Schiri Phlipp Kadgiehn. Foto: ZvG

Köln | Es sind Bilder, die sprachlos machen.

Am Sonntag machte ein Vorfall in Frankfurt am Main bundesweit Schlagzeilen, der alle Fußballfreunde schockiert.

Denn ein offensichtlich völlig losgelöster Zuschauer bedrohte einen Jugend-Schiedsrichter offen mit dem Tode.

Ein Vorfall, der einen Trend bestätigt: Denn seit der coronabedingten Spielpause scheint es im Amateurfußball aggressiver denn je zuzugehen.

„Du Hurensohn!“ – Bonner Schiri hat selbst schlimmen Vorfall erlebt

Immer mehr offensichtlich in ihrem Alltag Frustrierte lassen ihre schlechte Laune am Sonntag auf den Kreisliga-Plätzen aus und haben in den Schiedsrichtern eine Zielscheibe für obszöne Pöbeleien und detestable Absurditäten ausgemacht.

Es ist schwierig, neue Schiedsrichter zu finden. Wir sind auch nur Menschen und die Leute sollen einfach wertschätzen, dass es uns noch gibt

Philipp Kadgien

Das zeigen Zahlen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der in der abgelaufenen Spielzeit eine deutliche Steigerung an nicht beendeten Partien verzeichnete.

In der Saison 2021/22 hätten die Schiedsrichter 911 Amateurspiele abbrechen müssen – so viele wie noch nie.

Philipp Kadgiehn überrascht das nicht. Der langjährige Bonner Hobby-Schiri hat 424 Amateurspiele (zumeist Kreisliga) auf dem Buckel und sagt report-K: „Die Angst pfeift immer mit. Man trifft eine Fehlentscheidung und steht alleine auf dem Platz, wenn man in der Kreisliga ist. Man muss auf die Eltern, Trainer, Zuschauer aufpassen. Was in Frankfurt/Main jetzt passiert ist, ist asozial hoch drei. Wir Schiris wollen doch nur ein schönes Spiel pfeifen.“

Der Familienvater weiter: „Es ist schwierig, neue Schiedsrichter zu finden. Wir sind auch nur Menschen und die Leute sollen einfach wertschätzen, dass es uns noch gibt. Es gibt viele Verbände, die einen Mangel haben. Wenn man sich über Fehlentscheidungen aufregt, soll man selbst einen Schiedsrichterschein machen, um mal die andere Sicht zu sehen.“

Unterschiede bei der Herkunft der Pöbler habe er nie feststellen können, sagt er.

Schiedsrichter Philipp Kadgiehn. Foto: privat

Angst auf dem Kreisliga-Platz: Das sagt die Familie eines Schiris

Aber was sagt die Familie? Hat sie Angst um ihn, wenn er sonntags raus auf die Plätze fährt?

Seine Frau Lena zu report-K: „Ich bin immer froh, wenn ich mit meiner Kleinen dabei bin. Dann habe ich das Gefühl, dass die alle umgänglicher sind. Und wenn ich nicht dabei sein kann, bin ich immer froh, wenn er nachher anruft und sagt: Das war ein gutes Spiel.“

Kadgiehn selbst wurde tatsächlich schon ebenfalls bedroht: „Mich hat es einmal getroffen, vor Jahren. Zum Glück nur einmal. Ich hatte ein angebliches Abseits übersehen und wurde lautstark mit den Worten „Du Hurensohn, du wirst sehen!“ nach dem Spiel bedroht.“

Dennoch ließ und lässt sich die Frohnatur den Spaß an der Pfeife nicht vermiesen. „Bezirksliga war das Höchste, aber da komme ich wieder hin“, sagt er.