Köln | aktualisiert | Es ist eine Mitteilung der Stadtverwaltung, die den Stadtentwicklungsausschuss nach stundenlanger Debatte erreicht: Die Statistik zum Wohnungsbau in Köln 2022 des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik/Bauaufsichtsamts. In den vergangenen acht Jahren wurden noch nie so wenig Baugenehmigungen erteilt wie 2022. Vor allem bei den größeren Wohnungen brechen die Zahlen ein, während bei den 1-Zimmer Wohnungen die Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr förmlich explodieren.

Von den Zielen meilenweit entfernt

6.000 Wohnungen war das Ziel, die jährlich gebaut werden sollten. In den letzten acht Jahren bei Betrachtungen der Baugenehmigungen seit 2015 ist die Stadt meilenweit davon entfernt. Für 2.596 Wohnungen wurden 2022 Baugenehmigungen erteilt. Der niedrigste Wert seit 2015. Bei Wohnungen mit 3 oder 4 Zimmern sank die Zahl der Baugenehmigungen um mehr als 40 Prozent. Nur bei den Wohnungen mit einem Zimmer explodierte die Zahl im Vorjahresvergleich auf 166,7 Prozent. Bei den Ein-/Zweifamilienhäusern sanken die Baugenehmigungen um 16,8 Prozent zum Vorjahr, während die Zahl der Wohnungen pro Gebäude stieg.

Die Stadtbezirke

Die wenigsten Baugenehmigungen wurden in Chorweiler, 99, beantragt, gefolgt von der Kölner Innenstadt mit 104 Wohnungen. Über 300 Baugenehmigungen wurden in den Stadtbezirken Ehrenfeld, Rodenkirchen und Kalk beantragt. Spitzenreiter ist der Stadtbezirk Mülheim mit 527 Wohnungen. Porz, Nippes und Lindenthal liegen über dem Wert von 200. Bei den Stadtteilen sticht Holweide mit 331 Baugenehmigungen in 2022 hervor.

Fertigstellungen und Bauüberhang

In 2022 wurden 2.327 Wohnungen fertiggestellt. Das ist ein normaler Wert für die vergangenen 8 Jahre. Für die Fertigstellung benötigen die meisten Wohnungsunternehmen oder privaten Haushalte mehr als drei Jahre nach Erteilung der Baugenehmigung. Auch wenn dieser Wert sank im Vorjahresvergleich zeigt dieser eine deutliche Verschiebung. So wurden 2015 noch in 61,3 Prozent der Fälle im gleichen Jahr nach Erteilung der Baugenehmigung die Wohnungen fertiggestellt. Heute liegt dieser Anteil bei 19,5 Prozent. Dafür steigt die Zahl der Wohnungen im Bauüberhang kontinuierlich seit 2015 an. Deren Zahl erreicht mit 9.463 einen neuen Spitzenwert in 2022. Dabei haben die Bauarbeiten bei den meisten Wohnungsbaugenehmigungen noch nicht einmal begonnen. Deren Zahl liegt bei 3.916 einer Steigerung von 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die meisten Wohnungen im Bauüberhang befinden sich im Stadtteil Ehrenfeld mit 1.125.

Öffentlich geförderte Wohnungen und Wohnungsbestand

Der Wohnungsbestand in Köln stieg in den vergangenen acht Jahren von 2015 bis 2022 um 14.728 Wohnungen an. Besonders irritierend ist, dass im gleichen Zeitraum 21.440 Wohnungen fertiggestellt wurden. Das bedeutet, dass der Wohnungsbestand geringer anwuchs als die neu fertiggestellten Wohnungen und sich hier eine Lücke von 6.712 Wohnungen auftut. Damit fielen mehr Wohnungen weg als neu gebaut wurden. Selbst wenn der Bauüberhang mit über 9.000 Wohnungen in die Betrachtung einfließt, verbessert sich dieser Saldo nur um rund 2.700 Wohnungen. Bei den öffentlich geförderten Wohnungen sank der Wohnungsbestand um 376 Wohnungen in den vergangenen acht Jahren und stagniert mit 37.088 auf gleichem Niveau, trotz kooperativem Baulandmodell.

Die meisten Kölner:innen lebten auch 2022 in Einfamilienhäusern mit einem Anteil von 48,5 Prozent, gefolgt von 38,9 Prozent in Mehrfamilienhäusern.  Pro Person haben die in Köln lebenden Menschen rund 40 Quadratmeter im Durchschnitt zur Verfügung.

Das sagt die Politik

Ralph Sterck, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion und Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss: „Ich würde den Verantwortlichen in Verwaltung und Politik huldigen, wenn ihre Wohnungsbaupolitik erfolgreich wäre. Doch diese unheilige Allianz aus OB, Grünen, SPD, CDU, Linken und Volt bringt den Kölner Wohnungsbau Schritt für Schritt zum Erliegen. Die Zahl der Fertigstellungen stagniert seit Jahren auf niedrigem Niveau. Immer neue bürokratische Hürden belasten den Standort und schrecken Investoren ab. Kooperatives Baulandmodell, Milieuschutzsatzungen, städtisches Vorkaufsrecht für Grundstücke, Konzeptvergaben, Erbbaurecht und so weiter heißen die hausgemachten Probleme. Sie sind Gift für den Bau neuer Wohnungen.“

ag