Blick in die neue Sonderausstellung im Wallraf. Foto: Eppinger

Köln Wallraf zeigt vom Schauspieler Hanns Zischler kuratierte Ausstellung.

Hanns Zischler ist ein Mann der Worte. Das gilt für das gesprochene Wort des Schauspielers, wie in Wim Wenders Roadmovie „Im Lauf der Zeit“, genauso wie für den als Schriftsteller verfassten Text. Zischler ist zudem bekennender Vielleser und zu seiner Leidenschaft gehört das Sammeln von Schulfibeln, mit denen Kinder das Schreiben und Lesen erlernen.

Jetzt ist der Schauspieler auch erstmals als Kurator einer Kunstanstellung in Erscheinung getreten. „Bann und Befreiung – über Lesen und Schreiben“ lautet der Titel der kleinen Schau, die noch bis zum 15. Januar im Kölner Wallraf zu sehen ist.

Der Schauspieler Hanns Zischler ist der Kurator der Ausstellung. Foto: Ulrich Weichert

Aus über 150 Blättern aus der reichhaltigen Sammlung des Museums hat er 40 Kunstwerke ausgewählt und mit zahlreichen Zitaten von großen Dichtern wie Goethe, Kafka oder Joyce versehen. Wort und Bild werden so gleichwertig dem Betrachter präsentiert. Dazu kommen einige Leihgaben sowie ein Werk, das Zischler selbst geschaffen hat und einige der Fibeln aus seiner Sammlung.

„Der Zauber und die Macht, ja Gewalt, die in der künstlerischen Darstellung vom Lesen und Schreiben anschaulich werden, bilden ein sehr spezielles Genre. Beim Gang durch die gewaltige Graphische Sammlung im Wallraf habe ich mich auf die Suche nach sprechenden Beispielen für die vielfältigen – intimen, privaten, religiösen und politischen – Motive gemacht“, berichtet Zischler von seinem Projekt.

Von der mittelalterlichen Miniatur bis zur Gegenwart

So ist eine sehr persönliche Ausstellung entstanden, die von der mittelalterlichen Miniatur bis zur Kunst der Gegenwart reicht. Zum Museum hat Zischler durch seine häufigen Lesungen im Wallraf schon seit längerem eine Beziehung aufgebaut. Am 15. Dezember wird dort eine weitere Lesung hinzukommen.

Das Titelmotiv der Schau befasst sich mit dem flüchtigen Medium Zeitung. Auf der Fotolithografie von Mabel Dearmer ist eine Frau zu sehen, die sich ganz in die Lektüre einer Zeitung vertieft hat. Dass sie dort den Anzeigenteil liest, ist über eine zunächst weiße Fläche erkennbar, auf der auf einer späteren Plakatversion eine Lesung von ihr angekündigt wird.

Die Radierung „Kriegserklärung“ von Max Beckmann. Foto: Wallraf

Eine Radierung von Max Beckmann mit dem Titel „Kriegserklärung“ von 1914 lässt in von dieser Nachricht entsetzte Gesichter blicken. Zu sehen ist auch der Maler selbst sowie seine Schwiegermutter.

Ein weiteres Medium ist der Brief, der in der Schau auch das Wechselspiel von Nähe und Ferne darstellt. So kann man auf einem Kupferstich von Jacques Chereau einer Briefleserin über die Schulter schauen und erlebt so einen ziemlich intimen Moment. Auch die Reaktion auf einen Brief wird thematisiert – wie bei Marguerite Gérard, die eine Frau zeigt, die mit gesenkten Arm einen Liebesbrief in der Hand hält.

„Beim Lesen und Schreiben wird in der Kunst ein kurzes Moment eingefangen, der eigentlich ein längerer Prozess ist. Das Schreiben von Briefen war für Frauen für lange Zeit die einzige Möglichkeit, zu Autorinnen zu werden“, erklärt die Leiterin der Graphischen Sammlung Anne Buschhoff mit Blick auf Pierre Bonnards hockende Briefschreiberin.

Das Buch und das Lesen

Als drittes Medium kommt das Buch ins Spiel. Zu sehen ist dieses zum Beispiel bei Édouard Vuillard. Auf seiner farbigen Lithografie ist ein Paar im Wohnzimmer zu sehen. Während die Dame auf dem Sofa konzentriert ein Buch liest, betrachtet der Herr intensiv eine Grafik. „Lesen ist ein Prozess, der die Bildfantasie in Bewegung setzt“, sagt Buschhoff.

Im zweiten Raum der Kabinettausstellung wird das Lesen und das Buch weiter thematisiert. So zeigt Johann Anton de Peters eine glücklich lesende Mutter inmitten ihrer Kinder. Bei Daniel Chodowiecki ist ein kleiner Junge mit einem Buch zu erkennen, der sich an das Lesen herantastet. Die dazu notwendigen Buchstaben des Alphabets finden sich alle in einem kreisrunden Scherenschnitt von Zoe Keramea.

Wenn die Buchteufel geweckt werden

Bei Rembrandts Radierung wird „Faust“ als Gelehrter gezeigt, der sich suchend auf seine Bücher stützt. Gezeigt werden beim französischen Grafiker Grandville auch die Buchteufel, die sich aus dem mit einem Totenkopfschloss versehenen Buch befreien.

Bei Honoré Daumier geht es um Buchstaben als Signaturen. So zeigt er ein altes Paar, das auf seine in einen Baum geritzten Initialen blickt. Thematisiert wird zudem das Schreiben. So ist auf einer Radierung von Adolph Menzel der an Ketten gelegte Galilei im Kerker zu sehen, der Texte an die Wand schreibt.

Service: „Bann und Befreiung – über Lesen und Schreiben“, Wallraf-Richartz-Museum, Obermarspforten, Köln, Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Eintritt: 8 (ermäßigt 4,50) Euro.

www.wallraf.museum