Köln | aktualisiert | Duane Michals erhält in diesem Jahr den Kulturpreis der Deutrschen Gesellschaft für Photographie (DGPh). Verliehen wird die Auszeichnung in Festsaal der SK Stiftung Kultur. Aus diesem Anlass zeigt die Photographische Sammlung eine kleine Auswahl aus dem Werk des US-Fotografen.

Mit 75 Jahren immer noch ein Vorbild für den Fotografen-Nachwuchs: Duane Michals in seiner Kölner Ausstellung. Foto: ehu

Es ist ein Querschnitt von 1968 bis heute, in den letzten Jahren fotografierte der heute 85-Jährige auch in Farbe. Er liebt die Serie, will Geschichten erzählen und sich keinen Moment als „wichtig“ herauspicken. Was in nicht daran hindert, einen Moment wie das Ausblasen einer Geburtstagskerze fünf Mal zu wiederholen, bis es passt. Diese Szene ist in der achtteiligen Serie „Familie Vacca feiert den Geburtstag von Oma Elli“ zu sehen. Ein Gruppenfoto gehört ebenso dazu wie das Anschneiden der Geburtstagstorte und zum Schluss die fröhlich-erschöpfte Zweisamkeit von Oma und Opa.

„The Theatre of Real Life“ zeigt buntes Familienleben

Die vergleichsweise kleinen Fotos könnten Schnappschüsse aus einem beliebigen Familienalbum sein, wären die kleinen Serien nicht so gut durchchoreographiert. Etwa „Familie Olmez beim Frühstück in der Küche“: Wir sehen nicht nur wie das Kind bestaunt wird, sondern auch das Leerräumen des Tisches und dessen Säuberung. Oder „Roja kämmt Zikas Haare“ (7 Fotos): Da kämmt nicht nur die Mutter die Tochter, sondern auch umgekehrt. „The Theatre of Real Life“ (Das Theater des wahren Lebens) nennt Michals diese Arbeiten aus dem Jahr 2001– und das strahlen sie auch aus, gewürzt mit feinem Humor und auch hintergründigem Spaß an der männlichen Selbstdarstellung, wenn sich Tira Vacca für das Rendezvous mit seiner Freundin rasiert. .

Wenn dem Mann beim Sex Flügel wachsen und er im Anzug verschwindet

Michals kann aber auch subtil und böse mit den Vorstellungen von Sex spielen. „The Fallen Angel“ (1968, 8 Fotos) erzählt die Geschichte eine Mannes beim Liebesspiel mit einer Frau. Zuerst ist er nackt, dann hat er große weiße Flügel – und am Schluss trägt er einen Anzug und geht. Sexuelle Anspielungen hat auch „The Pleasures of the Gloves“: Genussvoll werden sie angezogen, um dann – immer etwas mehr – die Brust einer Frau zu knutschen. Hintergründiger Witz beherrscht die Serie „Heisenberg’s Mirror of Uncertainty“: Die Unschärferelation des Physikers setzt er in einen Zerrspiegel um, in dem sich eine Frau spiegelt.

Michal mag gerne Geschichten erzählen, er beherrscht aber auch die Kunst des Solo-Fotos. Zum Beispiel im Porträt des Warhol-Stars Joe Dallesandro als ein Gargoyl-Monster oder von Renè Margritte als verschwindenden „Geist“ vor einem Sessel. Auch Balthus gehörte zu den von ihm verehrten und porträtierten Künstlern.

Mit Michals würdigt die DGPh „einen der bedeutendsten zeitgenössischen amerikanischen Künstler“ Künstler, dem es „immer wieder um die Inszenierung und Steigerung von Wirklichkeitseindrücken geht, die über das konkret Dokumentarische hinausgehen“. Die Auszeichnung wird seit 1958 verliehen, sie besteht aus einer Urkunde und einer von Ewald Mataré gestalteten goldgefassten optischen Linse. Zu den Preisträgern gehören unter anderem August Sander, Wolfgang Tillmanns, Klaus Honnef, Henri Cartier-Bresson und Chargesheimer.

[infobox]„Duane Michals“ – bis 5. November 2017,Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7 (1. OG), 50670 Köln. Täglich außer mittwochs von 14 bis 19 Uhr. Eintritt: 5,50/3 Euro, erster Montag im Monat frei

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Autor: ehu
Foto: Bild 3 aus der Serie „Heisenberg’s Mirror of Uncertainty“. | Foto: Duane Michals / Courtesy Galerie Clara Maria Sels