Köln | Mehr als fünf Stunden nach Schließung der Wahllokale stabilisieren sich die Ergebnisse in den vier Kölner Stimmbezirken, auch wenn noch nicht alle Stimmbezirke ausgezählt sind. Eines ist klar: Die Kölner CDU muss erneut nach der Niederlage bei der Kommunalwahl 2020 eine herbe Schlappe hinnehmen und wird aller Voraussicht nach ihre Direktmandate verlieren.
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Hinweis der Redaktion: Um 0:45 Uhr waren 927 von 945 Kölner Stimmbezirken ausgezählt. Zu den in diesem Artikel dargestellten Zahlen sind die Verschiebungen minimal und die große Tendenz setzt sich fort. Es ist damit zu rechnen, dass heute Früh auch alle Ergebnisse vorliegen. Dann werden die Zahlen noch einmal aktualisiert.
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Die CDU ist in Köln nurmehr die drittstärkste Kraft und das in einer Stadt in der die CDU viele Mitglieder hat. Das ist nicht mehr wegzudiskutieren. Es ist ein Absturz sondergleichen. Im Kölner Bundestagswahlkreis wird Sanae Abdi für die Sozialdemokraten das Direktmandat holen. Mittlerweile sind 223 von 252 Stimmbezirken ausgezählt. Abdi liegt vor Friede von den Grünen und erst dann folgt CDU-Mann Möhring, der bisher das Direktmandat innehatte. 2017 errang Möhring 31,61 Prozent, aktuell liegt er abgeschlagen auf Platz 3 mit 22,39 Prozent.

In Lindenthal, Rodenkirchen und der südlichen Innenstadt hat die CDU aktuell nichts mehr zu melden. Einst waren dies die stolzen Hochburgen der Adenauer CDU. Schon in der Kommunalwahl 2020 mussten die Christdemokraten hier herbste Verluste einfahren. Jetzt nimmt ihnen Sven Lehmann von den Kölner Grünen das Direktmandat ab. 35,76 Prozent stehen für Lehmann in der Grafik, bei 271 von 308 ausgezählten Stimmbezirken. CDU-Frau von Möller bringt es gerade mal auf 23,39 Prozent. Verwunderlich ist das nicht, denn Lehmann, war auch unter den grünen Bundestagsabgeordneten der letzten Legislatur einer der wenigen, der sich für seinen Kölner Wahlkreis interessierte und öffentlich engagierte. Sei es beim Streit um die Gleueler Wiese, die Autobahnbrücke im Kölner Süden oder dem Mahmal für das Deportationslager Müngersdorf. Und die CDU? Die hatte Streit. Prof. Dr. Heribert Hirte hatte das Direktmandat 2017 für die CDU mit 34,89 Prozent geholt, das sind 11,5 Prozentpunkte mehr als von Möller.

In Köln III liegt der Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag Rolf Mützenich vorne mit 30,42 Prozent. Das war zu erwarten. Auf den Fersen ist ihm Katharina Drögedie sich von 13,61 Prozent in 2017 auf 27,63 Prozent bei 243 von 266 ausgezählten Stimmbezirken hocharbeitete.

In Köln IV also Leverkusen und Köln-Mülheim holt Karl Lauterbach wieder sicher mit wahrscheinlich über 45 Prozent das Direktmandat. Dort sind 116 von 123 Stimmbezirken ausgezählt. Auch hier verliert die CDU über alle Maßen und dass obwohl Laschet hier Serap Güler ins Rennen schickte, die wahrscheinlich in den Bundestag über die Liste einziehen könnte. Ihr Ergebnis ist allerdings Direktkandidatin mickrig. 17,51 Prozent stehen vor ihrem Balken in der Grafik aktuell. 2017 holte die CDU 26,71 Prozent der Erststimmen.

Und die anderen Parteien und die Gesamtstadt bei den Zweitstimmen?

Bei den Zweitstimmen bleibt für die CDU das düstere Bild bei 892 von 949 ausgezählten Stimmbezirken. 18,94 Prozent lautet die Zahl für die CDU statt wie 2017 satte 26,38 Prozent. Damit war die CDU 2017 die stärkste Kraft in Köln. Bei den Grünen verschickte die Kreisspitze schon am frühen Abend Jubelmeldungen, dass die Partei der Gewinner der Wahl in Köln ist. Sie könnte Recht behalten. Denn jetzt liegen die Grünen auf Platz 1 mit 27,97 Prozent. Und damit verfestigen die Grünen in der viertgrößten Stadt Deutschlands ihre Machtposition. Zweiter könnte die SPD in Köln mit 24,71 Prozent werden. Die Linke verliert herbe mit 5,98 Prozent und halbiert fast ihr Ergebnis. Auch die FDP verliert von 13,79 auf 10,75 Prozent. Die AfD zählt ebenfalls zu den Verlierern denn sie kommt nur noch auf 4,81 Prozent statt wie 2017 auf 7,25 Prozent.

Die Miniparteien

Die kleinen Parteien spielen bei der Bundestagswahl 2021 keine Rolle in Köln. Auch Volt nicht, obwohl die Partei hohe mediale Aufmerksamkeit genoss und ähnlich viele Plakate an die Laternenmasten pinnte. Das ist interessant, denn schließlich geht es bei einer Bundestagswahl eigentlich auch sehr stark um europäische Themen und Außenpolitik. Volt steht aktuell bei 1,01 Prozent und damit bei weniger Stimmen als die Tierschutzpartei. Die Freien Wähler spielen auch keine Rolle mit 0,46 Prozent. Die Partei ist die Größte unter den Kleinen mit aktuell 1,13 Prozent.

Noch wird in Köln ausgezählt, auf das Ergebnis muss also noch ein wenig gewartet werden.

Autor: red