Köln | Die energieautarke Stadt der Zukunft wird zentraler Mittelpunkt für viele Menschen. „Die Realität des Lebens verlagert sich für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in die Stadt“, sagte das Mitglied der Deutschen Nationalakademie für Technikwissenschaften, Peter Sachsenmeier, zum Start des Kongresses Urbantec am Mittwoch in Köln. Innerhalb der nächsten 20 Jahre werde rund ein Drittel der Menschheit weltweit in Städte ziehen, ländliche Idylle spiele kaum noch eine Rolle. „Das heißt, alle Schulbücher, in denen eine Kuh vorkommt, sind Geschichtsbücher – und keine Beschreibung einer realen Welt“, sagte der Management-Professor der Nachrichtenagentur dapd.
Die Städte selbst würden zu unabhängigen Enklaven. „Wenn wir realistisch zwanzig Jahre nach vorne blicken, können wir bereits erste Modellstädte oder -stadtteile in Deutschland haben, die vollständig energieautark sind und nahe alle alltäglichen Ressourcen selbst erzeugen können“, sagte der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation, Dieter Spath. Möglich werde das durch vernetzte Gebäude, die in ihnen gespeicherte Energie nach Bedarf verteilten. Intelligente Membranfassaden könnten bestehende Hochhäuser energetisch optimieren, gemeinschaftlich genutzte und teilautonome Mobilitätskonzepte den vernetzten Verkehrsraum verbessern. „Leben und Arbeiten in der Stadt von morgen wird auf jeden Fall mehr Lebensqualität, Erfüllung und Komfort bei gleichzeitiger Minimierung des Ressourcenverbrauchs bieten können“, sagte Spath.
Allerdings blieben soziale Unterschiede zwischen den Stadtvierteln bestehen. „Wir werden Mischformen bekommen, wo es außergewöhnlich intelligente Gebäude gibt, und andere, die den Planeten der Slums darstellen. Aber auch da wird es Internet geben“, sagte Sachsenmeier. Der gesamte Alltag sei vernetzt, anders als heute werde künftig automatisch auf das Internet zugegriffen. Und Spath ergänzt: „Die Vernetzung von Ressourcen wie Informationen, Daten, Infrastrukturen und Personen in Echtzeit wird eine grundlegende Bedeutung für die nachhaltige, lebenswerte und zukunftsfähige Gestaltung unserer Städte von morgen haben.“
Autor: Benjamin Palm, dapd