Schließlich seien auch die jüdischen Museen in Berlin, Amsterdam, Prag oder Wien erfolgreich. Und die Funde in Köln seien dagegen weitaus bedeutender. So könnte die Archäologische Zone zu einem der wertvollsten historischen Orte in Europa werden, sagte Gruber.

Schon 250.000 Funde entdeckt
Um die tatsächliche historische Bedeutung der Funde einzuschätzen, hat die Stadt Köln in den kommenden beiden Tagen rund 80 Fachwissenschaftler zu einem Kolloquium eingeladen. Zwar seien noch lange nicht alle Funde aus dem Boden geholt worden, betonte Sven Schütte, Leiter der Archäologischen Zone, doch schon jetzt gäbe es mit rund 250.000 Exponaten genügend Material für ein Kolloquium. Im Mittelpunkt der Tagung sollen an den beiden Tagen vor allem die Funde aus der jüdischen Siedlung stehen, aber auch römische Funde und die Kontinuität der Siedlungen in Köln. Denn gerade sie macht die Archäologische Zone erfahrbar. "Köln scheint eine Stadt zu sein, die durchgehend besiedelt und bewirtschaftet wurde", erklärte Schütte. Während des Kolloquiums erwartet er auch manchen Disput – etwa über das Alter der Synagoge oder wie die Funde in einem ganzheitlichen Konzept präsentiert werden könnten.

Am Ende der Fachtagung soll zunächst ein Band mit einer Übersicht und Einschätzung der Funde veröffentlicht werden. Folgen soll außerdem noch eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Funde.

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Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung