Noch viele offene Stellen
Mit diesen Zahlen liegt Köln über dem Durchschnitt des Bundeslandes, der bei einem Zuwachs von 1 Prozent liegt. Dabei blieben viele Stellen noch unbesetzt. Für 120 Plätze konnten keine geeigneten Bewerber gefunden werden. Auch in solchen Berufen, die in der Vergangenheit keinen Mangel an Nachwuchskräften hatten wie den Dachdeckern oder die Augenoptikern. Tatsächlich dürften die Zahlen noch um einiges höher ausfallen, da die Stellen, bei denen die Bewerber ihre Ausbildung nicht angetreten haben, nicht berücksichtigt werden. Die Dunkelziffer liege daher bei knapp 400 nicht besetzten Stellen, sagte Hauptgeschäftsführer Dr. Ortwin Weltrich.

Größere Sorgen macht ihm jedoch die zukünftige Entwicklung. Traditionell bezieht das Handwerk seine Nachwuchskräfte von den Hauptschulen. Der Trend zeige aber eine abnehmende Zahl von Schülern mit einem solchen Schulabschluss. Viele Absolventen würden sich zudem gegen eine Ausbildung und für den Besuch eines Berufskollegs entscheiden. Weltrich bedauerte diese Entwicklung und verwies auf die möglicherweise verlorene Zeit für die Bewerber. Es sei schon vorgekommen, dass Betroffene ihre Lehre erst mit 21 Jahren angetreten hätten.  

Handwerk braucht nicht nur Hand, sondern auch Kopf
Um diesen Trends entgegen zu wirken, bemüht sich die Handwerkskammer verstärkt um die Absolventen anderer Schulformen. Das Augenmerk liegt auf Abiturienten, die bei den Lehrlingen im letzten Jahr einen Anteil von 8 Prozent ausmachten. Langfristig sollen 10 Prozent aller Auszubildenden über Fachhoch- oder Hochschulreife verfügen. Damit könne auch dem steigenden Anspruch der Handwerksberufe Rechnung getragen werden. Die Tätigkeiten in den Betrieben würden immer komplexer. Zudem gehe es auch darum neue Führungskräfte auszubilden, so Weltrich.

Um diese Ziele zu erreichen, komme es daher vor allem auf die richtige Informationspolitik an. Mit dem neuen Internet-Portal "abi-rheinland.de" sollen die Kandidaten gezielt angesprochen und über die Möglichkeiten aufgeklärt werden. So bestehen Optionen für Auslandsaufhalte und duale oder triale Studiengänge. Bei besonders guten Leistungen kann mit Absprache des Ausbildungsbetriebs die Lehrzeit verkürzt werden. Auch auf viele Weiterbildungsmöglichkeiten soll in Zukunft verstärkt hingewiesen werden. Eine Karriere im Handwerk soll als gleichwertige Alternative zum klassischen Studium angesehen werden.  

Kooperation mit Schulen und Universitäten
Oft wüssten die Abiturienten nichts über die verschiedenen Modelle einer Ausbildung, erklärte der Leiter der Ausbildungsberatung Dr. Markus Eickhoff. Daher sei es wichtig, die Informationen nicht nur im Internet bereit zu stellen, sondern auch vor Ort in den Schulen präsent zu sein. Zu diesem Zweck arbeite man in Köln mit dem Dreikönigsgymnasium zusammen. Außerdem wolle man verstärkt auf Ausbildungsmessen wie der „Einstieg-Abi“ in Köln oder der „vocatium“ in Bonn auftreten. Im Hinblick auf die doppelten Abiturjahrgänge im Jahr 2013 setzt die Handwerkskammer vermehrt auf Kooperationen mit den Hochschulen. So soll zum entsprechenden Zeitpunkt die Universität Köln in ihren Studienberatungen auf die Alternativen einer Ausbildung hinweisen. Auf diese Weise könnten dann kurzfristig frei gewordene Stellen vermittelt werden.

[bb]