Köln | Die Schriftsteller digital, die Jury live – so soll in diesem Jahr der Ingeborg-Bachmann-Preis, eine der wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachige Literatur, vergeben werden. Auch einige, die in Köln bekannt sind, spielen mit.

Seit 1977 wird in Klagenfurt im Rahmen der mehrtägigen Tage der deutschsprachigen Literatur mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis einer der wichtigsten Preise für deutschsprachige Literatur vergeben. Die Besonderheit: Nacheinander treten die eingeladenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller an und lesen etwa eine halbe Stunde lang aus bislang unveröffentlichten Texten. Danach kommentiert und kritisiert die Jury. Alles öffentlich mit Publikum; das österreichische Fernsehen (ORF) überträgt, seit 2017 auch der Deutschlandfunk.

Bekannte Bachmann-Preisträger sind u.a. Uwe Tellkamp (2004), Terézia Mora (1999), Sibylle Lewitscharoff (1998), Urs Jaeggi (1981), Sten Nadolny (1980) und Ulrich Plenzdorf (1978).

Nachdem der Bachmannpreis 2020 nur als Digitalformat stattfand, haben die Veranstalter soeben bekannt gegeben, dass der 45. Bachmannpreis 2021, zu dem 14 Autorinnen und Autoren aus Österreich, Deutschland und der Schweiz eingeladen sind, als Hybrid-Format durchgeführt wird. Die Lesungen der Texte wird aufgezeichnet, die Jury hingegen soll live (16.-20. Juni) im ORF-Theater in Klagenfurt diskutieren, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller zugeschaltet werden.

Eingeladen ist in diesem Jahr u.a. die 1978 in Teheran geborene, in Köln aufgewachsene Schriftstellerin Nava Ebrahimi, die bis zu ihrer Übersiedlung ins österreichische Graz 2012 in Köln gelebt und gearbeitet hat.

An der Universität zu Köln studierte Nava Ebrahimi Journalismus und Volkswirtschaft und arbeitete danach als Journalistin für verschiedene Publikationen, so für die mittlerweile nicht mehr existierende Financial Times Deutschland und die Kölner StadtRevue.

2017 erschien im btb-Verlag München ihr teilweise in Köln spielender Debütroman „Sechzehn Wörter“, 2020 der Roman „Das Paradies meines Nachbarn“, für den sie in einer Kölner Design-Agentur hospitierte.

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Ingeborg-Bachmann-Preis 2021

Die eingeladenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller

– Nava Ebrahimi (D/A/IRN)

– Katharina Ferner (A)

– Heike Geißler (D)

– Verena Gotthardt (A)

– Timon Karl Kaleyta (D)

– Fritz Krenn (A)

– Lukas Maisel (CH)

– Necati Öziri (D)

– Anna Prizkau (D)

– Nadine Schneider (D)

– Leander Steinkopf (D)

– Dana Vowinckel (D)

– Julia Weber (CH)

– Magda Woitzuck (A)

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Jury-Vorsitzende ist in diesem Jahr Insa Wilke. Die promovierte Germanistin hatte von 2010 – 2012 die Programmleitung im Literaturhaus Köln und hat sich seitdem auf das Moderieren von Literatursendungen verlegt. So gehört sie u.a. zum Autoren- und Moderatorenteam der WDR-Literatursendung Gutenbergs Welt.

Die „Rede zur Literatur“ bei der Eröffnung des Bachmannpreises 2021 hält der in Köln und Berlin lebende Literaturkritiker Hubert Winkels, der selbst von 2015 – 2020 Jury-Vorsitzender war. Seit 1997 ist Winkels Literaturredakteur beim Deutschlandfunk („Büchermarkt“) in Köln.

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45. Tage der deutschsprachigen Literatur/Bachmann-Preis

https://bachmannpreis.orf.at/

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Wer mehr lesen will

Nava Ebrahimi

Sechzehn Wörter

btb Verlag, München 2017 18,00 €

Nava Ebrahimi

Das Paradies meines Nachbarn

btb Verlag, München 2000 20,00 €

Terézia Mora

Seltsame Materie. Erzählungen

(mit „Der Fall Ophelia“, Bachmannpreis 1999)

rororo TB 12,00 €

Sibylle Lewitscharoff

Pong

(Bachmannpreis 1998)

Piper Verlag, München 2019 (TB-Ausgabe) 10,00 €

Insa Wilke

Roger Willemsen – Der leidenschaftliche Zeitgenosse

S. Fischer Verlag, Frankfurt 2015 TB 12,00 €

Hubert Winkels

Kann man Bücher lieben?

Über den Umgang mit neuer Literaturpreise

Kiepenheuer und Witsch, Köln 2010 24,95 €

Ina Hartwig

Wer war Ingeborg Bachmann?

S. Fischer Verlag, Frankfurt, Fischer TB 2018 13,00 €

Autor: Von Christoph Mohr