„Titel, Datum und Zugstrecke sind eine absolute Provokation für die Demokratie in Köln“, betonte heute Andreas Kossiski, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds Köln (DGB) und Sprecher des Bündnisses „Köln stellt sich quer“. Denn der 7. Mai ist der Vorabend des Jahrestages der Befreiung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. An diesem Tag wurde die bedingungslose Kapitulation unterschrieben. Zudem plant die vom Verfassungsschutz NRW beobachtete Bürgerbewegung „Pro Köln“ ihre Demonstration am Deutzer Bahnhof zu beginnen – dem Ort, von wo aus während des NS-Regimes Juden und andere Verfolgte aus deportiert wurden. „Auch der Titel ‚Marsch der Freiheit’ ist eine Provokation für das bunte und friedliche Zusammenleben verschiedener Menschen in Köln“, erklärte heute Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholiken-Ausschusses.

„Liebe deinen nächsten wie dich selbst“
Gemeinsam ruft das Bündnis „Köln stellt sich quer“ daher auch 2011 zu einem friedlichen Zeichen gegen Rassismus und für eine bunte Gesellschaft auf. Dazu lädt das Bündnis zusammen mit dem Rat der Religionen am 7. Mai um 10.30 Uhr zu einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Heribert an der Deutzer Freiheit ein. Zu dem Gottesdienst wurden ganz verschiedene religiöse und gesellschaftliche Organisationen eingeladen. Der Gottesdienst wird von Pfarrer Frank Meurer unter dem Motto der Freiheit und dem Spruch „Liebe deinen nächsten wie dich selbst“ gehalten. Im Anschluss daran organisiert das Bündnis zudem auf der Frankenwerft im Linksrheinischen eine bunte Veranstaltung mit Redebeiträgen und Kulturprogramm. Unter anderem wird dort die gesamte Familie Brings auf der Bühne stehen.

Aufruf an Bewohner der Altstadt: Marsch nicht beachten
Unklar ist derzeit noch, welche genaue Strecke „Pro Köln“ am 7. Mai gehen will. Dies wird von der Polizei Köln aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben. Klar ist, dass „Pro Köln vom Deutzer Bahnhof aus über die Deutzer Brücke bis zum Heumarkt marschieren will. Dort soll eine Zwischenkundgebung stattfinden. Anschließend will „Pro Köln“ weiter bis zum Rudolfplatz ziehen. Das Bündnis „Köln stellt sich quer“ vermutet, dass „Pro Köln“ durch das Viertel zwischen dem Rhein im Osten, den Bächen im Süden, der Cäcilienstraße im Norden und den Ringen im Osten gehen will. Die Deutzer Brücke wird daher ab 6 Uhr morgens für den Verkehr gesperrt. Das Bündnis selbst will sich „Pro Köln“ nicht in den Weg stellen, verkündete Kossiski heute, um Auseinandersetzungen vermeiden. Allerdings ruft „Köln stellt sich quer“ alle Anwohner in diesem Gebiet dazu auf, während des Marsches die gelben Plakate und Flyer des Bündnisses oder selbst gemachte Plakate in Fenstern und Türen aufzuhängen sowie Rollladen zu schließen. Der Marsch von „Pro Köln“ soll unbeachtet bleiben.

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat etwa einstimmig beschlossen, am eigenen Haus in der Nähe des Deutzer Bahnhofs ein riesiges Transparent anzubringen, um gegen Diskriminierung und Rassismus einzustehen. Unterstützung für diese Aktion haben auch bereits mehrere Gaststätten, Kneipen und Geschäfte in der Altstadt zugesagt, die sich unter anderem zu dem Bündnis „Kein Kölsch für Nazis“ zusammengeschlossen haben. Mitmachen wird bei dieser Aktion auch der Lesben- und Schwulenverband Deutschland. „Die geplante Route hat bei uns tiefe Bestürzung ausgelöst“, sagte heute Marco Malavasi, Vorsitzende des Verbands. Denn das Viertel in der südlichen Altstadt sei Gebiet der Kölner schwul-lesbischen Szene bekannt. „Hier wurde die schwul-lesbische Szene in Köln gegründet“, betonte Malavasi. Dass „Pro Köln“ daher genau diese Strecke plane, „ist als Provokation kaum zu ertragen“, meinte Malavasi.

Protest mit friedlichen Mitteln
Zugleich appellierte „Köln stellt quer“ heute an alle Teilnehmer des Protestes, sich friedlich und demokratisch zu verhalten. „Ich wünsche mir ein friedlichen und buntes Leben in dieser Stadt“, sagte Kossiski. Zugleich wandte er sich mit der Bitte an die Polizei, die Aktionen des Bündnisses wahrzunehmen und zu verstehen, dass das Bündnis keine Auseinander mit Polizei und Staat suche. „Wir sind nicht die Gegner der Polizei“, betonte Kossiski. Um Auseinandersetzungen zu vermeiden, wolle man daher auch nicht die Nähe zu der Demonstration von „Pro Köln“ suchen.

Infobox: Unterstützer von „Köln steltl sich quer“
Oberbürgermeister der Stadt Köln, Jürgen Roters – Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland (LVR), Dr. Jürgen Wilhelm – AK Antifaschismus-Antidiskriminierung ver.di Köln – AK Grüne MuslimInnen NRW – AK Lesben und Schwule ver.di Köln – Bündnis 90/Die Grünen: Köln, Ratsfraktion, Landesvorstand, Landtagsfraktion, Fraktion im LVR, Grüne Jugend Köln und NRW – DEINE FREUNDE – Deutscher Gewerkschaftsbund Region Köln-Bonn – DGB-Jugend Köln – DIDF Köln – DIE LINKE: Köln, Ratsfraktion, Landtagsfraktion, Fraktion im LVR, Die Linke. SDS Köln – Evangelischer Kirchenverband Köln und Region – Fraktion Freie Wähler/Deine Freunde im LVR – Gewerkschaft der Polizei, (GdP) Kreisgruppe Köln – Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Stadtverband Köln – IG BAU – IG Metall Köln – IG Metall-Jugend Köln – KALZ e.V. – Katholikenausschuss Köln – Kölner Elf – Kölner Friedensforum – Kölner Jugendring – Kölnische Gesellschaft für christlichjüdische Zusammenarbeit – Liga der Wohlfahrtsverbände Köln – Mieterverein Köln – Piratenpartei Köln – SJD-Die Falken – SPD: Köln, Ratsfraktion, NRW, Jusos Köln – Ver.di Bezirk Köln – Verein EL-DE-Haus – Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Köln

Alle Gegenveranstaltungen in Köln auf einem Blick >>>

Polizei Köln rechnet mit Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens >>>


Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung