Köln/Berlin (ots), 23.8.2007, 20:00 Uhr >
Der Zustand der Bildungssysteme in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren nachhaltig verbessert. Die Studie Bildungsmonitor 2007 weist im Vergleich zum Bildungsmonitor 2004 einen durchschnittlichen Zuwachs von 9,5 Punkten für alle Bundesländer bei einem durchschnittlichen Gesamtergebnis von aktuell 58,8 Punkten aus. Die größten Fortschritte (13 Punkte im Schnitt) können die ostdeutschen Bundesländer mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern verbuchen, sowie die Stadtstaaten Berlin und Bremen. Das sind zentrale Ergebnisse der von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) veröffentlichten Bildungsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW).

Konkrete Verbesserungen sind unter anderem: Der Fremdsprachenunterricht an Grund- und beruflichen Schulen wurde deutlich ausgebaut. Die Zahl der Hochschulabsolventen hat zugenommen. Der Verbreitungsgrad von Bachelor-Studiengängen steigt. Einen Anstieg verzeichnen auch die Bildungsausgaben pro Schüler an Grundschulen. Immer mehr Bildungsausländer studieren an deutschen Hochschulen. Zudem ist die Zahl der Kooperationen deutscher mit internationalen
Hochschulen deutlich angewachsen. Der Anteil der frühzeitig aus dem Schuldienst ausscheidenden Lehrer ist gesunken. Der Ganztagsunterricht an Grund- und weiterführenden Schulen wurde ausgedehnt. Der Professionalisierungsgrad des Personals in Kinder-Tageseinrichtungen hat zugenommen.

Berlin und Hessen mit größtem Zuwachs seit 2004
Im Vergleich zum Bildungsmonitor 2004 legten Sachsen (16,2 Punkte), Thüringen (15,6) und Sachsen-Anhalt (15,1) am meisten zu. Schränkt man den Vergleich auf den vorjährigen Bil-dungsmonitor 2006 ein, haben Berlin (6,0), Hessen (4,9) und Thüringen (4,2) zuletzt am stärksten gepunktet (Einzelne Stärken und Schwächen der Länder könnenSie unter
www.insm-bildungsmonitor.de einsehen).

Wie schon im vergangenen Jahr ist Sachsen (mit diesmal 68,9 Punkten) Gesamtsieger im Bundesländervergleich. Zum Spitzenquartett zählen auch Baden-Württemberg (66,1 Punkte), Thüringen (65,1) und Bayern (64,8). Die beiden süddeutschen Länder können auf die niedrigste Abbrecherquote an den Schulen verweisen, die beiden ostdeutschen Bundesländer auf die sehr gute Betreuungsrelation. Das Saarland, Niedersachsen, Berlin, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Bremen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen bilden das breite Mittelfeld. Mecklenburg-Vorpommern fällt als Schlusslicht etwas ab.

Handlungsbedarf beim Techniker-Nachwuchs
Unternehmen in Deutschland suchen derzeit verstärkt nach Ingenieuren. Umso bedenklicher ist der Umstand, dass die Ausbildungsleistung in den MINT-Wissenschaften (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sich im Vergleich zum Bildungsmonitor 2004 in vielen Bundesländern verschlechtert hat. So ist die Zahl der Ingenieurabsolventen zwischen 2000 und 2005 um knapp vier Prozent gesunken.
  
Zahl der Studienberechtigten gestiegen
Die meisten deutschen Bundesländer holen beim Grad der Akademisierung auf: Immer mehr Schüler verlassen die Schulen mit der Hochschulreife. In Berlin verlassen 33,6 Prozent eines durchschnittlichen Altersjahrgang die allgemein bildenden Schulen mit dem Abitur. In Bermen sind es 32,5 Prozent und 31,2 Prozent in Hamburg. Bayern (19,2 Prozent) und Baden-Württemberg (21,6 Prozent) stehen am unteren Ende, wobei im Ländle weitere 22 Prozent ihr Abitur an einer beruflichen Schule erwerben. Die Höherqualifizierung in Deutschland setzt sich somit fort, liegt aber noch immer unter OECD-Schnitt.

Methodik der Studie
Die Studie vergleicht die Bildungssysteme der 16 deutschen Bundesländer an Hand von 104 Indikatoren, darunter: Klassengröße, Pisa-Ergebnisse, Zahl der Bildungsabschlüsse von Schülern und Studenten und die Studiendauer. Diese werden 13 bildungspolitischen Handlungsfeldern zugeordnet. Die verwendeten Indikatoren wurden unter anderem von den Statistischen Landesämtern und der OECD erhoben und stammen mehrheitlich aus dem Jahr 2005, dem aktuellsten statistisch verfügbaren Kalenderjahr. Die Studie wird jährlich erstellt und 2007 zum vierten Mal durchgeführt.

Tabelle A1: Gesamtergebnis der Bundesländer (Punktwerte)1

  BM2007 Dynamik Dynamik
    04. Jul 06. Jul
Sachsen 68,9 16,2 3,5
Baden-Württemberg 66,1 8,8 2,3
Thüringen 65,1 15,6 4,2
Bayern 64,8 7,4 1,7
Saarland 57,2 10,3 0,7
Niedersachsen 57,1 10,6 3,4
Berlin 56,2 13,7 6
Hamburg 55,9 4,1 3,6
Rheinland-Pfalz 55,9 10,4 3,7
Hessen 55,4 8,2 4,9
Schleswig-Holstein 55,3 7,9 3,8
Brandenburg 54,9 12,9 2,8
Bremen 53,6 12,3 3,6
Sachsen-Anhalt 53,6 15,1 3,7
Nordrhein-Westfalen 53,2 8,5 2,5
Mecklenburg-Vorpommern 48,5 5,2 0,4
Deutschland 58,8 9,5 3,2
Standardabweichung   2 5,6

1) Durch die Weiterentwicklung des Aggregationsverfahrens sind die Ergebnisse des Benchmarkings gegenüber den Veröffentlichungen aus den Vorjahren nur eingeschränkt vergleichbar. Die Punktwerte für 2004 und 2006 wurden auf Basis des modifizierten Verfahrens neu ermittelt. 2) Für die Berechnung der Standardabweichung wurde als Mittelwert der Punktwert für Deutschland verwendet.
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln;
Stand: 31.07.2007; Wert für Deutschland (gewichteter Durchschnitt)

[ag; Foto: pixelio]