Frankfurt/Main | Der oberste Bankenaufseher der Finanzaufsicht Bafin hält Fusionen für keine gute Lösung, um die Ertragsprobleme deutscher Banken zu lösen. „Nach der Finanzkrise gab es unter dem Schlagwort „too big to fail“ eine intensive Debatte darüber, dass Banken nicht so groß werden dürfen, dass man sie im Ernstfall nicht pleitegehen lassen kann“, sagte Exekutivdirektor Raimund Röseler dem „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe). Wenn jetzt zwei Großbanken fusionieren würde, entstünde das gleiche Problem wieder.

„Wenn ich aus zwei großen Problemen ein ganz großes mache, wird dadurch die Situation nicht besser“, so Röseler. Er stellt sich damit gegen andere hochrangige Bankenaufseher in Europa wie etwa die Chefin der EZB-Bankenaufsicht Danièle Nouy. Nouy hatte im Februar über eine Konsolidierung von Banken in Europa gesagt, sie hoffe, dazu komme es eher früher als später.

Röseler weiß, dass viele seiner Kollegen über das Thema anders denken als er – etwa weil sie glauben, dass eine Fusionswelle den Wettbewerb reduziert und es Banken ermöglicht, die Preise leichter zu erhöhen. „Ich finde diese Argumentation befremdlich. Eigentlich ist Wettbewerb etwas Gutes“, betonte er.

Mit Blick auf den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union forderte er die Banken dazu auf, trotz der ausgehandelten Übergangsphase bis Ende 2020 ihre Brexit-Vorbereitungen nicht zu verlangsamen. „Es wäre aus meiner Sicht ein Fehler der Banken, nun bei der Umsetzung ihrer Brexit-Pläne innezuhalten und die weiteren Entwicklungen abzuwarten“, sagte Röseler. Die Übergangsphase sei ein willkommener Puffer, falls es nach hinten eng werde.

Röseler rechnet damit, dass Banken in „signifikanten Größenordnungen“ Stellen nach Deutschland verlagern werden. „Wir gehen von einigen Tausend neuen Jobs in Frankfurt aus“, sagte er.

Autor: dts
Foto: Frankfurter Bankenviertel in der Nacht