Köln | Die Architektur der artothek ist für jeden Künstler, für jede Künstlerin die sich dort präsentiert, Anregung und Herausforderung zugleich. Auch Carolin Eidner konnte sich in ihrer Ausstellung „Creature of Doubt and Delay“ der einzigartigen Mischung aus strengem Mittelalter und geschwungenem Wirtschaftswunder-Nierentisch-Design nicht entziehen.

Alles doppelt: Ein Spiegel auf der artothek-Empore spiegelt die Arbeiten von Carolin Eidner.

Auf der geschwungenen Empore der artothek steht ein Spiegel: Er holt das Unten nach oben, verdoppelt die mit Kunst bestückten Wände. Carolin Eidner verbindet so beide Ebenen des Ausstellungsraums. Zwischen und unter die hohen, direkt an der Decke klebenden Fenster hat sie vier Druckfahnen gehängt, die den Innenraum neu gliedern.

Höchst vielfältig sind die Bilder auf den Druckfahnen, sowohl technisch wie inhaltlich. Meist abstrakte Formen, manche lassen Gegenständliches erahnen. Dazwischen kleine geometrisch gegliedert Gipsarbeiten: „verfickte Rot-Buche“ lässt sich darauf lesen. Oder „whisper of a goat“. Dazu noch eine großformatige digitale Zeichnung, die durch ihre verwirrende „Wegeführung“ die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Doch die technisch perfekte Vielfalt löst sich in Beliebigkeit auf – wohl mit Absicht. Denn so kann man lesen: „Die scheinbar simplen malerischen Strategien brechen mit Erwartungen an künstlerisches Schaffen, an Konventionen und Strukturen, die Kunst und Leben bestimmen.“ Aus einem „idealen Nullpunkt“ werde ein Bezug zu philosophischen Fragen hergestellt, die von der Postmoderne ausgehend Perspektiven in die Zukunft eröffnen.

Das erinnert an die beliebte Floskel „neue Zusammenhänge zeigen“, die allzu häufig die kunsthistorische Begründung für eine mind-fucking (um sich dem englischen Ausstellungstitel anzupassen) Ausstellung liefert. Das hier klingt besser. Und interessanter. Ist es aber nicht.

[infobox]Carolin Eidner: „Creature of Doubt ans Delay“ – bis 26. August 2017, artothek, Haus Saaleck, Am Hof 50, 50667 Köln, Tel. 0221 / 221 22 332, Di-Fr 13-19 Uhr, Sa 13-16 Uhr,

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Autor: ehu | Fotos: ehu
Foto: Mit langen Druckbahnen gliedert Die Düsseldorfer Künstlerin den Ausstellungsraum neu.