Veedel spezial: Unterwegs im Gerling-Quartier

Köln | Gerade in Zeiten von Corona verzichten viele Menschen auf das große Reisen in den Sommerferien. Da bietet es sich an, einmal die eigene Region besser kennenzulernen. 68 Touren gibt es bei der dritten Auflage von „Urlaub in Köln“ – ein Angebot der SK Stiftung Kultur vom 24. Juli bis zum 11. August. Wilde Tiere gibt es dabei ebenso zu sehen wie historische Denkmäler, die man beklettern kann, und das Freizeitparadies Rhein. In den Kölner Veedeln werden deren Geschichte und Geschichten erzählt. Angeführt werden die Touren von Experten. Dazu zählen Naturführer genauso wie Journalisten, Autoren, Künstler und Stadtführer. Gezeigt werden Bereiche der Stadt, die jenseits der touristischen Pfade liegen und die man alleine wohl nicht unbedingt entdecken würde.

Sieben Radtouren führen über die Schäl Sick, nach Dellbrück, zu Bunkern, in den Grüngürtel und auf die Spuren der Kölner Stararchitekten Riphahn, Schwarz und Böhm. Beim letzten großen Namen geht es zu den Kirchen von Dominikus, Gottfried und Paul Böhm zwischen Riehl, der City, Ehrenfeld und Lindenthal. Beliebt sind die Stolpersteintouren, die mehr über die jüdischen Mitbürger und anderen Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt wurden, verraten. Sie führen nach Lindenthal, Braunsfeld, Ehrenfeld, Nippes, Sülz, Klettenberg, in die Südstadt und ins Belgische Viertel.

Dazu kommen Touren zur Kunst im öffentlichen Raum. Dazu gehören Kunstwerke im Rheinpark, im Stammheimer Schlosspark und im Skulpturenpark Köln. Im Rheinpark kann man den Tag auch mit einer Runde Tango beenden. Tanzfreunde treffen sie hierzu immer am Dienstagabend bei schönem Wetter am Parkcafé. Auch mitten in der Stadt gibt es bei einem Rundgang berühmte Künstler wie Beuys, Mataré und Vostell zu entdecken.

Action ist angesagt, wenn es zum Rafting mit dem Wupperkanu auf den Rhein geht. Dort kann das Stadtpanorama vom Wasser aus erlebt werden. Außerdem ist ein Besuch bei der Wasserschutzpolizei im Deutzer Hafen geplant. Neu im Programm und speziell für die jüngere Zielgruppe gedacht ist der Workshop „Fliegen am Malakoffturm“. Dabei wird das 48 Meter hohe Bauwerk am Seil bestiegen und die Teilnehmer lernen, wie man Vorwärtssaltos am Seil macht oder wie man kopfüber von oben nach unten läuft.

Speziell für Familien gibt es ein buntes Programm mit Erkundungsspaziergängen und Radtouren. Dazu gehören auch Exkursionen in die Natur, wo man Fledermäuse, Singvögel, Eulen und Feuersalamander entdecken kann. Besucht werden mit dem Rad unter anderem die Forts im Grüngürtel.

Zu den zentralen Programmpunkten zählen bei „Urlaub in Köln“ die Stadtviertel. Hier gibt es unter dem Titel „Veedel spezial“ zahlreiche Angebote. So kann man mit Buchautor Bernd Imgrund das schwule Leben in der Altstadt, das Chinesenviertel in Ehrenfeld sowie die Germania-Siedlung in Porz entdecken, die „Tour de Deutz“ absolvieren oder sich mit dem Experten auf eine Kneipentour im Eigelstein begeben. Im Severinsviertel geht es mit Asja Bölke zu Künstlern und Handwerkern und mit Gerd Krebber wird das „aale Kölle“ wieder lebendig – ein Spaziergang durch die Jahrtausende in Köln.

Hoch aktuell und viel diskutiert wird derzeit der Wandel des Gerling-Quartiers unweit des Friesenplatzes. Zuletzt ging es darum, ob der Platz am Gereonshof nur passiert oder auch zum Verweilen genutzt werden darf. Zu den markanten Gebäuden zählt im Quartier unter anderem das ehemalige Stadtarchiv am Gereonskloster. Dieses wurde von Gerling als Büro- und Versammlungsraum genutzt, nachdem das Archiv in den 70ern in die Südstadt gezogen war. Heute ist das historische Gebäude, das kurz vor 1900 gebaut wurde, das Luxushotel „Qvest“. Ungewöhnlich ist auch die ehemalige Karmelitenkapelle mitten im Quartier. Bei Gerling war diese die Betriebsbücherei. Heute hat dort eine Kunstgalerie mit dem Schwerpunkt auf Fotografie ihren Platz gefunden.

Neben den alten Gebäuden gibt es auch einige neue Gebäude mit klingenden Namen wie „Palais Agrippina“ oder „Haus von Werth“, in denen sich teure Eigentumswohnungen befinden. Die teuerste Wohnung gibt es aber im Hochhaus am Gereonshof. Das Loft im obersten Stock hat stolze sechs Millionen Euro gekostet, wie Expertin Dagmar Lutz bei der Führung verrät. Das höchste Gebäude des Quartiers liegt an der „Piazza“ mit ihren Brunnen und dem früheren Chefbüro, das gut durch sein riesigen Fenstern erkennbar ist. Alle Gebäude stammen hier aus den 50er Jahren. Markant ist unweit des Platzes auch der Rundbau, in dem sich das heutige 25 hours-Hotel befindet. Die Tour findet am 4. August um 19 Uhr statt.

Die einfachen Exkursionen kosten pro Person 10 Euro, das Rafting auf dem Rhein 27 Euro und das Klettern am Malakoffturm, als teuerstes Angebot, 50 Euro. Wegen der Corona-Auflagen wurde die Teilnehmerzahl deutlich verringert. So können bei den Stolpersteintouren zum Beispiel bis zu zehn Personen teilnehmen. Buchen kann man die Touren online unter: www.urlaubinkoeln.de

Autor: Von Stephan Eppinger