Köln | Die „Initiative Keupstrasse ist Überall“* hat heute das Wort ergriffen und teilt mit, dass sie nicht hinter der Entscheidung des „Birlikte“-Bündnisses stehe, eine Diskussion mit AfD-Funktionär Konrad Adam im Rahmen des Festivals zu veranstalten. Man begründet ausführlich und bemängelt, dass man als Initiative, die sich bei „Birlikte“ engagiert, nicht involviert wurde, bei der Frage ob eine solche Veranstaltung zum Festival passe.

Die „Initiative Keupstrasse ist Überall“ wird am 5. Juni das „Birlikte“-Festival mit einer Podiumsdiskussion eröffnen und im Café Sabahçı in der Keupstraße 87 den ganzen Tag ein Angebot bereit halten. In der Erklärung heißt es: „Wir, die „Initiative Keupstraße ist überall“, halten es für einen großen Fehler, dass eine Veranstaltung mit einem Repräsentanten einer Partei, die rassistische, islamophobe, frauenfeindliche und grundgesetzwidrige Positionen vertritt, an einem Fest wie Birlikte stattfinden soll. „Birlikte“ ist ein Fest, das aus einem Bedürfnis der Solidaritätsbekundung mit den Betroffenen des Nagelbombenanschlages des NSU entstanden ist. Das Fest soll ein klares Zeichen der Zivilgesellschaft gegen Neonazismus, Rassismus und Ausgrenzung und für ein Zusammenleben sein.“

Die Initiative spricht davon, dass die geplante Veranstaltung im Widerspruch zur ursprünglichen Idee des „Birlikte“-Festivals stehe. So schreibt man: „Statt eines gemeinsamen Zusammenstehens wird es zum Alleingang. Denn anstatt im Vorfeld der „Birlikte“-Planung die Meinungen der Betroffenen einzuholen angesichts einer derart kontroversen Veranstaltung und mit ihnen gemeinsam darüber zu diskutieren und eine Entscheidung zu treffen, wird ohne sie entschieden. Dieses Verhalten verdeutlicht nur einmal mehr, dass eine große Anzahl von Betroffenen zu Recht das Gefühl hat, instrumentalisiert zu werden. Auf „ihrem Rücken“ (Zitat eines Betroffenen) wird eine Einladung an den Vertreter einer Partei ausgesprochen, die für die Ausgrenzung und Stigmatisierung von Migrant_innen steht. Das diesjährige „Birlikte“-Motto „Zusammenreden“ kann nicht heißen, mit Rassist_innen und Rechtspopulist_innen zu reden. Und das auch noch gegen zahlreiche Proteste von antirassistischen, antifaschistischen und anderen engagierten Gruppen.“

Man bemängelt, dass das „Birlikte“-Bündnis der AfD eine Bühne bereitet und dies von Rechtspopulisten wie „Pro Köln“ genutzt werde, dies als öffentliche Akzeptanz auszulegen. Die Initiative weiter: „Das sture Verteidigen und das Beharren auf der Beibehaltung der

Veranstaltung seitens der Organisator_innen trotz der berechtigten Proteste zeigt nicht nur Naivität und Arroganz. Die nachgeschobene Erklärung gipfelt leider auch noch in der Diffamierung von bisherigem antifaschistischen und antirassistischen Engagements. Die berechtigten Einwände der unterschiedlichsten Bewegungen, die seit Jahrzehnten auf die Machenschaften von Rechtsextremisten, Rechtspopulisten und Rassisten aufmerksam machen und gegen sie protestieren, werden lapidar als „Dämonisierung und Hysterisierung“ abgewertet.“ Die Initiative fragt: „Sieht so also das Verständnis der Organisator_innen von „demokratischer Streitkultur“ aus?“

Die „Initiative Keupstrasse ist Überall“ fordert eine Absage der Veranstaltung mit dem AfD-Funktionär und macht einen Vorschlag für eine Alternative: „Eine wahrhaftige und mutige Entscheidung wäre es, auf Grund der Proteste, alternative Veranstaltungen anzubieten, wie z.B. eine kontroverse Diskussion genau zum Thema Streitkultur „Zusammen reden – sollte man der AfD ein Podium bieten?“ Und auf diesem Podium sollten genau auch die Menschen vertreten sein, die es angeht – Betroffene von Rassismus. Und nicht nur Wissenschaftler, Politiker und Moderatoren.“

Und ein weiteres Argument wird eingebracht: „Dass das Motto jetzt umgedreht wird und aus einem Zusammenreden mit den Opfern der Anschläge ein „Über sie reden mit einem Vertreter der AfD“ wird, halten wir für einen Affront gegen die Betroffenen des versuchten Massenmordes auf der Keupstraße sowie aller Migrant_innen.“ Die Initiative macht deutlich, dass sie, sollte die Veranstaltung mit dem AfD-Politiker stattfinden kreative Formen des Protestes begrüßen werde. Als Initiative „Keupstraße ist überall“ will man sich öffentlich und ausdrücklich von einer Veranstaltung mit der AfD an „Birlikte“ und von den Argumenten des „Birlikte“-Bündnisses distanzieren.

— — —
*Die „Initiative Keupstraße ist Überall“ versteht sich als offener antirassistischer Zusammenschluss.

— — —

Mehr zum Thema „Birlikte“ 2016 bei report-K:

Die Rechtspopulisten von „Pro Köln“ kommentieren den Diskurs um die AfD-Einladung zu „Birlikte“ 2016 >

Kritik an der Einladung des AfD-Politikers Konrad Adam wird lauter >

Antifa AK fordert Ausladung der AfD von Podiumsveranstaltung bei „Birlikte“ >

„Birlikte“ 2016 >

Fahrplanänderung der Buslinie 190 der KVB wegen „Birlikte“ 2016 >

Autor: ag