Verbesserter Zustand des Bildungssystems
Insgesamt hat sich der Zustand der Bildungssysteme im vergangenen Jahr verbessert. Die größten Fortschritte konnten die 16 Bundesländer bei der Zahl der Schüler, die Fremdsprachen-Unterricht erhalten und bei der internationalen Ausrichtung von Hochschulen erzielen. Zudem hat erfreulicherweise die Gesamtdauer abgenommen, in der Schule und Studium durchlaufen werden.

Stagnation in der Ganztagsbetreuung
Allerdings fördert der Bildungsmonitor 2008 auch deutliche Schwächen zutage. Die deutschen Hochschulen bilden weniger Ingenieure aus als zur Jahrtausendwende. Zudem stagniert die Ganztagsbetreuung in vielen Bundesländern auf einem niedrigen Niveau. Die Zahl der Hochschul-Absolventen in ingenieurwissenschaftlichen Fächern ist gemessen an allen Absolventen von gut 20 Prozent im Jahr 1999 auf 16 Prozent im Jahr 2006 gesunken.

Lehrermangel in technischen und naturwissenschaftlichen Fächern
Gründe dafür sehen die Bildungsökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, das die Studie im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt hat, bereits in der Schule. „Gerade in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern fehlen Lehrer“, sagt Dr. Hans-Peter Klös. „Wenn aber Schüler für technische Berufe interessiert werden sollen, braucht es Lehrer, die für ihr Fach begeistern können.“ Als deutlich ausbaufähig identifiziert der Bildungsmonitor die Ganztagsbetreuung an Kindertagesstätten und Schulen. In einigen Bundesländern werden nur zwei Prozent aller Grundschüler und acht Prozent aller Kinder zwischen drei und sechs Jahren ganztägig betreut.

Bildungsreport zeigt Stärken und Schwächen
Ende Oktober wird die Bundesregierung einen Bildungsgipfel veranstalten. „Der Bildungsmonitor 2008 ist ein aktueller Statusreport über die Stärken und Schwächen unseres Bildungssystems und schafft einen guten Überblick darüber, wo weitere Anstrengungen notwendig sind“, sagt INSM-Geschäftsführer Max A. Höfer.

Sachsen baut seine Führung aus
Wie vor einem Jahr schneidet Sachsen (72,9 Punkte) beim Bildungsmonitor am besten ab. Nordrhein-Westfalen landet mit 56,6 Punkte auf den vorletzten Platz. Schlechter als NRW ist nur Mecklenburg Vorpommern mit 51,2 Punkten. Gegenüber dem Vorjahr haben sich fünf Bundesländer überdurchschnittlich verbessert.

Schneller durch Schule und Studium/ Internationalere Ausrichtung
Positiv zu vermerken ist die abnehmende Ausbildungsdauer an den Hochschulen durch kürzere Studiengänge. In Bremen starten bereits drei von vier Studienanfängern in einem Bachelor-Studiengang. Auch andere Bundesländer sind bei der Umstellung weit vorangekommen. Damit wird die Regel-Ausbildungsdauer auf sechs bis acht Semester verkürzt, die Absolventen können früher in das Berufsleben einsteigen.

Sitzenbleiber wurden deutlich reduziert
Aber auch die Schüler sind früher fertig: Die Zahl der erst mit sieben Jahren und damit zu spät eingeschulten Kinder ist im Vergleich zum Bildungsmonitor 2004 von 6,8 auf 4,8 Prozent im Jahr 2006 gesunken. Auch der Anteil der Sitzenbleiber wurde deutlich reduziert. Fortschritte gibt es zudem bei der Ausrichtung des Bildungswesens auf eine international vernetzte Wirtschaft und Gesellschaft.

Grundschüler lernen Englisch
Bereits zwei von drei Grundschülern lernen heutzutage Englisch oder Französisch. Vor vier Jahren waren es gerade einmal 25 Prozent. Auch an beruflichen Schulen ist Englisch kein Fremdwort mehr. An den Hochschulen haben sich die Zahlen der internationalen Kooperationen und Studierenden aus dem Ausland deutlich erhöht. Beispielsweise sind die Kooperationen mit Hochschulen im Ausland gegenüber dem ersten Bildungsmonitor 2004 um 16 Prozent gestiegen.

Methodik der Studie
Der Bildungsmonitor vergleicht die Bildungssysteme der 16 deutschen Bundesländer und bewertet, was sie zu wirtschaftlichem Wachstum beitragen können. 102 Indikatoren, darunter Klassengröße, Zahl der Bildungsabschlüsse von Schülern und Studenten, Studiendauer, öffentliche Bildungsmittel gehen in die Studie ein.

Daten stammen aus 2006
Alle Indikatoren werden 13 so genannten bildungspolitischen Handlungsfeldern zugeordnet. Die Daten wurden unter anderem von den Statistischen Landesämtern und der OECD erhoben und stammen mehrheitlich aus dem Jahr 2006, dem aktuellsten statistisch verfügbaren Kalenderjahr. Die Studie „Bildungsmonitor“ wird jährlich erstellt und 2008 zum fünften Mal durchgeführt.

Vergleichsdaten und Rangliste Bildungssysteme 2008

                                   Gesamtergebnis 1     
Land                                    Punkte             
                                  2008  2007  2004    
Sachsen                       72,9   69,2   53,0      
Baden-Württemberg        69,7   66,1   57,3           
Thüringen                      69,6   65,1   49,6            
Bayern                          67,4   65,0   57,5            
Niedersachsen                63,1   57,1   46,7            
Saarland                        62,0   57,2   47,1            
Hamburg                        60,3   56,4   52,0            
Bremen                          59,5   54,1   41,6            
Rheinland-Pfalz                58,6   55,9   45,6            
Sachsen-Anhalt               58,6   53,6   38,6           
Berlin                             58,2   56,5   42,7           
Hessen                           58,0   55,6   47,4           
Schleswig-Holstein            58,0   55,5   47,7            
Brandenburg                    57,8   54,6   41,7           
NRW                              56,6   53,3   44,7           
Mecklenburg-
Vorpommern                    51,2    48,9  43,5            

Quelle: IW Köln; Stand: 25.08.2008; Rundungsdifferenzen
1 Alle Indikatoren werden auf einer Punkteskala eingeordnet, deren Ankerwerte (0 und 100) auf Basis des Bildungsmonitors 2004 festgelegt werden. Die Indikatoren sind somit untereinander und im Zeitablauf vergleichbar. Die höchste Punktzahl beim Bestandsranking erhält das Bundesland, das insgesamt die höchste Punktzahl über alle 13 Handlungsfelder erreicht. Die im Bildungsmonitor 2008 dokumentierten Zahlen bilden das Jahr 2006 ab.

Kommentar des Ministeriums für Schule und Weiterbildung zum Bildungsmonitor 2008

Ansporn für weitere Verbesserungen im Bildungssystem
Wichtig für die Analyse der Ergebnisse ist die Tatsache, dass die Untersuchung „Bildungsmonitor 2008“ auf der Grundlage der Zahlen aus dem Jahr 2006 durchgeführt wurde. „Damals waren wir gerade ein Jahr im Amt. Wichtige Reformen im Bildungsbereich wie das neue Schulgesetz, der Ausbau der Ganztagsschule, der Hochschulpakt oder das Kinderbildungsgesetz waren noch nicht umgesetzt oder gerade erst eingeführt. Diese Faktoren beginnen jetzt zu wirken. Der Bildungsmonitor 2008 ist also die Abschlussbilanz von Rot-Grün, nicht die Bilanz der Politik der schwarz-gelben Landesregierung“, betonte Schulministerin Barbara Sommer.

Der Bildungsmonitor 2008 zeigt Licht und Schatten
Zwar liegt Nordrhein-Westfalen auf einem nicht zufriedenstellenden 15. Platz. Gleichzeitig attestiert die Studie aber auch eine Verbesserung in vielen Handlungsfeldern, den größten Sachmittelaufwand an Schulen und die höchste Quote an Studienberechtigten. „Der Bildungsmonitor ist für mich ein Ansporn, unsere Schulen weiter zu verbessern“, sagte Barbara Sommer. Zudem hat die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft Nordrhein-Westfalen noch vor wenigen Monaten bei ihrem „Politik Check Schule“ eine „überdurchschnittliche Reform- und Innovationstätigkeit“ bescheinigt. Barbara Sommer: „Das Institut bestätigt uns, dass die Richtung unserer Politik stimmt. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir bei den Ergebnissen in den nächsten Jahren deutlich besser abschneiden werden.“

[jb; Quelle: insm, Landesregierung NRW]