Köln | Zehn Jahre schrieb die Galerie „Wide White Space“ in Antwerpen europäische Kunstgeschichte. Heute wurde der Gründerin Anne de Decker der Art Cologne Preis 2012 im Kölner Rathaus verliehen. Laudator Dirk Snauwaert lobte de Decker für ihren Mut auch „die ausgetretenen Pfade zu verlassen“.

„Wide White Space hat die Kunst revolutioniert“

1966 gründete Anne de Decker zusammen mit ihrem Mann Bernd Lohaus die Galerie „Wide White Space“ in Antwerpen. Beuys-Schüler Lohaus hatte zuvor miterlebt, wie sein Lehrer und weitere Künstler bei Happenings von der Polizeiübergriffe überstehen musste. Daraufhin beschloss die Kunsthistorikerin Anne de Decker eine eigene Galerie zu gründen, um Künstlern einen Raum für ihre Kunst zu geben und sie zu schützen. „Einen schöneren Grund kann es wohl kaum geben“, betonte heute Laudator Dirk Snauwaert, Direktor des Zentrums für Gegenwartskunst WIELS in Brüssel. 100 Ausstellungen zeigte die belgische Galerie. Doch nach nur zehn Jahren mussten Anne de Decker und Bernd Lohaus (1940 – 2010) ihre Galerie aus ökonomischen Gründen wieder schließen. In dieser Zeit „hat Wide White Space jedoch die Kunst revolutioniert“, sagte Snauwaert.

Mut für neue Wege

Programmatisch sei die Galerie nicht nur aufgrund ihrer ganz eigenen Architektur gewesen – die Galerie wurde komplett in weißer Farbe gestaltet – sondern auch in ihrem Verständnis als Vermittler von Kunst. So gehören heute zahlreiche Künstler, die ihre Werke teilweise erstmals in „Wide White Space“ ausstellten zu den großen Namen der internationalen Kunstszene. Dazu gehören etwa Panamarenko, Gerhard Richter, Diether Roth, Andy Warhol und Joseph Beuys. Ein großes Lob sprach Snauwaert heute Anne de Decker und ihrem verstorbenen Mann Bernd Lohaus auch für ihren Mut aus. Durch ihre Abenteuerlust wäre die Galerie zu einem Zeichen dafür geworden, „die ausgetretenen Pfade zu verlassen und das Risiko zu wagen“, so Snauwaert. So habe ihre Vermittlungspraxis noch bis in die Gegenwart hinein Maßstäbe gesetzt, ergänzte Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roter.

Für ihre Galerie „Wide White Space“ wurde Anne de Decker heute mit dem Art Cologne Preis 2012 gewürdigt. In der Piazetta im Kölner Rathaus überreichte Klaus Gerrit Friese, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Galerien und Editionen, gemeinsam mit Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters und Koelnmesse-Chef Gerald Böse den Preis an de Decker. Der Art Cologne Preis wird seit 1980 jährlich im Rahmen der internationalen Kunstmesse an eine Persönlichkeit, die sich um die Vermittlung moderner Kunst verdient gemacht hat.

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Kunsthistorikerin und Gründerin der Galerie „Wide White Space“ Anne de Decker im Kölner Rathaus. Rechts neben ihr sitzt Laudator Dirk Snauwaert, Direktor des Zentrums für Gegenwartskunst WIELS in Brüssel