Opernhaus der Stadt Köln und Elbphilharmonie in Hamburg.

Köln | Rund 22,2 Millionen Euro mehr soll die Sanierung der Kölner Oper kosten. Hier wird viel Geld ausgegeben, das ist unstrittig. Das viele Jahre andauernde Missmanagement bis 2015 soll und muss kritisiert werden. Auch nach 2015 wird es jede Menge Punkte geben, die kritisch betrachtet werden müssen. Aber warum hält sich so lange und hartnäckig ein populistischer Vergleich, der nicht miteinander verglichen werden kann: Kölner Opernsanierung vs. Elbphilharmonie (Elphi)?

Fakt ist: Wer die Kölner Oper mit der Hamburger Elbphilharmonie vergleicht und die Kosten für die Bauten, der vergleicht Äpfel mit Birnen. Beide Projekte sind nicht miteinander zu vergleichen. In Köln wird ein Schauspielhaus und Opernhaus mit Kinderoper saniert, beziehungsweise eingebaut. Mit den Anforderungen für Schauspiel- und Operninszenierungen mit Bühnenbild sowie der damit verbundenen Logistik. In Hamburg wurden Wohnungen, ein Hotel und zwei Konzertsäle gebaut. Selbst ein Bassist kann seinen Bass selbst in die Elphi tragen, dafür braucht es keine Logistik. Es fand nur in Teilen in Hamburg eine Sanierung und Ertüchtigung statt, dafür viel Neubau. In Köln geht es um die Sanierung des Riphan-Baus und dessen Ertüchtigung unter den aktuell geltenden gesetzlichen Regelungen, mehr noch: Die Ertüchtigung muss lange anhalten.

Um es klar zu machen: Auf der Kölner Opernbaustelle ist viel schiefgelaufen. Zu viel. Aber wer jetzt medial oder auf Social Media hingeht und die Bauzeiten oder den Budgetrahmen vergleicht, der muss sich die Frage gefallen lassen, ob er weiß was er vergleicht? So macht etwa ein Tweet die Runde, der nach Außenwirkung fragt, und die Fixkosten für die Hamburger Elbphilharmonie mit 789 Millionen Euro angibt. Für die Kölner Oper nennt der Tweet über eine Milliarde. Dabei liegt die Kostenschätzung für den reinen Bau in Köln bei 664,9 Millionen Euro, laut Bühnensanierung ohne allen Risiken. In der Milliarde stecken etwa auch Interimskosten sowie Finanzierungskosten und es geht nicht nur um die Oper. Auch beim Interim wurden Fehler gemacht, wer etwa an die frühzeitige Aufgabe des Blauen Zeltes denkt. Aber was steckt in den 789 Millionen Euro der Elbphilharmonie? Sind dort die Finanzierungskosten mit angegeben, wurden die Verkäufe der Wohnungen oder das Hotel berücksichtigt? Sind Kosten für Kulturbauten vergleichbar, wenn diese für andere Sparten genutzt werden oder Wohnungen gebaut werden?

Einen Vergleich kann der ziehen, der belastbare Zahlen und Fakten nebeneinanderlegt, die überhaupt vergleichbar sind. Zudem wären Inflation und Kostensteigerungen einzurechnen. Und um doch noch einen Vergleich heranzuziehen: Jeder Häuslebauer weiß, dass die Sanierung und Renovierung von Altbeständen aufwendiger, teurer und mit mehr Risiken behaftet ist, als ein Neubau. Das ist die rein wirtschaftliche Betrachtung. Eine Frage die im Rahmen der Sanierung der Kölner Bühnen nie gestellt und beantwortet wird, ist die ökologische Frage. Wäre Riphahn-Bau und Schauspielhaus einfach abgerissen worden und stattdessen neu gebaut worden, welche Variante hätte die bessere Ökobilanz? Eine Frage, die zu stellen sinnvoller erscheint, als Äpfel mit Birnen oder Bananen mit Birnen zu vergleichen. Und ist es nicht lobenswert, dass die Kölner Oper als Solitär der Baukunst eines Kulturbaus der 1950er Jahre erhalten bleibt? Ein Jahrzehnt das Köln so veränderte und dessen Bauten und Look & Feel schon so deutlich aus dem Stadtbild verschwand, obwohl genau das den Charme Kölns über Jahrzehnte prägte?

Die Sanierer der Bühnen der Stadt Köln schreiben zu dem Vergleich: „In Köln sprechen wir über die Kosten, die Elphi hatte einen Festpreis, von dem man nach unserer Kenntnis nach nicht bekannt ist, ob er tatsächlich alle Kosten gedeckt hat. Zum Vergleich der tatsächlichen Baukosten fehlen somit aus Hamburg die Grundlagen.“

Nichts desto trotz ist es richtig von der Politik und Verwaltung in Zukunft zu verlangen Pannen sowie damit verbundene Kosten für die Bürger:innen zu reduzieren.

ag